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VÖ: 22.02.2019
Genre: Piano Jazz
“Kühn interpretiert die Musik Colemans auf seine ganz eigene Art: lyrisch, sanft und in sich gekehrt, aber voller überraschender Details.”-Galore (DE)
Joachim Kühn / piano
Joachim Kühn ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende. Auf seinen Reputationen und dem internationalen Erfolg ruht sich der Pianist aber keineswegs aus, er ist immer noch ungemein produktiv und aktiv. Ob mit seinem New Trio mit Eric Schaefer und Chris Jennings, ob bei diversen Begegnungen und Gastspielen (mit Archie Shepp, Pharoah Sanders, Michel Portal, Daniel Humair und seinem Bruder Rolf) oder als Mitglied in Emile Parisiens Quintett: Kühn steht nach wie vor in vorderster Front des aktuellen Jazzlebens. Angesichts dieses Pensums mag man es kaum glauben, dass er am 15. März kommenden Jahres 75 Jahre alt wird. Wie nicht anders zu erwarten, begeht Kühn diesen Anlass nicht auf der Couch, sondern mit einem neuen Projekt. Und wer ihn kennt, wird sich nicht wundern, dass dabei nicht er im Mittelpunkt steht, sondern ein Kollege und Freund, der seine wichtigste Inspirationsquelle der vergangenen Jahrzehnte war: Ornette Coleman.
Als sie sich Anfang der Neunzigerjahre in Paris kennenlernten, war das der Beginn einer besonderen künstlerischen Beziehung, denn gegenüber Pianisten war Coleman höchst anspruchsvoll: Nach einem ersten Duo-Konzert in der riesigen Arena von Verona wurde Kühn der einzige Pianist, der mit Coleman in dieser Besetzung regelmäßig auftrat. Später löste er auch Geri Allen in Colemans Quartett ab. „Ornette hat mich danach mehrmals im Jahr aus Ibiza nach New York eingeflogen“, erinnert sich Kühn. „Er mietete einen Steinway Flügel, und wir spielten jeweils eine Woche lang vierzehn Stunden am Tag.“
Die 2015 gestorbene amerikanische Jazz-Ikone fand ein spezielles, höchstes Lob für den 14 Jahre jüngeren Deutschen: „Er kommt nicht vom Jazz, er kommt von der Musik.“ Beide einte vor allem, dass sie die üblichen harmonischen Systeme – das Wohltemperierte der Klassik wie die Changes des Jazz – als Einschränkung verstanden und ein jeweils eigenes erfanden: Coleman seine „Harmolodics“, Kühn sein „Diminished Augmented System“. Folgerichtig war es auch Coleman, der den in Leipzig aufgewachsenen Kühn wieder auf seinen ersten prägenden musikalischen Einfluss stieß: auf Johann Sebastian Bach. So kam es, dass Kühn seinerzeit an einem Abend mit Coleman auftrat und am nächsten mit seinem „Bach Now“-Projekt mit dem Thomanerchor Leipzig.
Es ist also begründet, dass Kühn seinen runden Geburtstag mit dem großen Inspirator Ornette Coleman verbindet - und zugleich die aktuelle Serie von Veröffentlichungen unbekannter Werke von Jazzlegenden um ein ganz persönliches Kapitel erweitert. Denn was konkret hinter dem Album „Melodic Ornette Coleman“ steckt, beschreibt er so: „Von 1995 bis 2000 konnte ich sechzehn Konzerte mit Ornette spielen. Vor jedem Konzert schrieb er zehn neue Stücke, die wir vorher eine ganze Woche lang in seinem Harmolodic Studio in Harlem ausgearbeitet und aufgenommen haben. Da er wollte, dass ich die, wie er es nannte, Cards (Sounds) zu seinen Melodien mache, war ich also direkt im Kompositionsprozess involviert. Nach dem Konzert wurden die Titel nie wieder gespielt. Ich habe nun als Einziger alle Aufnahmen und Noten der insgesamt 170 Stücke. Seine schönsten Melodien und Balladen habe ich jetzt, nach etwa zwanzig Jahren, neu zusammengestellt und Piano Solo eingespielt. Außer ,Lonely Woman‘ wurde keines der Stücke je von Ornette Coleman veröffentlicht.“
