Der schwedische Cellist und Bassist Lars Danielsson verfügt über einen unverwechselbaren Sound, der sowohl von seiner Herkunft als auch von seiner klassischen Ausbildung geprägt ist.
Danielsson zählt zu den weltweit gefragtesten Bassisten und spielte mit einer schier unendlichen Reihe internationaler Stars wie Michael und Randy Brecker, John Scofield oder Charles Lloyd. Seinen singenden, warmen, melodischen, hochkultivierten Ton erkennt man in Sekunden.
Seine Musik als Leader ist geprägt von seinem einzigartigen Talent für so einfache, wie eindringliche Melodien, seinem Empfinden für Sounds und Arrangements, sowie seinem Gespür für besondere Besetzungen – mit Größen wie Leszek Mozdzer, Tigran, Magnus Öström, Arve Henriksen, Bugge Wesseltoft, Nils Petter Molvaer, Eivind Aarset, Jan Bang, Eric Harland und vielen anderen, die immer wieder auf Danielssons Alben mitwirken.
Możdżer - Daniellson - Fresco - BeamoCD / Doppelvinyl / digital
Leszek MożdżerFazioli piano (A = 440 Hz equal temperament)
Steinway piano (A = 432 Hz equal temperament)
Östlind & Almquist piano (A = 440 Hz decaphonic tuning) Lars Danielsson
Double bass, cello & viola da gamba
Zohar Fresco
Frame drums, percussion & vocalsAls Leszek Możdżer, Lars Danielsson und Zohar Fresco im Juli 2004 zum ersten Mal gemeinsam in Warschau auftraten, konnten nur wenige vorhersehen, dass sich dieses Trio zu einem der beständigsten und meistbeachteten Ensembles des europäischen Jazz entwickeln würde. Jetzt, zu seinem 20-jährigen Jubiläum schlägt die Band mit „Beamo“ ein neues Kapitel auf.Das Herzstück des Albums ist ein außergewöhnliches Experiment in Sachen Tonalität. Leszek Możdżer, der Popstar und Freigeist des polnischen Jazz, durchbricht die Konventionen der Tonalität, die von Meistern des 17. und 18. Jahrhunderts wie Bach und Rameau aufgestellt wurden. Das System, eine Oktave in 12 gleiche Halbtonschritte aufzuteilen, dominierte die westliche Musik jahrhundertelang. Możdżer stellt dieses System infrage, beschreibt es als "eine schmerzhafte Verpixelung der Musik, reduziert auf zwölf obligatorische Töne".
Da jedoch die Klaviertastatur genau diesem System entspricht, bedarf es zur dessen Überwindung gleich drei unterschiedlich gestimmte Flügel im Zusammenspiel: Einen mit dem modernen Standard von A = 440 Hz, einen mit A = 432 Hz und einen dritten in einer dekaphonischen Stimmung, die die Oktave in 10 gleiche Intervalle unterteilt. Dieser Ansatz gibt die Tonalität nicht auf, sondern formt sie um und schafft eine klangliche Instabilität, die zugleich faszinierend und berückend schön ist.Der schwedische Bassist Lars Danielsson navigiert meisterhaft durch diese neue Klangwelt und verwebt die unterschiedlichen Tonalitäten mit der tiefen, resonanten Stimme seines Kontrabasses. Seine improvisatorische Brillanz wird noch deutlicher, wenn er bei Stücken wie „Decaphonesca“ die Viola da Gamba spielt und ihre Bünde an die dekaphonische Stimmung anpasst. Der israelische Percussionist Zohar Fresco legt mit seinem charakteristischen Setup aus Rahmentrommeln, Becken und Small Percussion das rhythmische Fundament für die harmonischen und melodischen Eskapaden – dynamisch, farbenreich und subtil und kraftvoll zugleich.
