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KUU!
Artificial Sheep

VÖ: 27.08.2021

Genre: Crossover

€17.50*

ACT 9926-2, 614427992628
„Die Energie des Rock und der Geist des Jazz treiben KUU! gleichermaßen an. Was dabei herauskommt, ist einfach nur umwerfend gute Musik.“-Süddeutsche Zeitung

Jelena Kuljić / vocals
Kalle Kalima / guitar & bass
Frank Möbus / guitar
Christian Lillinger / drums

Recorded at Hansa Studios Berlin 19.02. - 21.02. & 17.08. - 18.08.2020 Engineers: Nanni Johansson & Klaus Scheuermann Assistants: Frida Claeson Johansson & Yun Chu Liang Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Produced by KUU!

the art in music:Cover art by Gabriel Orozco, Untitled, 2018 - 2019, courtesy Gallery Kurimanzutto, New York /Mexico City


Lampedusa Lullaby, das ACT-Debüt des Quartetts KUU!, wurde im Jahr 2018 von der Kritik gefeiert – und zwar mit unüblichen Begriffen, weil es für diese Musik noch keine Schublade gab. In der Süddeutschen wurden „kubistische Rockmusik“ und „wunder-bare, harte Poesie“ gehört. Etwas bedeckter hielt sich laut: „Ziemlich dicke Ansage“, die Zeitschrift Kultur titelte mit „Proto-PostPunkJazz“. Begeistert waren alle. „Im Grunde möchten wir einfach nur spielen. Gute Konzerte mit dieser Band sind beglü-ckend“, sagt Gitarrist Kalle Kalima. Sängerin Jelena Kuljić ergänzt: „Wenn wir spielen, ist es das reine Paradies.“ Auch für das Publikum. Komplettiert durch den Gitarristen Frank Möbus und dem Schlagzeuger Christian Lillinger waren KUU! unterwegs und wurde gefeiert auf großen Festivals und in angesagten Clubs. So wäre es weitergegangen, doch dann kam Corona… Also wurde die Arbeit in die Heimstudios nach München und Berlin verlegt. Neue Songs mussten her, um sich für das Danach frisch und die Band vital zu halten. Das Jetzt veränderte alles: die Kommunikation, die Prozesse, die Themen und die Art, wie sie in die Texte einflossen, die Beats, die rhythmischen Verflechtungen, die Sounds und überhaupt die Energie produzierende Reibung inner-halb dieser Band der starken Persönlichkeiten.

Gespenstisch und verunsichernd war es, als wäre eine dystopische Zukunft plötzlich Gegenwart
. Ohnehin hatten KUU! – was im Finnischen Mond bedeutet – darüber nachgedacht, die Texte des neuen Albums in einer nahen Zukunft zu verorten. Die Welt von Blade Runner aber war plötzlich Realität: Paranoia, Kontrolle, Macht und Misstrauen, die Fälschung der Welt, Um-weltzerstörung, Mensch versus Roboter … Der Kultfilm mit Harri-son Ford basiert auf dem S-F-Roman Träumen Androiden von elektrischen Schafen? des Amerikaners Philip K. Dick. Ihm ist auch der Album-Titel Artificial Sheep entlehnt.

„Wenn man seine Arbeit in der Öffentlichkeit macht“, sagt Jelena Kuljić, „hat man die Aufgabe, sich mit der Welt zu befassen.“
Simple Liebeslieder hätten heute etwas Verlogenes. Corona wurde zum Katalysator einer ins Netz verschwindenden Welt. Das hat die Intensität und poetische Kraft der neuen Texte gesteigert. Sie handeln von der Flucht vor Realitäten in den schönen Schein, von digitalen Schafen, die andere Hirten suchen. Sie schichten den Bilderberg einer klaustrophobischen Welt. Eine taucht „aus der Sicherheit ihrer Küche in die Welt der Superheldinnen ein“. Ein anderer weiß bei all den digitalen Manipulationen gar nicht mehr, ob er als Roboter oder als Mensch durch die Welt taumelt. Es öffnen sich Räume für Verschwörungstheorien, die für politische Ambitionen ausgenutzt werden. Auch die Kommunikationsprobleme von Menschen, die sich nah sind, wachsen. Im Intro zu Miss Stress zitiert Kuljić den Selbstverwirklichungsanspruch der Aktivistin Emma Goldman, um von dort auf Gender- und Diversifizierungs-fragen zu kommen. Leben werden aus den Bruchstücken der Erinnerung rekonstruiert. Zwei Coverversionen von Arcade Fire und den Beastie Boys thematisieren Zerbrechlichkeit und Versuche, das System zu sprengen. Darwinistische Überlebensregeln als Gruppenzwang, wie sie der skandinavische Romancier Aksel Sandemose als Gegenentwurf zu den zehn Geboten im Jante-Gesetz formulierte, scheinen auf in Book of Nihil, das wie eine schräge atonale Hymne das Album abschließt.

Nichts in diesen Texten über unsere schöne neue Welt wird mit erhobenem Zeigefinger vorgetragen. Sehnsuchtsvoll, charming und direkt, dann wieder spröde, sperrig und provokant interpretiert diese höchst intensive Sängerin, die als Schauspielerin an den Münchner Kammerspielen arbeitet, die Bilderflut der Gegenwart mit ihren Dringlichkeitssteigerungen. Das ist nicht mehr in gängigen Strophe-Refrain-Schemen zu verhandeln. Hier gibt es kein Trallala. Wie die grandiose Band mit ihrer Sängerin lustvoll durch diese Textgebirge steigt, wie sie ihren so anderen Songs dient und sie mit ausgefuchster Musikalität steigert, das ist ohne Vergleich. Sie leuchten Klüfte und Schluchten aus, bewah-ren die Rätsel und agieren als Team jenseits der Selbstdarstel-lung. Das ist markant und bis in die Details spannend. Eben deswegen dringt diese Kunst zu Essenzen vor, ohne dabei jemals zu moralisieren. Die beiden Gitarren verschmelzen zu einem Megainstrument, wobei sie weder das Wettbewerbsmäßige des Jazz noch das Simplifizierende des Rock bedienen. In dieses Zwischen-reich hinein schlägt das Schlagzeug zu mit immer neuen druckvollen Finessen. Das ergibt eine Musik genau für diese Zeit: energetisch, aufstörend, wuchtig, doch gleichzeitig filigran und eindringlich plausibel: Ein Glücksfall für vorurteilsfreie Hörer.

„Sind wir laut genug?“
, fragte Jelena Kuljić während eines der großartigen KUU!-Konzerte. Genau darum geht es: Diese Band muss gehört werden, sie ist gemeinsam in Bewegung. „Eine der krassesten Sachen, die ich je gemacht habe“, nennt Kalle Kalima Artificial Sheep.

"The energy of rock and the spirit of jazz drive KUU! equally. What comes out of it is simply stunningly good music." - Süddeutsche Zeitung

"KUU!'s music is energetic and rhythmically intricate, shimmering between genres, and Jelena Kuljić's voice blazes." - Der Tagesspiegel

KUU!
KUU! has some really great songs that dig deep with emotion and hook you in. What makes this band so special in the German music landscape is their unique artistic chemistry combined with an intensity in their artistic delivery. The group, comprised of the never-short-of-creative-ideas trio of Kalle Kalima and Frank Möbus (both on guitar) and drummer Christian Lillinger, forms the creative and energetic backbone for the expressive singer Jelena Kuljić. KUU!'s music is incredibly powerful. It shakes things up, makes connections meaningful, and engages the body, mind, and soul equally. It's intricate, compact, and contemporary.