Ein anderer, ganz im Gegensatz zu seinen Free Jazz-Eruptionen der frühen 1960er Jahre lyrischerer Ornette Coleman ist hier also zu entdecken. Das Denkmal, das Kühn der Jazz-Ikone hier setzt, ist das des im Blues verwurzelten Schöpfers farbenfroher Melodien. Natürlich erklingen oft andere als die gewohnten Farben, selbstverständlich nutzt Kühn die Vorlagen auch für seine intuitiven Eingebungen des Augenblicks und seine typischen, tempogeladenen Ausritte, doch sind hier vor allem zwei seelenverwandte Klangbildner zu entdecken, deren Ausgangsmaterial Melodien sind. Mal erdige, fast traditionelle („Lost Thoughts“), mal fröhlich verspielte („Love Is Not Generous, Sex Belongs To Woman“), mal sehnsuchtsvoll melancholische („Somewhere“) und zum Schluss auch mal empört tönende („The End Of The World“). Kühn meistert diese Herausforderungen mit der üblichen Grandezza, mit seiner unnachahmlichen Kombination aus feinster Piano-Technik, tiefem inneren Verständnis der Stück-Strukturen und der Fähigkeit, sie aus dem Augenblick heraus zu gestalten. Und es ist wohl ganz im Sinne Colemans, dass Kühn dies nicht im Studio, sondern zu Hause auf Ibiza, zwanglos und zurückgezogen in seinem Musikzimmer auf seinem Steinway-Flügel aufgenommen hat. „Perfektion ist der Killer der Musik“, sagt er gerne, „ich wollte die Musik ganz pur, wollte ganz tief hineingehen.“ Das Ergebnis ist Jazz in Progress, das Vermächtnis eines der visionärsten Jazzkünstler und eine Feierstunde für einen der größten Pianisten zugleich.
Joachim Kühn / piano
Joachim Kühn ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende. Auf seinen Reputationen und dem internationalen Erfolg ruht sich der Pianist aber keineswegs aus, er ist immer noch ungemein produktiv und aktiv. Ob mit seinem New Trio mit Eric Schaefer und Chris Jennings, ob bei diversen Begegnungen und Gastspielen (mit Archie Shepp, Pharoah Sanders, Michel Portal, Daniel Humair und seinem Bruder Rolf) oder als Mitglied in Emile Parisiens Quintett: Kühn steht nach wie vor in vorderster Front des aktuellen Jazzlebens. Angesichts dieses Pensums mag man es kaum glauben, dass er am 15. März kommenden Jahres 75 Jahre alt wird. Wie nicht anders zu erwarten, begeht Kühn diesen Anlass nicht auf der Couch, sondern mit einem neuen Projekt. Und wer ihn kennt, wird sich nicht wundern, dass dabei nicht er im Mittelpunkt steht, sondern ein Kollege und Freund, der seine wichtigste Inspirationsquelle der vergangenen Jahrzehnte war: Ornette Coleman.
Als sie sich Anfang der Neunzigerjahre in Paris kennenlernten, war das der Beginn einer besonderen künstlerischen Beziehung, denn gegenüber Pianisten war Coleman höchst anspruchsvoll: Nach einem ersten Duo-Konzert in der riesigen Arena von Verona wurde Kühn der einzige Pianist, der mit Coleman in dieser Besetzung regelmäßig auftrat. Später löste er auch Geri Allen in Colemans Quartett ab. „Ornette hat mich danach mehrmals im Jahr aus Ibiza nach New York eingeflogen“, erinnert sich Kühn. „Er mietete einen Steinway Flügel, und wir spielten jeweils eine Woche lang vierzehn Stunden am Tag.“
Die 2015 gestorbene amerikanische Jazz-Ikone fand ein spezielles, höchstes Lob für den 14 Jahre jüngeren Deutschen: „Er kommt nicht vom Jazz, er kommt von der Musik.“ Beide einte vor allem, dass sie die üblichen harmonischen Systeme – das Wohltemperierte der Klassik wie die Changes des Jazz – als Einschränkung verstanden und ein jeweils eigenes erfanden: Coleman seine „Harmolodics“, Kühn sein „Diminished Augmented System“. Folgerichtig war es auch Coleman, der den in Leipzig aufgewachsenen Kühn wieder auf seinen ersten prägenden musikalischen Einfluss stieß: auf Johann Sebastian Bach. So kam es, dass Kühn seinerzeit an einem Abend mit Coleman auftrat und am nächsten mit seinem „Bach Now“-Projekt mit dem Thomanerchor Leipzig.
