Wenn der Pole Leszek Możdżer gilt heute als wichtigste Entdeckung des jüngeren polnischen Jazz und als einer der herausragenden Pianisten der internationalen Szene. Und das nicht zuletzt wegen seiner wegweisenden Grenzgänge zwischen Klassik und Jazz.
Er ist der große Romantiker unter den europäischen Jazzpianisten. Stets klammert sich sein perlendes, anschlagstechnisch unerreichtes Spiel seither an Melodien voller Lyrik und Emotion. Dabei erweist sich Możdżer gleichwohl als überragender Improvisator und hervoragender Duo Partner für Adam Baldych.
Możdżer - Daniellson - Fresco - BeamoCD / Doppelvinyl / digital
Leszek MożdżerFazioli piano (A = 440 Hz equal temperament)
Steinway piano (A = 432 Hz equal temperament)
Östlind & Almquist piano (A = 440 Hz decaphonic tuning) Lars Danielsson
Double bass, cello & viola da gamba
Zohar Fresco
Frame drums, percussion & vocalsAls Leszek Możdżer, Lars Danielsson und Zohar Fresco im Juli 2004 zum ersten Mal gemeinsam in Warschau auftraten, konnten nur wenige vorhersehen, dass sich dieses Trio zu einem der beständigsten und meistbeachteten Ensembles des europäischen Jazz entwickeln würde. Jetzt, zu seinem 20-jährigen Jubiläum schlägt die Band mit „Beamo“ ein neues Kapitel auf.Das Herzstück des Albums ist ein außergewöhnliches Experiment in Sachen Tonalität. Leszek Możdżer, der Popstar und Freigeist des polnischen Jazz, durchbricht die Konventionen der Tonalität, die von Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts wie Bach und Rameau aufgestellt wurden. Das System, eine Oktave in 12 gleiche Halbtonschritte aufzuteilen, dominierte die westliche Musik jahrhundertelang. Możdżer stellt dieses System infrage, beschreibt es als "eine schmerzhafte Verpixelung der Musik, reduziert auf zwölf obligatorische Töne".
Da jedoch die Klaviertastatur genau diesem System entspricht, bedarf es zur dessen Überwindung gleich drei unterschiedlich gestimmte Flügel im Zusammenspiel: Einen mit dem modernen Standard von A = 440 Hz, einen mit A = 432 Hz und einen dritten in einer dekaphonischen Stimmung, die die Oktave in 10 gleiche Intervalle unterteilt. Dieser Ansatz gibt die Tonalität nicht auf, sondern formt sie um und schafft eine klangliche Instabilität, die zugleich faszinierend und berückend schön ist.Der schwedische Bassist Lars Danielsson navigiert meisterhaft durch diese neue Klangwelt und verwebt die unterschiedlichen Tonalitäten mit der tiefen, resonanten Stimme seines Kontrabasses. Seine improvisatorische Brillanz wird noch deutlicher, wenn er bei Stücken wie „Decaphonesca“ die Viola da Gamba spielt und ihre Bünde an die dekaphonische Stimmung anpasst. Der israelische Percussionist Zohar Fresco legt mit seinem charakteristischen Setup aus Rahmentrommeln, Becken und Small Percussion das rhythmische Fundament für die harmonischen und melodischen Eskapaden – dynamisch, farbenreich und subtil und kraftvoll zugleich.
Laut Leszek Możdżer ist „Beamo“, der Titel des Albums, "ein Spiel, ein Code, und es liegt am Hörer, dessen versteckte Botschaft zu entschlüsseln... Es könnte eine Anspielung auf das lateinische Wort "amo" sein, das für die Eigenschaften der Liebe steht. Oder eine Referenz an das englische Wort „Ray“ - als Symbol für einen Lichtstrahl. Es ist ein Rätsel, ein multidimensionales Manifest - und das kürzestmögliche Gedicht.“Trotz seines experimentellen Charakters bleibt die Musik auf „Beamo“ im typischen Stil des Trios verwurzelt, das Einflüsse aus Klassik, Jazz, skandinavischer, osteuropäischer und mittelöstlicher Traditionen vereint. Aber die Musik gewinnt eine zusätzliche Dimension, ein Echo der reichen und zugleich aus heutiger Sicht „suchenden“ Klänge der Alten Musik, die an Clavichord und Spinett erinnern. Es ist eine Synthese aus historischer Resonanz und moderner Innovation, die die Musik auf „Beamo“ so besonders und faszinierend macht. Das Album verblüfft, überrascht und inspiriert und bietet dem Hörer einen Sound, der sowohl geheimnisvoll als auch vertraut wirkt. Es ist mehr als nur ein Album - es ist eine transformative musikalische Erfahrung, die die Grenzen dessen erweitert, was Jazz sein kann.Credits:Recorded from 18-22.09.2023 at Monochrom Studio (Poland) by Piotr Taraszkiewicz, assisted by Ignacy Gruszecki (Mono-chrom Studio)Additional cello parts recorded on 12.12. 2023 at Tia Dia Studios, Mölnlycke (Sweden) by Piotr Taraszkiewicz Brim On & Jacob's Ladder were performed in A = 432 Hz equal temperament tuningDecaphonesca was performed in decaphonic tuningEnjoy the Silence was performed in 440 Hz tuningAll other pieces were performed with the simultaneous use of two or three mixed tunings (440 Hz, 432 Hz and decaphonic tuning)Cover Art by Michał Wit Kowalski
Die beliebte Zusammenstellung "Magic Moments", kuratiert von Siggi LochTrackliste:
01 Elevation of Love // Album: e.s.t. 30
Magnus Öström, Dan Berglund, Magnus Lindgren, Joel Lyssarides, Verneri Pohjola, Ulf Wakenius 02 Second Nature // Album: Life Rhythm
Wolfgang Haffner03 Raw // Album: raw
Nils Landgren Funk Unit 04 The Answer // Album: The Answer
Jakob Manz 05 Shots // Album: Bloom
Bill Laurance 06 Das Handtuch // Album: Tough Stuff
Iiro Rantala 07 She’ll Arrive Between 10 & 11 // Album: Guitar PoetryMikael Máni 08 Terrible Seeds // Album: While You Wait
Little North 09 Se Telefonando // Album: Ennio
Grégoire Maret, Romain Collin 10 Wonderland // Album: Wonderland
