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VÖ: 28.09.2018
Genre: Vinyl, Piano Jazz
Esbjörn Svensson - Piano
Dan Berglund - Double Bass
Magnus Öström - Drums
Recorded by Janne Hansson at Atlantis in December 2001, except track 01 recorded by Åke Linton at Roam Studio in April 2001
Mixed by Janne Hansson at Atlantis, January 2002
Mastered by Tommy Lydell at Atlantis
Produced by e.s.t.
Reifeprozesse zeigen sich manchmal viel ruckartiger, als sie stattfinden: Plötzlich ist etwas verändert.
Genau das trifft auf die CD des Esbjörn Svensson Trios - kurz E.S.T. - zu. Eine künstlerische Entwicklung, die kontinuierlich fortschritt, hat hier einen Kristallisationspunkt erreicht.
Noch ein bisschen weiter als zuvor hat sich E.S.T. vom gängigen Jazz-Klaviertrio-Stil entfernt. Ihre Eigenkompositionen haben Esbjörn Svensson (Piano), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Schlagzeug) noch stärker verschlankt - oder besser: zugespitzt. Noch griffiger, manchmal auch einfacher, immer aber strenger sind die Themen: sparsame, Aufmerksamkeit bündelnde Klang-Signale aus den Morse-Alphabeten des modernen Jazz, der Popmusik, des skandinavischen Folk und der europäischen E-Musik. Frappierend leise kommen sie im dichten, feinen Spiel des Trios daher: eine Musik, die nicht unbedingt Entladungen braucht, um ihre Kraft spürbar zu machen.
Gerade das Titelstück, "Strange Place For Snow" (Track 3), zeigt das: "Bevor es seine endgültige Form bekam, hörte es sich zu poppig an", erzählte Esbjörn Svensson. Ein Ohrwurm-Motiv aus fünf Tönen wandert raffiniert durch unerwartete Harmonien, schleicht sich an und entzieht sich dann wieder subtil: eine Komposition, die den Hörer sofort anspringt und dann doch ihr Geheimnis behält.
Das gilt ähnlich für alle neun Nummern der CD. Sanft soulig beginnt sie mit "The Message" (Track 1), einer freien Einspielung vom Mai 2001. Track 2, "Serenade For The Renegade" ist eine sublim leise Hommage an Radiohead. In Track 4, "Behind The Yashmak" spielt das Trio seine Fähigkeit aus, über eine lange Distanz (10 Minuten) mit elegischen Linien Spannung aufzubauen und sie immer mehr zu steigern, zu verdichten - in einem Klang-Raum, der dennoch stets weit offen bleibt: ein Stück zum allmählichen Abheben. Track 5, "Bound For The Beauty of The South", hat E.S.T. dem bei Garmisch-Partenkirchen liegenden Schloss Elmau gewidmet, wo es ein eigenes, mittlerweile viel beachtetes Jazz-Festival gibt und das Trio eine Art Refugium gefunden hat: Meditative Basslinien von wunderbar lyrischer Schönheit grundieren ein Klang-Idyll, das dem realen Ort gerecht zu werden versucht.
Von dem großen ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881-1945) hat sich Esbjörn Svensson für "Years Of Yearning" (Track 6) inspirieren lassen - mit einem Meisterstück der Reduktion auf wenige Töne in einer wiederkehrenden, zugleich hymnischen und melancholischen Akkordfolge. Track 7, "When God Created The Coffeebreak", schließt mit gewitztem zum bohrenden Kontrapunkt einer Musik, die sich jeder "Play Bach"-Nostalgie ironisch verweigert: Bach im Ambient-Zeitalter. Track 8, "Spunky Sprawl", klingt mit verfremdetem Boogie-Bass und einer geistvoll kürzelhaften Melodie fast wie eine Reminiszenz an die genialisch-lakonischen Film -Themen von Henri Mancini; und ganz beiläufig spielt das Trio gerade hier seine Virtuosität aus: Brillanz mit Hintersinn. "Carcrash" (Track 9), das Schluss-Stück dieser CD, klingt ganz anders, als der Titel vermuten lässt - eher die Stille nach dem "Crash" kann man aus den fast statischen Tönen dieser verhangen-schönen, dunklen, aber nur in Maßen düsteren Ballade heraushören, die in kreisende Glockenklang-Monotonie mündet.
Eine wie durchkomponiert erscheinende Abfolge ergeben die neun Stücke dieser CD: Alle wie aus einem Guss und doch jedes verblüffend anders. Mit "Strange Place For Snow" hat E.S.T. die eigene Mitte gefunden - und in ihr überraschend viele Formen und Farben. Eine CD mit ziemlichem Kult-Potenzial - weit über die Gemeinde der Jazztrio-Verehrer hinaus.
Dan Berglund - Double Bass
Magnus Öström - Drums
Recorded by Janne Hansson at Atlantis in December 2001, except track 01 recorded by Åke Linton at Roam Studio in April 2001
Mixed by Janne Hansson at Atlantis, January 2002
Mastered by Tommy Lydell at Atlantis
Produced by e.s.t.
