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Al Jarreau
Ellington

VÖ: 01.11.2024

Genre: Jazz, Bigband, American Jazz, ACT Bestseller, US Jazz

CD

18,00 €*

ACT 9060-2, 614427906021
ACT x Qobuz
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Al Jarreaus letzte Aufnahme, Ellington, ist eine bemerkenswerte Hommage an die zeitlose Musik von Duke Ellington und ein würdiger Abschluss von Jarreaus legendärer Karriere, die kurz vor seinem Tod im Jahr 2017 aufgenommen wurde. Diese Live-Aufnahme mit der NDR Bigband zeigt Jarreaus einzigartige Fähigkeit, Jazz, Pop und R&B zu verschmelzen und Klassikern wie „I’m Beginning to See the Light“, „I Got It Bad (and That Ain’t Good)“ und „Come Sunday“ frische Interpretationen zu verleihen. Das Album markiert auch einen Kreis-schluss, der Jarreau mit dem ACT Music-Gründer Siggi Loch verbindet, der ihn einst entdeckte und seine Karriere in Europa ins Rollen brachte. Mit seinen sechs Grammys, die mehrere Genres abdecken, zeigt Jarreau hier seine unvergleichliche stimmliche Meisterschaft und emotionale Tiefe, was Ellington zu einem Muss für jeden Jazzliebhaber macht. Dieses Album ist nicht nur eine Feier von Jarreaus einzigartiger Kunst, sondern auch eine ergreifende Hommage an das Vermächtnis von Jarreau und Ellington.

Al Jarreau
NDR Bigband
Trompeten & Flügelhörner / Thorsten Benkenstein, Ingolf Burkhardt, Nicolas Boysen, Reiner Winterschladen
Saxophone / Fiete Felsch, Björn Berger, Christof Lauer, Frank Delle, Tini Thomsen
Posaunen / Dan Gottshall, Günter Bollmann (26. November), Klaus Heidenreich (29. November), Stefan Lottermann, Ingo Lahme
Tuba / Ingo Lahme
Klavier, Rhodes / Hans Vroomans
E+A Gitarre / Peter Tiehuis
E+A-Bass / Christian Diener
Schlagzeug / Wolfgang Haffner
Dirigent & Arrangeur / Jörg Achim Keller
Gesang Arrangeur / Joe Turano

The Art in Music: Cover Art von Manfred Bockelmann

Mehr zum Album:

Al Jarreau bezeichnete seinen Stil selbst gerne als „Al-Jarreau-Musik“. Zu Recht, denn ohne Zweifel war er selbst ein Unikat. Sechsmal wurde er mit einem Grammy ausgezeichnet, neunzehnmal als „Bester Sän-ger“ nominiert – und das in drei verschiedenen Genre-Kategorien, Jazz, Pop und R’n‘B. Dies zeigt eindrucks-voll, wie wenig Bedeutung Kategorien und Genregrenzen für ihn hatten. „Musik mag für andere Menschen in Schubladen passen und das kann ich schon verstehen“, sagte er einmal. „Aber für mich gilt: Wenn mir ein Song gefällt, muss ich ihn einfach singen, so einfach ist das. Wenn Du zu meinen Konzerten kommst, setze ich mich auf Deine Schulter und flüstere Dir ins Ohr. Ich öffne Deine Seele und gehe mit Dir durch viele Türen.“ Diese Bildhaftigkeit seiner Sprache zeugt von der großen Vor-stellungskraft und stimmlichen Virtuosität, mit der Al Jar-reau seine Songs in immer neue, unerwartete Richtun-gen lenkte. „Wenn es eine Basis für das gibt, was ich tue, dann ist es die Sprache des Jazz“, erklärte er.