Daniel García Trio 11 Fresu // Album: Inner Spirits
Jan Lundgren, Yamandu Costa 12 Hands Off // Album: Stealing Moments
Viktoria Tolstoy 13 Hidden Prelude // Album: What the Fugue
Florian Willeitner 14 Pralin // Album: Let Them Cook
Emile Parisien 15 My Brother Rolf // Album: Komeda
Joachim Kühn 16 Passacaglia // Album: Passacaglia
Adam Bałdych, Leszek Możdżer 17 Linden Tree Rag // Album: Rag Bag
Bernd Lhotzky 18 Zafeirious Solo // Album: Arcs & Rivers
Joel Lyssarides, Georgios Prokopiou
Adam Bałdych & Leszek Możdżer - PassacagliaCD / Vinyl / digital
Adam Bałdych violin, renaissance violin
Leszek Możdżer piano
Auf „Passacaglia“ treffen zwei der prominentesten Charaktere des Jazz aus Polen aufeinander: Violinist Adam Bałdych und Pianist Leszek Możdżer. Das erste gemeinsame Album „Passacaglia“ ist die musikalische Essenz seiner Protagonisten. Das Repertoire reicht von freien Improvisationen über Werke, die die Musiker selbst geschrieben haben, bis hin zu ihren ganz persönlichen Interpretationen von Themen von Erik Satie, Josquin des Prez und anderen. Die Kombination von Instrumenten, die Bałdych und Możdżer auf dem Album verwenden, ist sehr ungewöhnlich: Eine Renaissance-Violine, zwei Flügel - einer auf 442 Hz und der andere auf 432 Hz gestimmt - und ein präpariertes Klavier. Diese Konstellation ermöglicht eine enorm vielfältige Palette musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten, die sich über Stile, Genres und sogar tonale und harmonische Konventionen hinwegsetzt. Die Welt, die Bałdych und Możdżer erschaffen, ist eine Welt von ausgewogener Schönheit, die sich in der edlen Form der Kammermusik ausdrückt, aber auch in intensiven Improvisationen.Im Kern geht es Bałdych und Możdżer um die Suche nach dem vollkommenden Klang. Und auch wenn der Ausgangspunkt dieser Suche oft das Schöne, Warme, Sanfte ist, wird man immer wieder von den Wendungen überrascht, die die Musik nimmt. Wie viele Alben, die nachhaltig fesseln ist Passacaglia anziehend und nahbar, gibt aber nicht gleich alle seine Geheimnisse preis, sondern lässt einen immer wieder zurückzukehren um mehr zu entdecken.Credits:
Produced by the artists
Lars Danielsson - PasodobleCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson cello, bass Leszek Mozdzer piano, celesta, harmonium
Der schwedische Komponist, Arrangeur, Bassist und Cellist Lars Danielsson hat auf ACT bereits drei Alben unter eigenem Namen eingespielt, ist auf zahlreichen weiteren ACT-Veröffentlichungen als Sideman zu hören und zeichnete als Produzent für das aktuelle Album der Sängerin Viktoria Tolstoy Pictures of Me verantwortlich. Lars Danielsson ist ein Musiker von erstaunlicher Bandbreite. Ursprünglich hörte er Rockmusik von Jimi Hendrix, Cream und Santana, während er zu gleichen Zeit klassisches Cello am Konservatorium in Göteborg studierte. Dann sah er im Fernsehen ein Konzert mit Oscar Peterson und dem dänischen Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen: Das war der Beginn seiner Wandlung und von nun an trat für ihn der Bass an die erste Stelle. Mit seinem neuesten Werk Pasodoble (ACT 9458-2) legt er nun ein spannendes Duo-Album mit dem Polen Leszek Możdżer vor, der als der erfolgreichste und vielseitigste Jazz-Pianist seines Landes gilt. Bei ACT war er bereits auf der als Introduktion zu der Reihe "Piano Works" konzipierten Compilation Romantic Freedom (ACT 9749-2) mit einer Komposition zu hören. Lars Danielsson und Leszek Możdżer trafen sich zum ersten Mal vor vier Jahren bei einem Konzert in Warschau. Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Inzwischen haben sie gemeinsam zwei erfolgreiche Alben mit dem israelischen Perkussionisten Zohar Fresco in Polen veröffentlicht: „The Time“ und „Between us and the Light“ und waren auch mit Danielssons letztem Projekt Mélange Bleu (ACT 9604-2) gemeinsam auf Tour.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann Lars und Leszek ein intimes Duo-Album einspielen würden. Ein harmonisches und zeitloses Werk ist entstanden, das den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Die Symbiose zwischen den beiden ist frappierend. „Leszek ist für mich der perfekte Pianist. Musikalisch gesehen sind wir einfach vom selben Planeten. Wir haben angefangen, diese Aufnahme zu planen, nachdem wir auf einer Tour hin und wieder Stücke im Duo gespielt haben. Siegfried Loch hatte dann die Idee, ein reines Duo-Album aufzunehmen. Nur Klavier und Bass – eine intensive Beziehung! Diese Art zu spielen ist für mich wie ein Traum. Mit Leszek habe ich das Gefühl, jederzeit in die Richtung gehen zu können, in die mich die Musik gerade führt. Ich hoffe, Sie als Zuhörer haben daran genauso viel Freude wie ich.“ (Lars Danielsson) Leszek Możdżer ist ein außergewöhnlicher Musiker und Komponist, der in seiner Heimat schon zahlreiche Preise gewonnen hat. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Klavier, aber erst mit 18 Jahren entdeckte er den Jazz für sich und begann ihn mit Klassik zu verknüpfen. Hochgeschätzt sind seine Improvisationen über Melodien von Frédéric Chopin. Wenn er nicht im Studio oder auf Tournee ist, arbeitet er auch mit den beiden berühmten Film-Komponisten Zbigniew Preisner, dem langjährigen Partner von Krzysztof Kieslowski („Drei Farben“- Trilogie) oder dem jüngst Oscar-prämierten Jan Kaczmarek („Wenn Träume fliegen lernen“) zusammen. Natürlich hat Mozdzer auch bereits mit vielen Stars der internationalen Jazzszene, wie Pat Metheny, Archie Shepp, Tomasz Stańko, Joe Lovano u.v.a. gespielt. Und was haben Pink Floyd und Leszek Możdżer gemeinsam? Auf David Gilmour’s letztem Album „On An Island“ ist der Pianist mit zwei Songs vertreten…
