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VÖ: 25.09.2020
Genre: Bigband, Norwegian Jazz
Marius Neset / tenor & soprano saxophone
Danish Radio Big Band, conducted by Miho Hazama
Music composed and arranged by Marius Neset Produced by Marius Neset Recorded by Morten BuDchert at DR Studio 3, Copenhagen, March 2019. Assistant recording engineer: Ossian Ryner Mixed by August Wanngren at Virkeligheden Mastered by Thomas Eberger at Stockholm Mastering
the art in music: Artwork by Rune Mortensen Cover photo by Fred Jonny
Der europäische Jazz wird im Jazz-Mutterland USA nach wie vor eher am Rande zur Kenntnis genommen. Wenn also der norwegische Saxofonist Marius Neset von „Downbeat“, der wich-tigsten amerikanischen Jazz-Zeitschrift, in die Liste der „25 for the future“, also in die kleine Riege der zukunftsweisenden Musiker aufgenommen wird, ist das etwas Besonderes. Ausdruck dafür, dass Nesets überragenden Fähigkeiten weltweit bemerkt werden. Nicht nur seine einzigartige Virtuosität, sondern auch seine kompositorische Vision. Neset versteht es, aus einfachen Ideen große Bögen zu schlagen, die vor Komplexität, Spannung und Überraschungen bersten. So wie zuletzt mit seinem Quintett bei „Circle of Chimes“, wo das Glockengeläut einer Kirche die Struktur eines ganzen Albums vorgab. Ob in kleinerer oder in großer Besetzung, „ich will mit meinen Stücken immer die ganze Fülle ihrer Möglichkeiten herausholen“, sagt Neset. Kein Wunder, dass die fortschrittlichsten und besten Jazzorchester sich um ihn reißen.
Nach der Zusammenarbeit mit dem Trondheim Jazz Orchestra und mehrfach mit der London Sinfonietta ist beim neuen Album „Tributes“ nun die Danish Radio Bigband das Werkzeug seiner umwerfenden Klangideen. Die Aufnahme war zugleich auch die letzte Chance auf ein Heimspiel: Seit 2003 lebte Neset in Kopenhagen - wo eben auch die DR Bigband zu Hause ist -, bevor er 2019 mit seiner jungen Familie zurück nach Norwegen ging. Veränderung und Wandel, vor allem im ganz persönlichen Bereich, lieferten denn auch Inspiration und Impuls für die „Tribu-tes“ dieses Albums, dessen acht Stücke mit vier grundsätzlichen thematischen Ideen „sich aufeinander beziehen und eine zwangs-läufige Reihenfolge ergeben,“ wie Neset erklärt. „Man kann ihren Ablauf nicht umstellen.“
Das zweiteilige „Bicycle Town“ macht als Hommage an die Fahrradstadt Kopenhagen den Anfang. „Ich bin hier immer geradelt. Und einmal ist mir dabei diese rhythmische und melo-dische Idee gekommen, die mir als musikalisches Äquivalent erschien. Das habe ich dann mit dem Orchester ausgebaut.“ Und wie: Bei dieser gleichzeitig so komplexen wie wuchtig-eingängigen Fahrt kann man sich vor dem geistigen Auge perfekt vorstellen, wie ein einzelner Radfahrer in Schwung kommt, auf ganz unterschiedlichen Verkehr trifft, dann von immer mehr Gleichgesinnten begleitet wird, bis ein vielgestaltiger Fluss von Radlern zu einem regelrechten Orga-nismus anwächst, der am Ende - musikalisch in ein Marsch-Motiv auslaufend – über die Schwerkraft triumphiert. Eine von Nesets orgiastischem Saxofon angetriebene Tour de force, die zugleich ein würdiges Abschiedsgeschenk an seine langjährige Wahlheimat ist.