Musik, Klang und Rhythmus – all das war stets Teil von Al Jarreaus DNA, floss scheinbar mühelos durch ihn hindurch. Dabei begann seine Karriere relativ spät. Geboren wurde er 1940 in einer musikalischen Fa-milie, studierte aber zunächst Psychologie und Soziales. Doch die Musik ließ ihn nie los. Ende der 1960er-Jahre schloss er sich einem Trio unter der Leitung des Pianis-ten George Duke an. Mit harter Arbeit und unermüdli-chem Einsatz strebte er danach, das Singen zu seinem Beruf zu machen und trat in den Nachtclubs von Los An-geles, wie „Dino's“ und dem legendären „Troubadour“ auf.

Dort entdeckte schließlich Siggi Loch, damals ein einflussreicher Manager bei Warner Brothers Re-cords (WEA), das Ausnahmetalent Al Jarreau. „1974 erlebte ich Al zum ersten Mal im Troubadour und seine Stimme sowie seine Bühnenpräsenz zogen mich sofort in ihren Bann“, erinnert sich Loch. „Am nächsten Tag ging ich zu Mo Ostin, dem Präsidenten von Warner Bros. Re-cords, um ihn zu überzeugen, Al unter Vertrag zu neh-men.“ Nach anfänglichem Zögern erhielt Loch grünes Licht und 1975 erschien Jarreaus Debütalbum „We Got By“. „Ich holte Al nach Deutschland, noch bevor er in den USA bekannt wurde“, erzählt Loch. „Er spielte drei Abende im legendären Hamburger Club „Onkel Pö“, nach dem ersten Auftritt war er das Gespräch der Stadt und ich konnte Michael Naura, den damaligen Jazz-Chef des NDR, überzeugen, den dritten Abend im Fernsehen zu übertragen.“

Diese TV-Sendung machte Al Jarreau über Nacht in Deutschland berühmt und fortan eroberte er die Herzen des deutschen Publikums im Sturm. Nur wenige Tage später konnte Al Jarreau mit Hilfe seines langjährigen Freundes und legendären Konzertveranstal-ters Karsten Jahnke die heutige Laeiszhalle in Hamburg ausverkaufen und wenig später erhielt das Album „We Got By“ erhielt den bedeutenden „Deutschen Schallplat-tenpreis“. Das Nachfolgealbum „Glow“ (1976) fand ebenfalls großen Anklang in Europa und wurde erneut mit dem „Deutschen Schallplattenpreis“ ausgezeichnet.

In den USA hingegen blieb der Erfolg aus. „Das Al-bum war eher auf ein Smooth-Jazz-Publikum ausgerich-tet“, erinnert sich Siggi Loch. „Es zeigte Al Jarreau nicht in der Intensität, die er vor einem Live-Publikum entwi-ckelte. Daher drängte ich darauf, dass sein nächstes Al-bum eine Live-Aufnahme sein musste.“ Mo Ostin stimmte widerwillig zu und so entstand „Look to the Rain-bow“, welches in Europa ein großer Erfolg wurde. „Als es schließlich in den USA erschien, war es auch dort Als Durchbruch und brachte ihm seinen ersten Grammy ein. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass seine Karriere vor allem in Deutschland ihren Anfang nahm“, resümiert Loch.

Die seit den Hamburger Anfängen bestehende enge Verbindung zwischen Al Jarreau und dem NDR inspirierte vier Jahrzehnte später schließlich den Chefdirigenten der NDR Bigband, Jörg Achim Keller, zu einer besonderen Zusammenarbeit. „Schon seit den frühen 2000er Jahren träumte ich da-von, eine Produktion mit Al und der Musik von Duke Ellington zu verwirklichen“, erzählt Keller. „Als wir uns endlich begegneten, war Al sofort begeistert von der Idee.“ Keller erstellte eine Auswahl von etwa hundert Ellington-Stücken. „Wir haben die Liste gemeinsam durchgearbeitet und es war eine Sache von ‚Das passt zu mir‘ oder ‚Lass uns das hier als einen alten Gutbucket Blues spielen‘“, wie Jarreau später sagte und weiter er-läuterte: „Mir war es wichtig, mich in der Musik wiederzu-finden und vielleicht eine neue Sichtweise auf Ellingtons Werk zu bieten, damit die Menschen die Musik auf eine neue Art erleben konnten.“ Bei den Arrangements ach-tete Keller darauf, Jarreaus eigene Ansätze zu respektie-ren und ihm genügend Freiraum zu lassen. Und Stücke wie „I'm Beginning to See the Light“ und „I Got It Bad (and that Ain't Good)“ geben auch den Solisten der NDR Bigband Raum, ihre Virtuosität zu entfalten. „Diese Musi-ker sind hochintelligente, großartige Solisten, die mit den Besten der Welt mithalten können“, erklärte Jarreau da-mals. „Sie fordern mich heraus und ich liebe diesen Druck, weil er mich dazu bringt, wie ein echter Sänger zu klingen!“