„Seit unserem ersten Gig hatte ich das Gefühl, das Lars genau der Bassist ist, mit dem ich spielen möchte. Wenn er dabei ist, brauche ich nicht über die Musik nachzudenken, ich kann sie einfach fühlen. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war ein wenig nervös, bevor wir als Duo ins Studio gingen. Ich hatte das Gefühl, dass wir irgendein Konzept bräuchten, dass es uns gelingen müsste, eine Art magischer Aura zu schaffen, um nicht zu angestrengt oder gekünstelt zu wirken. Aber Lars lächelte nur und sagte: „Wir werden Musik spielen, das ist alles“. Diese Erfahrung inspirierte mich und gab mir ein solches Selbstvertrauen, dass ich am selben Abend im Hotelzimmer noch zwei Stücke komponierte. Sie sind beide auf dem Album. Wenn ich mit Lars musiziere, spiele ich viel besser als sonst. Ich hoffe wirklich, dass diese Zusammenarbeit dauerhaft sein wird.“ (Leszek Możdżer) Beide Musiker sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Ihre große Bewunderung füreinander lässt sich auf ihrem ersten Duo-Album klar erkennen. Wer den einen oder anderen Standard erwartet hat, sieht sich überrascht. Aus Bass und Klavier wuchsen so viele Ideen, dass mit Ausnahme eines Stücks - den traditionellen Folksong „Eja Mitt Hjärta“ hat der Schwede speziell für dieses Album arrangiert - alle Titel Eigenkompositionen von Lars oder Leszek sind. Eine musikalische Ehe, die eine lange gemeinsame Zukunft verspricht. Credits:
Produced by Lars Danielsson and Leszek Mozdzer
Various Artists - Romatic Freedom - Blue in GreenCD / digitalAls Siggi Loch 1992 ACT gründete, war seine Leitlinie, eine Plattform und einen Kom pass für den neuen, die alten Genregrenzen sprengenden Jazz zu schaffen, wie er sich insbesondere in Europa entwickelte. Wegen seiner Liebe zur Klaviermusik standen hier von Anfang an besonders die Pianisten im Fokus, die in der Reihe „Piano Works“ präsentiert wurden. Schon bald darauf erkannte die bedeutende britische Tageszeitung „The Guardian“: „ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Jazzpianisten vorzustellen.“ 2006 erschien gewissermaßen eine Quersumme dieser Labelmission: „Romantic Freedom“, eine Zusammenstellung mit Soloaufnahmen von zwölf herausragenden, ACT verbundenen Pianisten. Vierzehn Jahre später ist es jetzt höchste Zeit für eine neue Bestandsaufnahme, mit „Romantic Freedom – Blue in Green“.
Dass „Blue in Green“ aus Miles Davis‘ bahnbrechendem „Kind of Blue“-Album von 1959 den Namenspatron für diese Quintessenz der aktuellen Piano-Szene abgibt und gleich zu Anfang in der schillernden Version von David Helbocks Trio „Random Control“ erklingt, ist kein Zufall: Das refrainlose, modale, von der Harmonik wie Timing revolutionär variable Stück wurde zur Blaupause für experimentelle improvisatorische Exkurse. Nicht nur dafür gibt es hier das Motto vor, es steht als lyrischstes Stück von „Kind of Blue“ auch wieder für die balladeske Seite des Klavierjazz, für „Romantic Freedom“ eben. Fast zwangsläufig folgt deshalb „Believe, Beleft, Below“ des Esbjörn Svensson Trios, ein bewegender Geniestreich, der heute fester Bestandteil des „Great European Songbooks“ ist. Kurz vor Schluss des Albums erklingt sozusagen eine Reprise auf den großen Erneuerer des europäischenJazz, mit Iiro Rantalas Hommage an Svensson: „Tears For Esbjörn“.
Waren 2006 ausschließlich Solostücke vertreten, bilden auf Rom antic Freedom – Blue in Green“ Trioaufnahm en das Gerüst: Die neoromantische Finesse eines Michael Wollny Trios bei „Little Person“, das moderne Fusion-Gewand der „Bubbles“ des Jacob Karlzon Trios, das unverwechselbare Klangbad aus Stakkato und Legato des unermüdlichen Klavier-Pioniers Joachim Kühn mit seinem „New Trio“ bei „Sleep On It“, das Verschmelzen kammermusikalischer und freier Improvisationstraditionen beim Carsten Dahl Trio auf „Sailing with No Wind“, oder der ätherische-sphärische Umgang mit dem Filmmusik-Klassiker „The Windmills of Your Mind“ von Jan Lundgrens „Mare Nostrum“-Trio mit Paolo Fresu und Richard Galliano, all das alles ist Ausdruck und Beweis des enormen Aufschwungs und der kreativen Vielfalt der klassischen Klaviertrio-Besetzung. Aber auch die Duette von Michael Wollny & Nils Landgren (mit ihrer hinreißenden Version von Stings „Fragile“), von Leszek Możdżer & Lars Danielsson („Praying“) oder von Bugge Wesseltoft & Henning Kraggerud (mit dem das Album in vollendetem Schönklang abschließenden „Last Spring“) belegen, dass der europäische Jazz sich zur „Musique Actuelle“ entwickelt hat, die in der Gleichzeitigkeit nahezu aller Musiken der Welt neue ästhetische Positionen findet, und deren Pianisten das ganze Klangspektrum ihres Instruments nutzen. Dazu passt auch, dass sich die zwei verbleibenden Solostücke des Albums auf klassische Vorlagen beziehen: David Helbock destilliert am präparierten Flügel die Jazz-Essenz aus dem berühmten zweiten Satz aus Beethovens Siebter Sinfonie. Und Johanna Summer, das wohl größte junge Talent unter den deutschen Jazzpianisten lässt sich von Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ zu einem fulminanten Meisterwerk des „instant composings“ inspirieren.