Es ist also begründet, dass Kühn seinen runden Geburtstag mit dem großen Inspirator Ornette Coleman verbindet - und zugleich die aktuelle Serie von Veröffentlichungen unbekannter Werke von Jazzlegenden um ein ganz persönliches Kapitel erweitert. Denn was konkret hinter dem Album „Melodic Ornette Coleman“ steckt, beschreibt er so: „Von 1995 bis 2000 konnte ich sechzehn Konzerte mit Ornette spielen. Vor jedem Konzert schrieb er zehn neue Stücke, die wir vorher eine ganze Woche lang in seinem Harmolodic Studio in Harlem ausgearbeitet und aufgenommen haben. Da er wollte, dass ich die, wie er es nannte, Cards (Sounds) zu seinen Melodien mache, war ich also direkt im Kompositionsprozess involviert. Nach dem Konzert wurden die Titel nie wieder gespielt. Ich habe nun als Einziger alle Aufnahmen und Noten der insgesamt 170 Stücke. Seine schönsten Melodien und Balladen habe ich jetzt, nach etwa zwanzig Jahren, neu zusammengestellt und Piano Solo eingespielt. Außer ,Lonely Woman‘ wurde keines der Stücke je von Ornette Coleman veröffentlicht.“
Ein anderer, ganz im Gegensatz zu seinen Free Jazz-Eruptionen der frühen 1960er Jahre lyrischerer Ornette Coleman ist hier also zu entdecken. Das Denkmal, das Kühn der Jazz-Ikone hier setzt, ist das des im Blues verwurzelten Schöpfers farbenfroher Melodien. Natürlich erklingen oft andere als die gewohnten Farben, selbstverständlich nutzt Kühn die Vorlagen auch für seine intuitiven Eingebungen des Augenblicks und seine typischen, tempogeladenen Ausritte, doch sind hier vor allem zwei seelenverwandte Klangbildner zu entdecken, deren Ausgangsmaterial Melodien sind. Mal erdige, fast traditionelle („Lost Thoughts“), mal fröhlich verspielte („Love Is Not Generous, Sex Belongs To Woman“), mal sehnsuchtsvoll melancholische („Somewhere“) und zum Schluss auch mal empört tönende („The End Of The World“). Kühn meistert diese Herausforderungen mit der üblichen Grandezza, mit seiner unnachahmlichen Kombination aus feinster Piano-Technik, tiefem inneren Verständnis der Stück-Strukturen und der Fähigkeit, sie aus dem Augenblick heraus zu gestalten. Und es ist wohl ganz im Sinne Colemans, dass Kühn dies nicht im Studio, sondern zu Hause auf Ibiza, zwanglos und zurückgezogen in seinem Musikzimmer auf seinem Steinway-Flügel aufgenommen hat. „Perfektion ist der Killer der Musik“, sagt er gerne, „ich wollte die Musik ganz pur, wollte ganz tief hineingehen.“ Das Ergebnis ist Jazz in Progress, das Vermächtnis eines der visionärsten Jazzkünstler und eine Feierstunde für einen der größten Pianisten zugleich.
Joachim Kühn
Eindringlichkeit und WahrhaftigkeitRund um seinen 80.
Geburtstag am 15. März 2024 wandert Joachim Kühn über ein Hochplateau
seiner Piano-Kunst, schöpft aus der Fülle der Erfahrungen und
konzentriert sich ganz auf die Gegenwart, auf den Moment. Wie schon sein
ganzes Leben lang. Dennoch muss man zu diesem Anlass festhalten:
Wie kein anderer Jazzpianist aus Deutschland hat sich Joachim Kühn einen
Platz in der internationalen Spitze des Genres erspielt. Er kann auf
Jahrzehnte eines Schaffens zurückblicken, in denen er Jazzgeschichte
nicht nur miterlebt, sondern maßgeblich mitgestaltet und vorangetrieben
hat. Joachim Kühns Bedeutung unterstreicht auch das Bundesverdienstkreuz
Erster Klasse, welches ihm Bundespräsident Frank Walter Steinmeier am
12.4. verleiht.