Auf Initiative der Karsten Jahnke Konzertdirektion, gingen Jarreau und die NDR Bigband Ende 2016 mit dem Ellington-Programm auf Tour. „Während der Tournee haben wir bei jedem Konzert weiter an Feinab-stimmungen gearbeitet“, erzählt Jörg Achim Keller mit ei-nem Lächeln. „Al liebte es, diese Balladen zu singen – jede auf eine andere, ganz eigene Art und Weise. Be-sonders am Herzen lag ihm ‚Come Sunday‘. Dieser Song wurde zweimal überarbeitet, bevor Al endlich zufrieden damit war. Bei einigen Stücken entschied er sich für ei-nen reinen Balladenstil, wie bei ‚I Got It Bad (and that Ain't Good)‘, während andere Titel, wie ‚Lush Life‘ und ‚Come Sunday‘, eine Pop- oder R&B-Note erhielten. Und Al liebte dieses alte Gutbucket-Blues-Gefühl bei ‚I Ain't Got Nothing but the Blues‘“.

Rückblickend meint Jörg Achim Keller: „Al Jarreaus einzigartiger Stil und seine Persönlichkeit hielten das ganze Programm zusammen. Es war eine wun-dervolle Verbindung aus seiner und Ellingtons musikali-scher Meisterschaft und das Publikum in ganz Europa war begeistert.“ Auch Siggi Loch, der eines der Konzerte in Paris miterlebte, teilt diese Einschätzung: „Es war of-fensichtlich, dass Al es wirklich genoss, diese Musik zu performen. Er tat es mit solcher Energie und so viel Ge-fühl, dass es eine wahre Freude war, ihm zuzuschauen und zuzuhören.“ Nur wenige Monate nach der Tournee, am 12. Februar 2017, starb Al Jarreau im Alter von 76 Jahren.

In vielerlei Hinsicht schließt sich mit der Veröffentli-chung von „Ellington“ ein Kreis: Dadurch, dass Jar-reaus letztes Album bei ACT erscheint - dem Label, das von Siggi Loch gegründet wurde, der einst die Weichen für seine internationale Karriere stellte. Auch dadurch, dass das Album in Zusammenarbeit mit dem NDR ent-standen ist – dem Sender, der Al Jarreau einst in Deutschland über Nacht berühmt machte. Und schließ-lich auch, weil es, wie einst „Look to the Rainbow“, Al Jarreaus besondere Live-Magie transportiert und für im-mer festhält.
Stuart Nicholson
Al Jarreau
Al Jarreau (1940-2017) war ein amerikanischer Jazzsänger, der für seine einzigartige stimmliche Vielseitigkeit und den innovativen Einsatz der Stimme als Instrument bekannt war. Er mischte nahtlos Jazz, Pop und R&B und war einer der wenigen Künstler, die in allen drei Kategorien mit einem Grammy ausgezeichnet wurden. Jarreaus unverwechselbarer Sound zeichnete sich durch Scat-Gesang, vokale Perkussion und ausgefeilte Improvisationen aus. Was ihn auszeichnete, war seine Fähigkeit, Genres zu überschreiten und durch seine fröhliche Bühnenpräsenz eine tiefe Verbindung zum Publikum herzustellen. Alben wie We Got By und Breakin' Away zeigten seine Fähigkeit, emotional mitschwingende, dynamische Auftritte zu gestalten, und machten ihn zu einer der markantesten Stimmen des modernen Jazz.