So wächst auf Romantic Freedom – Blue in Green“ zusammen, was zusammengehört. Tradition und Innovation. Freiheit und Form Schönheit und Emotion. Selten war es berührender, den Fortschritt des europäischen Jazz zu hören als hier, gebündelt in den großen Persönlichkeiten der ACTPianisten und ihrer Begleiter.Credits:
Curated by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Hendrix in the Spirit of JazzCD / digitalVarious Artists„When I die, I want people to play my music, go wild and freak out and do anything they want to do.“ Dieser Wunsch von Jimi Hendrix ging in Erfüllung. Zwar starb der in seinem Privatleben so unglückliche Gitarrist schon 1970, mit erst 27 Jahren, doch seine Musik ist unsterblich und wird bis heute im Geiste seines Zitats gespielt. Unzählige Musiker, ob in der Rock- und Popmusik oder im Jazz, wurden von ihm beeinflusst, viele berufen sich explizit auf ihn. Auch viele Mitglieder der ACT-Künstlerfamilie wurden von Jimi Hendrix inspiriert und haben seine Musik auf ihre Weise gespielt.Am 27. November dieses Jahres wäre diese Ikone der 68er-Bewegung, dieser Pionier des Rock 75 Jahre alt geworden. Anlass genug, das Genie an der E-Gitarre mit einer Retrospektive der Interpretationen von ACT-Musikern hochleben zu lassen: „Hendrix in the Spirit of Jazz“.Allen voran geht dabei Nguyên Lê, der erste Künstler, den ACT in seinem Gründungsjahr vor 25 Jahren exklusiv unter Vertrag nahm. Als Gitarren-Autodidakt steht der vietnamesisch-französische Stilist Hendrix besonders nahe, oft war der Einfluss bei seiner unverwechselbaren Weltmusik spürbar, die Einflüsse der Kontinente Europa, Asien und Amerika innovativ verschmilzt; und fast logischerweise konnte er einen seiner größten Erfolge 2002 mit der CD „Purple – Celebrating Jimi Hendrix“ feiern. Seine Versionen von „1983…(A Merman I Should Turn To Be)“ und „If 6 Was 9“ von diesem Album stehen nun im Zentrum von „Hendrix in the Spirit of Jazz“, erfüllen sie doch mustergültig den Anspruch des Titels: Die Wucht von Hendrix „Rock-Sound of Freedom“ wird hier mit den Mitteln der Jazz-Improvisation verstärkt.Neben Lê ist Terri Lyne Carrington die prägende Figur dieser Aufnahmen, die nicht nur am Schlagzeug die treibende rhythmische Kraft bei den mal wütend-rockigen, mal souligen, mal sphärisch träumenden Themen von Hendrix abgibt, sondern auch seinen, um eigene Gedanken erweiterten, Texten ihre Stimme leiht.Wie bunt und vielgestaltig sich der Kosmos von Hendrix‘ Stücken beleben lässt, beweisen auch die anderen hier versammelten Musiker: Ob Bugge Wesseltoft „Angel“ in eine zarte Solopiano-Ballade verwandelt oder sein finnischer Pianistenkollege Iiro Rantala im Trio mit Lars Danielsson am Bass und Peter Erskine am Schlagzeug den „Little Wing“ locker groovend dahinfliegen lässt. Ob die einzigartige Youn Sun Nah „Drifting“ als unwiderstehlichen Ruf der Sehnsucht anstimmt oder ihre soulige schwedische „Sister-in-Jazz“ Ida Sand die „Manic Depression“ so ausdrucksvoll nachzeichnet. Ob die NDR Bigband bei „Voodoo Chile“ ausgelassen losrockt oder die ACT Family Band mit Cæcilie Norby, Céline Bonacina, Wolfgang Haffner, Lars Danielsson und noch einmal Nguyên Lê mit der wohl berühmtesten Hendrix-Hymne „Purple Haze“ als Live-Brett vor einem begeistert mitgehenden Publikum den damals 20. Geburtstag von ACT feiert...„Hendrix in the Spirit of Jazz“ ist eine Collage, die beweist, dass die Musik von Jimi Hendrix nach wie vor und mehr denn je lebt. Und einen, zumindest musikalisch, dazu anregt, wild zu werden, auszuflippen und zu tun, was man will. Credits:
Music composed by Jimi Hendrix Compiled by Marco Ostrowski Mastered by Klaus Scheuermann
Jazz at Berlin Philharmonic VII - Piano NightCD / Vinyl / digital
Leszek Możdżer piano, Fender Rhodes on Summertime Iiro Rantala piano Michael Wollny piano All three play Fender Rhodes, in turn, on La Fiesta „Drei Männer, drei Flügel, ein Gefühl - Jazz“: So fasste das ZDF heute journal den Pianogipfel vom 31. Mai des vergangenen Jahres im ausverkauften großen Saal der Berliner Philharmonie zusammen, der nun exklusiv auf Vinyl nachzuerleben ist. Und ging hymnisch ins Detail: „Iiro Rantala, Leszek Możdżer, Michael Wollny - jeder Einzelne eine Klasse für sich. Spielen sie zusammen, wird es magisch.“ Ein Erlebnis mit Déjà-vu-Charakter, denn diese drei Größen des Jazzpianos hatten drei Jahre zuvor, im Dezember 2012, bereits den fulminanten Startschuss für die von Siggi Loch kuratierte Konzertreihe „Jazz at Berlin Philharmonic“ im berühmten Klassiktempel der Hauptstadt gegeben.Mit Leszek Możdżer, Iiro Rantala und Michael Wollny traten nun also zum zweiten Mal drei herausragende, vielfach preisgekrönte und etablierte Vertreter des europäischen Jazz gemeinsam an. Eine Generation, die ihr Instrument auch klassisch erlernt hat und schon deshalb um die eigene Musiktradition weiß; die auf diesem Weg den Jazz und seine Freiheit kennen und lieben gelernt hat; und die schon wegen ihrer Jugend sozusagen zwangsläufig mit Rock- und Popmusik aufgewachsen ist. Musiker also, die, mit ihren Erfahrungen in allen Genres und Stilen, schlicht „Musik machen“, und dies jenseits spieltechnischer Limits „in the spirit of Jazz“, wie das Credo von ACT lautet.Nach einem guten Dutzend stets ausverkaufter und umjubelter „Jazz at Berlin Philharmonic“-Konzerte, bei denen sie einzeln auch in anderen Konstellationen spielten, war es spannend, zu hören, was sich bei den Dreien seitdem entwickelt hat:Der Finne Iiro Rantala hat nach dem Ende seines 18 Jahre bestehenden, unkonventionellen Trio Töykeät seit 2011 ganz neue Farben in sein Spiel integriert. „Melodien voller Klarheit und Schönheit“, wie es der Stern unlängst festgestellt hat, stehen seitdem im Fokus seiner Kunst.