Joachim Kühn und ACT-Gründer Siggi Loch teilen eine mehr als
50-jährige Verbindung, die mit der Veröffentlichung von „Springfever“
1972 auf Atlantic Records begann, sich seit 1992 auf ACT fortsetzt und
in der aktuellen Dekade unter Andreas Brandis eine fruchtbare
Fortführung findet. Kühns 19 Alben auf ACT zeigen einen Musiker von
beeindruckender Bandbreite. Diese reicht von der Jazzsymphonie
„Europeana“ über das Nordafrika und Europa vereinende Trio Kühn / Bekkas
/ López und das Joachim Kühn New Trio bis zum
generationenübergreifenden Duo mit Michael Wollny und mehreren
Soloaufnahmen.
In seinem Spiel verbindet Joachim Kühn ein unbändiges Streben
nach künstlerischer Freiheit mit einem untrüglichen Sinn für
musikalische Qualität und spielerische Leichtigkeit mit starken
Emotionen. Seine Konzerte und Aufnahmen gleichen Ereignissen,
entfalten sich in rauschhaften Improvisationen und finden wie von selbst
zu faszinierenden Verlaufsformen. Das trifft auf seine Soloauftritte
ebenso zu wie auf sein Spiel im New Trio mit dem Bassisten Chris
Jennings und dem Schlagzeuger Eric Schaefer wie auch auf das Duo mit dem
Jahrzehnte jüngeren Michael Wollny – dokumentiert auf zwei ACT Alben,
zuletzt auf „DUO“ Anfang 2024. Kühn und Wollny sind einander
wesensverwandt in der Tiefe des musikalischen Empfindens, in ihrer
überbordenden Phantasie, ihrer künstlerischen Kompromisslosigkeit und im
Streben nach dem Überschreiten musikalischer Grenzen. Kann man im Spiel
der beiden einen Nachhall der großen klassischen und romantischen
Klaviertradition hören, so offenbart Joachim Kühn im Trio wie stark er
die Essenzen des Jazz assimiliert hat und zugleich in eine eigene,
innovativ orientierte Klangsprache zu transformieren zu weiß.
Die Laufbahn von Joachim Kühn umspannt Zeiten, Länder, Kontinente
und lässt bei allen musikalischen Umbrüchen eine Konstante erkennen:
Das Streben nach Freiheit. Geboren 1944 in Leipzig, hat er sich seit
früherster Jugend an den Großen orientiert – an John Coltrane, an
Ornette Coleman, an Bach. Sein älterer Bruder, der Klarinettist Rolf
Kühn, wurde sein Vorbild und später sein musikalischer Partner. Mit
seinem frühen Idol Ornette Coleman verband ihn eine lange und intensive
Zusammenarbeit. Und die Verehrung für Johann Sebastian Bach wurde im
gemeinsamen Musizieren mit dem Leipziger Thomanerchor zu einer
klanggewaltigen Reminiszenz.
Joachim Kühns atemlose Karriere lässt sich kaum mehr im Zeitraffer erfassen: Free
Jazz im heißen Klima der sechziger Jahre in Paris, Fusion Music in
Kalifornien, moderner Jazz in New York, Solo, Duos, Trios, unzählige
Platten, schließlich die Entscheidung für Ibiza als Wohnsitz, von dem
aus die Wege den Pianisten in alle Welt führen. Für jemanden wie Joachim
Kühn, der zu einhundert Prozent in der Musik lebt, gibt es keinen
Stillstand. Sich weiterzuentwickeln ist für ihn eine innere Triebkraft,
obwohl er sich längst mit dem Erreichten glücklich und zufrieden geben
könnte. Er hat mit der Königsklasse des Jazz gespielt, mit Musikern wie
Ornette Coleman, Archie Shepp, Pharoah Sanders und Joe Henderson. Er hat
mit seinem Bruder Rolf und dem Coltrane-Bassisten Jimmy Garrison
"Impressions Of New York" aufgenommen. Sein Trio mit Daniel Humair und
Jean-François Jenny-Clark ist aus der europäischen Jazzgeschichte nicht
mehr wegzudenken. Und im Trio mit Majid Bekkas und Ramón López oder im
Duo mit Rabih Abou-Khalil gelang ihm die Öffnung des Jazz zu den
Kulturen der Welt.
Doch für diesen Pianisten hat die Suche kein Ende. Technisch
gibt es für ihn schon lange keine Grenzen mehr. Es geht ihm, sagt
Joachim Kühn, um die pure Musik. Mit der größten Eindringlichkeit und
Wahrhaftigkeit
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