Nahtlos ergeben sich daraus die nächsten Stücke. Zunächst das Kernstück des Albums „Tribute“, bei dem es Neset in kaum mehr als fünf Minuten schafft, seine wesentlichen musikalischen Einflüsse zu verarbeiten, von Grieg über Mahler bis zu Queen. In einem einzigen Melodiethema lässt er zum Beispiel völlig natürlich den Anklang an den zweiten Satz von Beethovens Siebter in Brad Mehldau’sche Neoromantik und schließlich in den Saxophon-Duktus eines Wayne Shorter übergehen. Mit „Farewell“ und „Leaving the Dock“ folgen Stücke, die seinen Abschied aus Kopenhagen verarbeiten, mit der für Neset typischen Kombination von hymnischen Melodien und rasanten, extrem pulsierenden Metren. Schließlich gipfelt Nesets magische, unwiderstehliche Verspieltheit im dreiteiligen „Childrens Day“, das den noch viel zu wenig beachteten Ehrentag der Kinder feiert. „Es ist der Teil des Albums, den ich zuerst komponiert habe, aber er ist der perfekte Ausklang“, sagt Neset. Schon, weil er dabei seinen Neffen vor Augen hatte, es nun aber auch wie ein Vermächtnis für das inzwischen geborene eigene Kind klingt.
An dem überwältigenden Eindruck, den „Tributes“ hinterlässt, hat auch die in New York lebende Japanerin Miho Hazama großen Anteil. Mit 33 sogar noch zwei Jahre jünger als Neset arbeitete sie schon mit vielen der besten Jazzorchestern der Welt, leitete zuletzt das Metropole Orkest und ist seit 2019 die Chefdirigentin der DR Big Band. Auch sie ist bei Downbeat unter den „25 for the future“ gelistet. „Sie steuerte bei einigen Stücken wichtige Einfälle bei und führte das Orchester zur Höchstleitung“, erinnert sich Neset voller Begeisterung. Wenn es also die Kategorie auch für Alben gäbe, dann müsste auch „Tributes“ zu den „25 for the future“ gehören.
Danish Radio Big Band, conducted by Miho Hazama
Music composed and arranged by Marius Neset Produced by Marius Neset Recorded by Morten BuDchert at DR Studio 3, Copenhagen, March 2019. Assistant recording engineer: Ossian Ryner Mixed by August Wanngren at Virkeligheden Mastered by Thomas Eberger at Stockholm Mastering
the art in music: Artwork by Rune Mortensen Cover photo by Fred Jonny
Der europäische Jazz wird im Jazz-Mutterland USA nach wie vor eher am Rande zur Kenntnis genommen. Wenn also der norwegische Saxofonist Marius Neset von „Downbeat“, der wich-tigsten amerikanischen Jazz-Zeitschrift, in die Liste der „25 for the future“, also in die kleine Riege der zukunftsweisenden Musiker aufgenommen wird, ist das etwas Besonderes. Ausdruck dafür, dass Nesets überragenden Fähigkeiten weltweit bemerkt werden. Nicht nur seine einzigartige Virtuosität, sondern auch seine kompositorische Vision. Neset versteht es, aus einfachen Ideen große Bögen zu schlagen, die vor Komplexität, Spannung und Überraschungen bersten. So wie zuletzt mit seinem Quintett bei „Circle of Chimes“, wo das Glockengeläut einer Kirche die Struktur eines ganzen Albums vorgab. Ob in kleinerer oder in großer Besetzung, „ich will mit meinen Stücken immer die ganze Fülle ihrer Möglichkeiten herausholen“, sagt Neset. Kein Wunder, dass die fortschrittlichsten und besten Jazzorchester sich um ihn reißen.