Die beiden Soloalben „Lost Heroes“ (2011) und „My Working Class Hero“ (2015), seine Hommage zum 75. Geburtstag John Lennons, katapultierte ihn endgültig ins internationale Rampenlicht. Die dort bewiesene künstlerische Aufrichtigkeit, der Respekt vor der Kraft der Melodien und die im Solo liegende Freiheit, das alles bringt Rantala auch hier beispielsweise bei seiner Komposition „Freedom“ zusammen.Seine künstlerische Freiheit hat auch Michael Wollny gefunden, nachdem er zehn Jahre hart dafür gearbeitet hatte. Mit „Weltentraum“ (2014) und „Nachtfahrten“ (2015) aber sprach sich allgemein herum, dass es in Deutschland einen einmaligen Pianisten gibt; einen „vollkommenen Klaviermeister“ (FAZ), der für jedes musikalische Theorem eine eigene, stets überraschende Lösung findet. Wie hier im Duo mit Iiro Rantala bei „White Moon“, ein Stück seines frühen Entdeckers und wichtigsten Lehrers Chris Beier.Bleibt das polnische „Phänomen“ (Süddeutsche Zeitung) Leszek Możdżer, der große Romantiker unter den europäischen Jazzpianisten. Seine „filigran schattierte Virtuosität ist faszinierendes Entertainment ohne Konkurrenz im gegenwärtigen Klavier-Handwerk“, stellte die FAZ fest. Możdżers Fähigkeit, das Leichte mit dem Schweren zu kombinieren, exerziert er bei Jazz at Berlin Philharmonic unübertrefflich vor, beim bildhaften, fast filmmusikalischen „She Said She Was A Painter“.Wenn dann beim großen Finale alle drei gemeinsam unwiderstehlich über George Gershwins „Summertime“ und Chick Coreas „La Fiesta“ improvisieren, dann wird der Geist beschworen, der die „Jazz at Berlin Philharmonic“-Reihe von Anfang an geprägt hat und auch in Zukunft prägen wird: Sich bei außergewöhnlichen Künstler-Begegnungen der Jazztradition zu erinnern und sie individuell nutzbar zu machen für die Gegenwart und für einmalige, einzigartige Konzertmomente.
Various Artists - Duo Art: Creating MagicCD / digitalDuo Art - es ist die reduzierteste Form des miteinander Musizierens. Nicht minder reichhaltig, wenn‘s gelingt, die kleinste „Bigband“ der Welt. Zwei auf sich alleine gestellt, in Harmonie und Wettbewerb. Sich ergänzend, hinterfragend und gegenseitig die Meinung sagend - ein faszinierender Dialog Ohr an Ohr. Spontan und intensiv, Call and Response – Jazz in seiner Reinform. Ein musikalischer Seiltanz ohne Netz und doppelten Boden. Im Idealfall entsteht große Kunst. Wie ein roter Faden zieht sich das Duett durch die Geschichte des Jazz. Im Œuvre eines jeden großen Jazzmusikers darf die Duo-Aufnahme nicht fehlen.
Auch für ACT übt das Duo seit Anbeginn eine große Faszination aus: „Wie werden zwei Musiker aufeinander reagieren, werden sie zusammen finden und wachsen sie dabei miteinander über sich hinaus?“ Auf diese Fragestellung sucht ACT bis heute nach neuen Antworten und wagt dieses Experiment in den verschiedensten Musiker-Konstellationen. „Creating Magic“ ist eine Werkschau über 20 Jahre ACT Duo Art und der musikalische Trailer für die neue ACT Duo Art-Serie, mit dem Anliegen, magische Dialoge zu dokumentieren.
Bereits im Startprogramm von ACT im Jahre 1992 tauschten sich Jasper van‘t Hof, Bob Malach und Wayne Krantz in verschiedenen Duos miteinander aus. Der schwedische Pianist Jan Johansson gilt als Wegbereiter des skandinavischen Jazz. Mit „Jazz på svenska“ (Jazz auf Schwedisch) hat er dem Jazz einen Weg in die Volksmusik gewiesen, bezeichnenderweise im Duett, mit Georg Riedel am Bass. Siggi Loch hat die beiden Musiker 1964 in Hamburg beim NDR Jazzworkshop erlebt und die Geschichte des „Swedish Folk – Modern“ 30 Jahre später mit Nils Landgren und Esbjörn Svensson fortgeschrieben. Auch auf „Pasodoble“ erreicht der schwedische Meisterbassist Lars Danielsson mit dem polnischen Piano-Überflieger Leszek Możdżer eine harmonische Symbiose, wie sie äußert selten ist. Gemeinsam erreichen sie ein unerhörtes Level an Interaktion und Spielwitz. Eine musikalische Sternstunde gelang Iiro Rantala und Michael Wollny im Dialog an zwei Flügeln bei „Jazz at the Berlin Philharmonic“ im Dezember 2012: „Tears For Esbjörn“ ist eine ergreifende Hommage an den 2008 verstorbenen Piano-Visionär, Esbjörn Svensson.
Wollny ist mit einem weiteren Duett auf „Creating Magic“ zu hören: Das bisher unveröffentlichte „Polygon“, aufgenommen auf Schloss Elmau, mit dem norwegischen Saxofon-Shootingstar Marius Neset, ist das allererste Zusammentreffen der vielleicht wichtigsten beiden jungen europäischen Jazzmusiker unserer Zeit und verspricht glänzende Aussichten für die Zukunft. Der Sampler endet mit einem Stück, das auf tragische Weise einen festen Platz in der Jazzgeschichte eingenommen hat: „You Stole My Heart“ ist die letzte Aufnahme von Eddie Harris kurz vor seinem Tod. Nach den Konzert-Aufnahmen mit der WDR Big Band, die ebenso auf „The Last Concert“ dokumentiert sind, bat er den Pianisten Gil Goldstein noch in der Nacht zu einer zusätzlichen Session. Ein letztes Mal legte er seine ganze Seele in den Song, den er seiner Frau gewidmet hatte. Zurück in Los Angeles wurde er ins Krankenhaus eingeliefert und verstarb am 5. November 1996.