Reifeprozesse zeigen sich manchmal viel ruckartiger, als sie stattfinden: Plötzlich ist etwas verändert.
Genau das trifft auf die CD des Esbjörn Svensson Trios - kurz E.S.T. - zu. Eine künstlerische Entwicklung, die kontinuierlich fortschritt, hat hier einen Kristallisationspunkt erreicht.
Noch ein bisschen weiter als zuvor hat sich E.S.T. vom gängigen Jazz-Klaviertrio-Stil entfernt. Ihre Eigenkompositionen haben Esbjörn Svensson (Piano), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Schlagzeug) noch stärker verschlankt - oder besser: zugespitzt. Noch griffiger, manchmal auch einfacher, immer aber strenger sind die Themen: sparsame, Aufmerksamkeit bündelnde Klang-Signale aus den Morse-Alphabeten des modernen Jazz, der Popmusik, des skandinavischen Folk und der europäischen E-Musik. Frappierend leise kommen sie im dichten, feinen Spiel des Trios daher: eine Musik, die nicht unbedingt Entladungen braucht, um ihre Kraft spürbar zu machen.
Gerade das Titelstück, "Strange Place For Snow" (Track 3), zeigt das: "Bevor es seine endgültige Form bekam, hörte es sich zu poppig an", erzählte Esbjörn Svensson. Ein Ohrwurm-Motiv aus fünf Tönen wandert raffiniert durch unerwartete Harmonien, schleicht sich an und entzieht sich dann wieder subtil: eine Komposition, die den Hörer sofort anspringt und dann doch ihr Geheimnis behält.
Das gilt ähnlich für alle neun Nummern der CD. Sanft soulig beginnt sie mit "The Message" (Track 1), einer freien Einspielung vom Mai 2001. Track 2, "Serenade For The Renegade" ist eine sublim leise Hommage an Radiohead. In Track 4, "Behind The Yashmak" spielt das Trio seine Fähigkeit aus, über eine lange Distanz (10 Minuten) mit elegischen Linien Spannung aufzubauen und sie immer mehr zu steigern, zu verdichten - in einem Klang-Raum, der dennoch stets weit offen bleibt: ein Stück zum allmählichen Abheben. Track 5, "Bound For The Beauty of The South", hat E.S.T. dem bei Garmisch-Partenkirchen liegenden Schloss Elmau gewidmet, wo es ein eigenes, mittlerweile viel beachtetes Jazz-Festival gibt und das Trio eine Art Refugium gefunden hat: Meditative Basslinien von wunderbar lyrischer Schönheit grundieren ein Klang-Idyll, das dem realen Ort gerecht zu werden versucht.
Von dem großen ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881-1945) hat sich Esbjörn Svensson für "Years Of Yearning" (Track 6) inspirieren lassen - mit einem Meisterstück der Reduktion auf wenige Töne in einer wiederkehrenden, zugleich hymnischen und melancholischen Akkordfolge. Track 7, "When God Created The Coffeebreak", schließt mit gewitztem zum bohrenden Kontrapunkt einer Musik, die sich jeder "Play Bach"-Nostalgie ironisch verweigert: Bach im Ambient-Zeitalter. Track 8, "Spunky Sprawl", klingt mit verfremdetem Boogie-Bass und einer geistvoll kürzelhaften Melodie fast wie eine Reminiszenz an die genialisch-lakonischen Film -Themen von Henri Mancini; und ganz beiläufig spielt das Trio gerade hier seine Virtuosität aus: Brillanz mit Hintersinn. "Carcrash" (Track 9), das Schluss-Stück dieser CD, klingt ganz anders, als der Titel vermuten lässt - eher die Stille nach dem "Crash" kann man aus den fast statischen Tönen dieser verhangen-schönen, dunklen, aber nur in Maßen düsteren Ballade heraushören, die in kreisende Glockenklang-Monotonie mündet.
Eine wie durchkomponiert erscheinende Abfolge ergeben die neun Stücke dieser CD: Alle wie aus einem Guss und doch jedes verblüffend anders. Mit "Strange Place For Snow" hat E.S.T. die eigene Mitte gefunden - und in ihr überraschend viele Formen und Farben. Eine CD mit ziemlichem Kult-Potenzial - weit über die Gemeinde der Jazztrio-Verehrer hinaus.
Esbjörn Svensson Trio e.s.t.
Das von den drei Schweden Esbjörn Svensson (piano), Dan Berglund (Bass) und Magnus Öström (Schlagzeug) geggründete Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) gilt als eine der einflussreichsten Jazzbands ihrer Zeit. Das Trio wurde international bekannt durch die Fusion von Jazz mit Rock, Elektronik und klassischer Musik, die traditionelle Genregrenzen sprengte. Ihre energiegeladenen Live-Auftritte und kreative Dynamik setzten neue Maßstäbe für Jazztrios. Nach Esbjörn Svenssons tragischem Tod 2008 bleibt e.s.t. als eine der bedeutensden und einflussreichsten Jazzformationen der modernen Musikgeschichte in Erinnerung.
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