Nach der Zusammenarbeit mit dem Trondheim Jazz Orchestra und mehrfach mit der London Sinfonietta ist beim neuen Album „Tributes“ nun die Danish Radio Bigband das Werkzeug seiner umwerfenden Klangideen. Die Aufnahme war zugleich auch die letzte Chance auf ein Heimspiel: Seit 2003 lebte Neset in Kopenhagen - wo eben auch die DR Bigband zu Hause ist -, bevor er 2019 mit seiner jungen Familie zurück nach Norwegen ging. Veränderung und Wandel, vor allem im ganz persönlichen Bereich, lieferten denn auch Inspiration und Impuls für die „Tribu-tes“ dieses Albums, dessen acht Stücke mit vier grundsätzlichen thematischen Ideen „sich aufeinander beziehen und eine zwangs-läufige Reihenfolge ergeben,“ wie Neset erklärt. „Man kann ihren Ablauf nicht umstellen.“
Das zweiteilige „Bicycle Town“ macht als Hommage an die Fahrradstadt Kopenhagen den Anfang. „Ich bin hier immer geradelt. Und einmal ist mir dabei diese rhythmische und melo-dische Idee gekommen, die mir als musikalisches Äquivalent erschien. Das habe ich dann mit dem Orchester ausgebaut.“ Und wie: Bei dieser gleichzeitig so komplexen wie wuchtig-eingängigen Fahrt kann man sich vor dem geistigen Auge perfekt vorstellen, wie ein einzelner Radfahrer in Schwung kommt, auf ganz unterschiedlichen Verkehr trifft, dann von immer mehr Gleichgesinnten begleitet wird, bis ein vielgestaltiger Fluss von Radlern zu einem regelrechten Orga-nismus anwächst, der am Ende - musikalisch in ein Marsch-Motiv auslaufend – über die Schwerkraft triumphiert. Eine von Nesets orgiastischem Saxofon angetriebene Tour de force, die zugleich ein würdiges Abschiedsgeschenk an seine langjährige Wahlheimat ist.
Nahtlos ergeben sich daraus die nächsten Stücke. Zunächst das Kernstück des Albums „Tribute“, bei dem es Neset in kaum mehr als fünf Minuten schafft, seine wesentlichen musikalischen Einflüsse zu verarbeiten, von Grieg über Mahler bis zu Queen. In einem einzigen Melodiethema lässt er zum Beispiel völlig natürlich den Anklang an den zweiten Satz von Beethovens Siebter in Brad Mehldau’sche Neoromantik und schließlich in den Saxophon-Duktus eines Wayne Shorter übergehen. Mit „Farewell“ und „Leaving the Dock“ folgen Stücke, die seinen Abschied aus Kopenhagen verarbeiten, mit der für Neset typischen Kombination von hymnischen Melodien und rasanten, extrem pulsierenden Metren. Schließlich gipfelt Nesets magische, unwiderstehliche Verspieltheit im dreiteiligen „Childrens Day“, das den noch viel zu wenig beachteten Ehrentag der Kinder feiert. „Es ist der Teil des Albums, den ich zuerst komponiert habe, aber er ist der perfekte Ausklang“, sagt Neset. Schon, weil er dabei seinen Neffen vor Augen hatte, es nun aber auch wie ein Vermächtnis für das inzwischen geborene eigene Kind klingt.
An dem überwältigenden Eindruck, den „Tributes“ hinterlässt, hat auch die in New York lebende Japanerin Miho Hazama großen Anteil. Mit 33 sogar noch zwei Jahre jünger als Neset arbeitete sie schon mit vielen der besten Jazzorchestern der Welt, leitete zuletzt das Metropole Orkest und ist seit 2019 die Chefdirigentin der DR Big Band. Auch sie ist bei Downbeat unter den „25 for the future“ gelistet. „Sie steuerte bei einigen Stücken wichtige Einfälle bei und führte das Orchester zur Höchstleitung“, erinnert sich Neset voller Begeisterung. Wenn es also die Kategorie auch für Alben gäbe, dann müsste auch „Tributes“ zu den „25 for the future“ gehören.
Marius Neset
Kaum ein junger europäischer Jazzmusiker sorgte in den letzten Jahren international für mehr Aufsehen und schier ungläubiges Staunen bei Presse und Publikum, als der norwegische Saxofonist Marius Neset. Wer seine gefeierten Auftritten auf dem Jazzfest Berlin, der Jazzwoche Burghausen, dem JazzBaltica Festival (im Duo mit Michael Wollny) und zuletzt in der Kölner Philharmonie erlebte, stellte erstaunt fest: „Was Marius Neset am Saxofon macht, ist nichts anderes als der Schritt in eine neue Dimension dieses Instruments“ (Süddeutsche Zeitung). Davon sind auch britische Medien überzeugt. Der Telegraph spricht von einem „Wunder“. Der Guardian zählt Neset zu den aktuell größten Entdeckungen des Jazz, mit „der Kraft eines Michael Breckers und der Raffinesse eines Jan Garbarek“.
Marius Neset
CD
18,00 €*
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