„To make a dream come true, just take two“ heißt es in Marvin Gayes Hit „It Takes Two“. Manchmal ist weniger eben mehr, um magische Momente entstehen zu lassen – wie „Duo Art Creating Magic“ beweist. Credits:
Compilation produced by Siggi Loch and mastered by Klaus Scheuermann The Art in Music: Cover art (Detail) by Philip Taaffe / ACT Art Collection
Leszek Mozdzer - PolskaCD / digital
Leszek Możdżer piano, celesta, vibraphone, synth Lars Danielsson cello, bass Zohar Fresco percussion, vocals Der Pole Leszek Możdżer ist „ein Phänomen“ (Süddeutsche). „Seine filigran schattierte Virtuosität ist faszinierendes Entertainment ohne Konkurrenz im gegenwärtigen Klavier-Handwerk“ (FAZ). In seiner Heimat bereits ein Star, in Europa der wichtigste polnische Jazzmusiker seiner Generation nach Tomasz Stańko, verkörpert der 42-jährige Pianist aus Danzig den Aufbruch des europäischen Jazz. Einen Aufbruch zu seinen Wurzeln und zugleich zu neuen Ufern: Fast immer ist eine klassische Ausbildung, also das Bewusstsein um die eigene Musiktradition die Basis, um mit virtuoser Technik eigene Klangwelten zu erforschen. So auch bei Możdżer, der erst mit 18 den Jazz entdeckte, um ihn rasch mit anderen Strömungen zu verbinden. So entstand ein unverwechselbarer eigener Ton, ein individueller Ausdruck, der unüberhörbar von polnischen Hörtraditionen geprägt ist: Chopin, der Nationalheld der polnischen Musik, ist stets eingewoben – hörbar auch beim Einstieg in „Polska“ mit „Chai Peimot“. Aber auch moderne polnische Komponisten bis in den Pop hinein inspirieren ihn, ein Witold Lutoslawski etwa, der komplexe sinfonische Werke ebenso schrieb wie publikumswirksame „Hits“. Oder ein Krzystof Komeda, dem Możdżer mit seinem letzten ACT-Album „Komeda“ ein Denkmal setzte.
Den meisten seiner Kollegen in anderen Ländern hat Możdżer indes voraus, dass seine Sprache vor allem von seinen Landsleuten verstanden wird. Seine genreüberschreitende Musik hat in seiner Heimat phänomenalen Erfolg, die alle Publikumsschichten erreicht. Selbst Solo-Konzerte finden dort in Hallen statt, wenn er sich wie 2010 bei „Możdżer+“ Gäste wie Marcus Miller oder John Scofield einlädt, gehen die Zuschauer in die Zehntausende, als er 2008 mit Pink-Floyd-Frontmann David Gilmore in der Danziger Werft auftrat, waren es 60.000 Zuschauer. Seine Alben sind seit langem in den polnischen Charts zuhause, „Komeda“ schaffte es 2011 auf die Nummer Eins der Popcharts – vor Sting und Beyonce. Mit seinen extravaganten Brillen und Frisuren wirkt Możdżer inzwischen schon vom Auftreten her mehr wie ein Popstar als wie ein Jazzmusiker. Możdżer ist schlicht „ein Phänomen“, wie die Süddeutsche schreibt.
Dass auch in Deutschland und anderen Ländern das Interesse, ja die Bewunderung wächst und die Hallen größer werden – beim Auftakt zu „Jazz at Berlin Philharmonic“ war es zum Beispiel ein ausverkaufter Berliner Kammermusiksaal – liegt eindeutig an dem, was „Polska“ wieder eindrucksvoll vorexerziert: Możdżers einmalige Fähigkeit, das Leichte mit dem Schweren zu kombinieren.
Trotz atemberaubender Improvisationen oder stark kontrapunktischen und gegenläufigen Kompositionen bleibt seine Musik stets verständlich und eingängig. Możdżer hat ein Händchen für das Zusammenspiel von Rhythmik und Harmonik mit Melodien - kein Zufall, dass er in Polen viel für Theater und Film gearbeitet hat. Man höre nur das Titelstück des neuen Albums: Eine leicht chromatische, „slawische“ Bassfigur durchzieht das komplette Stück und bildet die Basis für schwebende, sich immer mehr verzweigende Linien und das hymnische, improvisatorisch variierte Thema. Alles ist da drin: Klassik, Jazz und Pop. Alles durchdrungen, sich befruchtend.
„Polska“ würde nicht klingen, wie es klingt, wäre es nicht im Trio mit dem schwedischen Bassisten Lars Danielsson und dem israelischen Perkussionisten und Sänger Zohar Fresco entstanden. Mit beiden hat Możdżer vor zehn Jahren Seelenverwandte gefunden: Bereits auf den beiden Danielsson-Alben „Pasodoble“ (im Duo) und „Tarantella“ manifestieren sich die Beiden als Traumpaar des intuitiven Zusammenspiels. Und Danielsson ist nicht nur einer der besten Jazz-Bassisten (und –Cellisten!) der Welt, er pflegt auch ähnliche kompositorische Vorlieben wie Możdżer, hier zu hören mit seinen Stücken „Africa“ und dem berührenden „Spirit“. Als Mitglied von „Bustan Abraham“, „Ziryab“ oder „Noah“ gehört Fresco zu den israelischen Pionieren, die in den Achtzigern begannen, östliche mit westlicher, arabische mit europäischer Musik zu verbinden. Hierzulande unbemerkt machten die Drei in Polen bereits zwei Alben, die (wie zuletzt „Komeda“) Doppel-Platin erreichten!
Mit „Polska“ kann man nun überall eines der interessantesten und ungewöhnlichsten Trios der Welt mit Leszek Możdżer als kreativem Mastermind entdecken. Eines, das mitreißen kann wie mit dem pulsierenden „KarMa Party“ oder schlicht verzaubern wie mit dem balladesken „Norgon“. Und das sich mithilfe des Polnischen Radio Sinfonieorchesters bei seiner Version von Jimi Hendrix‘ „Are You Experienced?“ auch auf das ganz große Finale versteht.
„Możdżers filigran schattierte Virtuosität ist faszinierendes Entertainment ohne Konkurrenz im gegenwärtigen Klavier-Handwerk“ (FAZ), wie „Polska“ abermals beweist.Credits:
Produced by Możdżer - Danielsson - FrescoRecorded at Alvernia Studios, mixed and mastered: Tadeusz Mieczkowski Additional sound engineering: Piotr Witkowski, Piotr Taraszkiewicz Technical Supervisors: Roman Oses, Krzysztof Bielewicz . Studio executive: Daria Druzgała Orchestra recorded at Recordings Studios of Polish Radio – S1 Synth and celesta recorded at Studio 701 Wrocław
Cæcilie Norby - Silent WaysCD / digital
Cæcilie Norby vocals Lars Danielsson cello, bass, acoustic guitars, tambourine Leszek Możdżer piano Nguyên Lê electric guitars, electronics Robert Mehmet Ikiz drums & percussionEs ist noch nicht ewig her, als die Fronten zwischen Klassik, Pop und Jazz noch recht verhärtet waren. Speziell im europäischen Bürgertum gab es selten ein Zurück, wenn ein Weg einmal vorgezeichnet schien. Und so schwebte auch die 14-jährige Dänin Caecilie Norby – ihre Mutter war Opernsängerin, ihr Vater Komponist - ganz in der Welt der Klassik - bis auf einer Schulparty ihre klar strukturierte Welt aus den Fugen geriet. Musik von Creedance Clearwater Revival dröhnte da aus den Boxen, etwas, was sie völlig faszinierte: „Bis dahin hatte Mozart meine innere Prinzessin verhext, aber nun war mir schlagartig klar, dass das dieselbe Sache war, nur in anderer Verpackung“, erinnert sie sich. „Mein jugendliches, unschuldiges, kultiviertes Universum, das ausschließlich aus klassischer Musik bestand, hatte sich für immer verändert. Dylan sang leicht daneben, Fogerty spielte dieselben vier Akkorde sehr laut immer wieder und wieder – und doch funktionierte es: Ich war gefesselt von der melancholischen Atmosphäre dieses melodischen Soul-Rocks.“
Seither hat Norby nur noch auf ihr Herz gehört und die musikalische Qualität von Melodien frei von Genre-Denken beurteilt. So wurde sie mit ihrer Funk-Jazzband „Frontline“ und dem Pop-Duo „One Two“ an der Seite von Nina Forsberg erst in ihrer Heimat ein Star, bevor ihr Brückenschlag zwischen den Genres international Furore machte: Als erste Skandinavierin wurde sie von Blue Note unter Vertrag genommen. Ein Weg zwischen den Welten, den auch ihr ACT-Debüt „Arabesque“ (9723-2) vor zwei Jahren definierte: Zu Vorlagen aus der Klassik, von Rimski-Korsakow und Ravel bis zu Michel Legrand schrieb sie eigene Texte und transportierte sie – mithilfe ihres Ehemannes Lars Danielsson und ihrer Band – in den Jazz.
Nun, mit ihrem zweiten ACT-Album „Silent Ways“ geht sie gewissermaßen den umgekehrten Weg. Sie suchte sich ein Dutzend ihrer Lieblings-Singer/Songwriter-Melodien aus – darunter auch das von ihr und Lars Danielsson selbst stammende „Hymnen“ -, um sie sozusagen mit Klassik und Jazz aufzuladen. Klassisch ist die vom Albumtitel angedeutete fast kammermusikalische, ruhige Form, ebenso wie der emotionale Ausdruck ihrer Interpretationen - man höre nur ihre meditativen, ja fast spirituellen Versionen der Leonard-Cohen-Songs „Winter Lady“ und „In My Secret Life“. Der jazzige Ansatz liegt in der Stimmtechnik, im Arrangement und natürlich im gemeinsamen Improvisieren der handverlesenen, prominent besetzten Band.
„Als Ausgangspunkt der Aufnahmesitzungen gaben wir vor, dass alle Musiker ihre eigene Geschichte auf den Tisch legen“, berichtet Norby. Und wie sie das taten! Stargitarrist Nguyên Lê zieht, besonders markant auf „Like A Rolling Stone“, seine unverwechselbaren, asiatisch gefärbten Linien. Leszek Możdżer steuert, am auffälligsten bei „Black Hole Sun“, die wirbelnde Rhythmik und melodramatischen Harmonien der osteuropäischen Musiktradition bei. Der Schlagzeuger und Perkussionist Robert Mehmet Ikiz bringt die Polyrhythmik seiner türkischen Abstammung wie den nordischen Groove seiner schwedischen Heimat ein. Lars Danielsson schließlich veredelt und besiegelt das Ganze mit seinen zauberhaft melodiösen Bass- und Cello-Linien.
Eine kraftvoll, spannende, überzeugende Melange, ob nun bei Klassikern wie Bob Dylans „Like A Rolling Stone“, John Fogertys „Have You Ever Seen The Rain“ oder Paul Simons „Hearts And Bones“, bei Erdigem wie Barrett Strongs „Papa Was A Rolling Stone“, ursprünglich Sperrigem wie Tom Waits‘ „Diamonds And Gold“, bei der Indie-Rock-Hymne „Hurt“ von Nine Inch Nails-Genius Trent Reznor oder eben dem loungigen, von Wolfgang Haffner komponierten Titeltrack „Silent Ways“, dem Norby einen ihrer großartigen Texte spendierte. Es ist, wofür die Sängerin Caecilie Norby wie kaum eine andere steht und wie sie es selbst am besten definiert, „der Sound des neuen intereuropäischen Jazz“. Credits:
Produced by Lars Danielsson & Cæcilie Norby Executive Producer: Siggi Loch Recorded at Copenhagen Piano Studio, Denmark by Freddy Albrektsen & Christian Alex Petersen Assistant Engineer: Julian Barfoed Mixed at Copenhagen Piano Studio by Freddy Albrektsen
Mastered at Tia Dia Studios, Mölnlycke, Sweden by Bo Savik
Jazz At Berlin Philharmonic - Jazz At Berlin Philharmonic ICD / digitaliiro rantala, michael wollny & leszek możdżer / piano & Fender Rhodes (on 06 & 08)Die Rückkehr einer Legende:Der berühmt-berüchtigte amerikanische Jazz-Impressario Norman Grantz (1918 – 2001) hatte 1944 eine Vision: Die Einzigartigkeit und Kunstfertigkeit der improvisierten Musik mitten in der Gesellschaft verankern, den Musikern die Würde und Anerkennung zu Teil werden lassen, die ihnen zusteht, und durch die Kombination verschiedenerer Stilrichtungen und Spielhaltungen, spontan in ungewohnten Besetzungen, Neues entstehen lassen. Es konnte nur einen idealen Ort für dieses Vorhaben geben - einen klassischen Konzertsaal: „Jazz at the Philharmonic“ war geboren. 20 Jahre lang hatte Grantz Konzertreihe, die später auch auf Reisen ging, einen großartigen Erfolg beim Publikum. Er stellte die prominentesten Jazzmusiker der Epoche vor, etwa Ella Fitzgerald, Dizzy Gillespie, Oscar Peterson und Lester Young. Der Jazz wurde sophisticated.
Jazz at Berlin Philharmonic: Die neue Konzertreihe im Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin greift Norman Grantz bahnbrechende Idee auf. Das dem Jazz mehr Aufmerksamkeit zusteht, davon war die Stiftung Berliner Philharmoniker überzeugt, als ACT-Inhaber Siggi Loch sich der „Jazz at the Philharmonic“-Konzertreihe erinnerte und solch ein Konzept für Berlin vorschlug. Und bei der Premiere von „Jazz at Berlin Philharmonic“ am 11. Dezember 2012 zeigte sich gleich: Der Jazz ist ein gern gesehener Gast. Erstmals in seiner 25-jährigen Geschichte war der Kammermusiksaal bei einem Jazz-Konzert mit 1200 Besuchern restlos ausverkauft. 3 Pianisten - Iiro Rantala, Leszek Możdżer und Michael Wollny - bewiesen solo, in Duos und im Trio, dass der Jazz verrostete Schubladen, die zwischen E und U Musik trennen, sprengen kann. Sie führten einem vorwiegend klassisch orientierten Publikum plastisch vor, dass Klassik und Jazz alles andere als Gegensätze sind. Ein Ereignis „mit Seltenheitswert für Berlin“ schrieb der Tagesspiegel und das ZDF urteilte: „Das war großartig, um nicht zu sagen: Weltklasse".
Der Live-Mitschnitt “Jazz at Berlin Philharmonic I” liefert Zeugnis davon ab, was passieren kann, wenn Musiker in ungewohnten Konstellationen aufeinandertreffen, die so bislang noch niemals miteinander aufgetreten sind. Rantala, Wollny und Możdżer gelangen eine Sternstunde, bei der sich „Jazz und Klassik auf Augenhöhe“ begegneten (Tagesspiegel).
Kein Wunder, sind doch alle drei stilistische Grenzgänger. Michael Wollny, das immer noch erst 34-jährige Aushängeschild des jungen deutschen Jazz, holt sich seine Inspiration ebenso von Schubert oder Mahler wie von Björk oder Kraftwerk. Was sich dann zu wuchtigen Meisterwerken rundet wie „Hexentanz“, dem Solo-Stück Wollnys auf diesem Album, einem chromatisch wogenden, harmonisch funkelnden und rhythmisch alles mitreißenden Füllhorn seiner unerreichten individuellen Ausdruckskraft.
Der Pole Leszek Możdżer kommt von seiner Ausbildung her explizit aus der Klassik, für ihn ist der Austausch zwischen den wichtigsten Strömungen der Kunstmusik ohnehin selbstverständlich, wie sein impressionistisches Solo „Incognitor“ belegt. Wie man im Duett „Suffering“ hören kann, ist der Finne Iiro Rantala ein Geistes- und Seelenverwandter.
Der aktuelle Echo Jazz-Preisträger im internationalen Klavierfach steht mit an der Spitze der innovativen Eklektiker, die an die alte Jazztradition anknüpfen, die großen Erfinder der Klaviermusik zu studieren, zu verehren und für eigene Ideen zu verwenden. Es ist so gesehen logisch, dass die Aufnahme mit ihm beginnt: Mit Rantalas Version der Aria und der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach, dem Ausgangs- und Endpunkt jeder swingenden und improvisierenden Musik, hier vorbildlich behutsam in die Gegenwart überführt. Und ebenso wenig ist es Zufall, dass er und Wollny mit „Tears For Esbjörn“ folgen, der ergreifenden Hommage an einen der einflussreichsten Jazzpianisten der letzten 20 Jahre, dem 2008 verstorbenen Esbjörn Svensson. Ohnehin sind es die überwältigenden Duette, die klar machen, dass alle drei im Zusammenspiel die gleiche Qualität haben wie als Solisten. Schließlich haben alle zunächst in Bands Karriere gemacht, Wollny mit seinem Trio [em], Rantala mit dem Trio Töykeät, und Możdżer in diversen Besetzungen, zum Beispiel an der Seite von Lars Danielsson. Wie sie bei „Jazz At Berlin Philharmonic“ am Schluss alle zusammen bei Chick Coreas „Armando‘s Rumba“ loslegen, bleibt erwartungsgemäß kein Auge trocken. Und doch ist selbst bei dieser tosenden, hochvirtuosen Latin Party ein klassisches Fundament herauszuhören.
Und spätestens nach dem „fulminanten Start“ (Tagesspiegel) der ersten „Jazz At Berlin Philharmonic“-Ausgabe war klar, dass weitere folgen müssen. Am 25. März treffen sich die Pianisten Joachim Kühn und Yaron Herman mit Michel Portal an der Bassklarinette und dem Geiger Adam Baldych zu einem Abenteuer der freien Improvisation, des musikalischen Dialogs ohne Netz und doppelten Boden. Norman Grantz hätte seine Freude daran gehabt. Credits:
Recorded live in concert at the Berlin Philharmonic (Kammermusiksaal), December 11, 2012 Recorded, mixed and mastered by Walter Quintus Presented by Stiftung Berliner Philharmoniker in cooperation with ACT Produced by Siggi LochACT would like to thank: Sir Simon Rattle, Martin Hoffmann and Alfred Brendel.
"The Last Set - Live at the A-Trane" ist ein würdiges Vermächtnis von Walter Norris und in der Person Możdżers ein Aufbruch zu den von ihm vermittelten Werten zugleich.
Zum 20. Geburtstag von ACT Music präsentiert das Jubilee Album 20 Highlights aus der bewegenden Geschichte des Münchener Labels. Für Kenner, Entdecker, Forscher und Neugierige sowie für alle, die den Spirit of Jazz suchen, ein wahrer Genuss.
Musik muss Geist und Seele haben - diese Grundhaltung des Jazz, seine Suche nach dem Ungehörten, nach der Kraft der Emotion, seine konkurrenzlose innere wie äußere Freiheit, das ist Inspiration von ACT. "In the Spirit of Jazz" folgt diesem Leitmotiv - u.a. mit Youn Sun Nah, Nils Landgren, Viktoria Tolstoy, Leszek Mozdzer und Wolfgang Haffner.
Eine von Siggi Loch zusammengestellte Compilation mit Soloaufnahmen von zwölf herausragenden Pianisten, die außergewöhnliches Jazz-Piano-Talent präsentieren.