Laut Leszek Możdżer ist „Beamo“, der Titel des Albums, "ein Spiel, ein Code, und es liegt am Hörer, dessen versteckte Botschaft zu entschlüsseln... Es könnte eine Anspielung auf das lateinische Wort "amo" sein, das für die Eigenschaften der Liebe steht. Oder eine Referenz an das englische Wort „Ray“ - als Symbol für einen Lichtstrahl. Es ist ein Rätsel, ein multidimensionales Manifest - und das kürzestmögliche Gedicht.“Trotz seines experimentellen Charakters bleibt die Musik auf „Beamo“ im typischen Stil des Trios verwurzelt, das Einflüsse aus Klassik, Jazz, skandinavischer, osteuropäischer und mittelöstlicher Traditionen vereint. Aber die Musik gewinnt eine zusätzliche Dimension, ein Echo der reichen und zugleich aus heutiger Sicht „suchenden“ Klänge der Alten Musik, die an Clavichord und Spinett erinnern. Es ist eine Synthese aus historischer Resonanz und moderner Innovation, die die Musik auf „Beamo“ so besonders und faszinierend macht. Das Album verblüfft, überrascht und inspiriert und bietet dem Hörer einen Sound, der sowohl geheimnisvoll als auch vertraut wirkt. Es ist mehr als nur ein Album - es ist eine transformative musikalische Erfahrung, die die Grenzen dessen erweitert, was Jazz sein kann.Credits:Recorded from 18-22.09.2023 at Monochrom Studio (Poland) by Piotr Taraszkiewicz, assisted by Ignacy Gruszecki (Mono-chrom Studio)Additional cello parts recorded on 12.12. 2023 at Tia Dia Studios, Mölnlycke (Sweden) by Piotr Taraszkiewicz Brim On & Jacob's Ladder were performed in A = 432 Hz equal temperament tuningDecaphonesca was performed in decaphonic tuningEnjoy the Silence was performed in 440 Hz tuningAll other pieces were performed with the simultaneous use of two or three mixed tunings (440 Hz, 432 Hz and decaphonic tuning)Cover Art by Michał Wit Kowalski
Lars Danielsson - Palmer Edition II: TrioCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson double bass & cello
Verneri Pohjola trumpet
John Parricelli guitar
Edition Palmer die Zusammenarbeit zwischen ACT und Château Palmer, begann 2023 mit einer bedeutenden Veröffentlichung: DUO war ein intimes musikalisches Gespräch zwischen Joachim Kühn und Michael Wollny, zwei der unbestrittenen Größen des europäischen Jazzpianos. Die Aufnahme wurde international gefeiert: „Der Tagesspiegel“, eine der renommiertesten deutschen Tageszeitungen, schrieb: „Das Duo von Michael Wollny und Joachim Kühn ist ein alchemistisches Wunder. Sie teilen einen Geist der Improvisation, der Introspektion und Ausdruck, Vorfreude und Schweiß verbindet.“ Die führende französische Publikation Jazz Magazine lobte „eine tiefe Verbindung von extremer Sensibilität“. Während die Musik für die erste Edition Palmer live in der Alten Oper in Frankfurt aufgenommen wurde, entstand die zweite Veröffentlichung im Château Palmer selbst. Ein „Salon“ im Schloss diente als exklusiver Aufnahmeschauplatz für eine Reihe hochkarätiger Musiker von Weltrang. Auf TRIO spielen der renommierte Bassist, Cellist und Komponist Lars Danielsson sowie zwei Jazzgrößen aus dem Norden: der finnische Trompeter Verneri Pohjola und der britische Gitarrist John Parricelli. Der Hörer wird den genius loci, die Ruhe und Intimität des Aufnahmeortes genießen. Dieses Album erweckt nicht nur die ursprüngliche Idee der Zusammenarbeit zwischen ACT und Château Palmer auf eine spürbar aufregende und passende Weise zum Leben, sondern fängt auch die Magie ein, die entsteht, wenn einzigartige Künstler in einer einmalig schönen und besonderen Umgebung zusammenkommen.Credits:
Produced by Andreas Brandis In cooperation with Chateau Palmer
The Art in Music: Cover art by Mark Harrington
Wollny - Landgren - Haffner - Danielsson - 4 Wheel Drive IICD / Vinyl / digital
Nils Landgren trombone & vocals
Michael Wollny piano
Lars Danielsson bass & cello
Wolfgang Haffner drums
Vier gewinnt! Das Debüt-Album der deutsch-schwedischen Supergroup "4 Wheel Drive" war 2019 die erfolgreichste Jazzeinspielung in Deutschland. Und auch die Medien geizten nicht mit Lob. „Vier erste-Liga-Jazzer mit reiner Spielfreude und Lust an guter Popmusik“, urteilte das ZDF heute-journal über das geist- wie genussreiche Zusammenwirken von Posaunist und Sänger Nils Landgren, Pianist Michael Wollny, Bassist und Cellist Lars Danielsson und Schlagzeuger Wolfgang Haffner. Die führende amerikanische Jazzwebsite All About Jazz beantwortete die Frage, ob dieses Album in jede gut gepflegte Jazz-Plattensammlung gehöre, denn auch kurz und knapp mit: „4 sure“.Gleiches lässt sich ruhigen Gewissens über das zweite Studiowerk des Quartetts nach dem im Oktober 2019 veröffentlichten Konzertmitschnitt „4 Wheel Drive Live“ sagen. Mehr noch: Auf „4 Wheel Drive II“ wird ein Gang höher geschaltet, wie schon der rockig pulsierende Beginn „Chapter II“ aus der Schreibwerkstatt Wollnys deutlich macht. Da lässt Landgren seine Posaune gerne mal angriffslustig wie einen Sportwagenmotor aufheulen. Ähnlich dynamisch gestalten sich auch Stücke wie Danielssons Albumabschluss „The Wheelers“, in der man sich dank Haffners behänder Besenarbeit in einem Hochgeschwindigkeitszug wähnt, oder Wollnys mächtig swingender „Spring Dance“.Man habe den Anteil von Eigenkompositionen aus der Feder aller Beteiligten im Vergleich zum Erstling etwas erhöht, erklärt Danielsson, der mit „Just Another Hour“ auch eine feinfühlig-poppige Ballade zum neuen Album beigesteuert hat. Da mag sich das Mischverhältnis zwischen Interpretationen von Welthits und Originals, die das Debüt zu so einem großen Erfolg machten, mittlerweile in Richtung 50:50-Hybrid bewegen – der Treibstoff von 4 Wheel Drive ist jedoch der gleiche geblieben.
Es geht darum, aus dem tiefsten Inneren Musik mit Gleichgesinnten zu erschaffen, denen man blind auf dem Fahrersitz vertrauen kann. „Es fließt einfach“, schwärmt Drummer Haffner, „wir sind eine Gruppe enger Freunde, die nichts beweisen will, sondern einfach loslegt. Ich hatte schon so viele magische Momente mit dieser Band, es ist wirklich unglaublich!“
Das Album „4 Wheel Drive II“ fügt der von „gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Liebe“ (Landgren) getragenen Geschichte der Band, deren Geburtsstunde Ende 2017 bei einem Winter-Sonderkonzert des Jazz-Baltica-Festivals schlug, viele neue Augenblicke voller Magie hinzu: Etwa die instrumentale Version des Simon & Garfunkel-Klassikers „Sound of Silence“, die etwas geheimnisvoll Nordisches umwabert. Oder die Übersetzung der bis dato sträflich ungecovert gebliebenen Genesis-Ballade „Hold On My Heart“ in den Jazzkontext. Wenn es einen gibt, der eine Phil-Collins-Nummer singen kann, ohne dass es peinlich wird, ist es Nils Landgren. Was auch für Elton Johns „Your Song“ oder Paul Simons „Still Crazy After All These Years“ gilt. Der Mut, sich in den Köpfen vieler Menschen so alternativlos eingebrannten Pop-Weisen noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu nähern, zahlt sich voll aus. Weil bei 4 Wheel Drive vier Originale am Werk sind, die man schon am ersten Ton erkennt. Michael Wollny sieht das populäre Hit-Material denn auch nicht als Bürde, sondern ganz im Gegenteil als Befreiung. „Songs, die derart bekannt sind, geben einem die Möglichkeit, ganz offen für den Moment zu sein“, sagt der Pianist, „in dieser Band erlaubt uns die Songauswahl große Freiheiten. Es ist wie bei unseren Konzerten: Da kann alles passieren.“ Schlagzeug-Kollege Haffner stimmt zu: „Es ist nichts falsch daran, einen tollen Song auf deine eigene Art zu interpretieren. Wenn du es aus tiefster Überzeugung machst, wirst du immer die Menschen erreichen.“ Credits:
Produced by Andreas Brandis with the artists Recorded by Joar Hallgren and Michael Dahlvid at Nilento Studio, Gothenburg, April 17 - 19, 2023 Additional recording by Lars Nilsson at Nilento Studio, June 2, 2023 Mixed and mastered by Arne Schumann
The Art in Music: Cover art by Peter Krüll
Danielsson - Dell - Landgren - Salzau Music On The WaterCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson bass
Christopher Dell vibraphone, speech
Nils Landgren trombone
Es ist die Essenz der Musik, die das Installationskunstwerk „Music on the Water“ von Ilya Kabakov & Vladimir Tarasov auf dem Salzauer Schlossteich so einzigartig macht. Vor genau 10 Jahren haben beide die Idee eines „visuellen Klangfeldes“ in Salzau realisiert und seitdem geht von diesem Steg auf dem Wasser, der so unfertig und kunstfern wirkt, eine seltsame, eine magische Anziehungskraft aus. Kabakov selbst hat in dem Buch zu „Music on the Water“ davon gesprochen, dass für ihn Töne ein „energiegeladenes Feld, ein besonderes Ambiente“ erzeugen – Musik wird erlebt als Geschehen im Raum. „Die Töne verteilen sich innerhalb dieses Ambientes, und jedermann nimmt wandernd Platz auf dessen Energiekarte ein.“Was erwartet den Besucher? Das Bauwerk – ein Steg gleich einer Landungsbrücke – erscheint unfertig, die Zeit scheint stehen geblieben. Ein fachwerkartiges Gerüst ist errichtet, die Wände fehlen, ein Steinwurf würde keine Fenster treffen. Innen und Außen sind aufgehoben, Schutz bietet dieser Ort wohl kaum. Stahldrähte durchspannen das Dachgerüst und an ihnen hängen Gerätschaften des Alltages wie Messer und Gabel nebst metallischen Klangstäben. Der Wind durchzieht den Steg und lässt die aufeinander schlagenden Gegenstände leise erklingen. In allen Jahren habe ich kaum einen Festivalsommer erlebt, in dem dieser Ort nicht Tag für Tag Besucher anlockte und zum Verweilen einlud. Eine melancholische Stimmung geht von ihm aus, er entzieht uns der „Unentrinnbarkeit aus den Zwängen des alltäglichen Stresses“ (Thomas Deecke in „Music on the Water“).Doch es dauerte bis zum Festivaljahr 2005, dass JazzBaltica-Künstler den Ort für ihre Musik entdeckten. Angestoßen hat dies Siggi Loch, der schon seit längerem ein steter Besucher der Installation gewesen war. Und er wusste um die magische Stimmung der frühmorgendlichen Stunden von „Music on the Water“. Es war exakt Montagmorgen 5 Uhr am 4. Juli 2005, da zogen zum Ende des Festivals und seiner nächtlichen Session im Schloss Lars Danielsson, Christopher Dell und Nils Landgren durch den leeren Schlossgarten hin zum Steg – vorbei an verschlossenen Camper-Zelten – und bauten in der soeben aufgehenden Morgensonne ihre Instrumente auf. Versammelt waren anfangs wenige Gäste, als die ersten zögerlichen Töne erklangen – fast ehrfurchtsvoll und verhalten wirkend – gleich der Zartheit des Morgentaus. Hinzu gesellten sich Vogelgezwitscher, der Protest der Schwäne auf dem Teich und der Sound des Morgenwindes im Geflecht von Messer und Gabel über den drei Musikern.
Wohl selten hat Musik so zur Quelle ihrer Herkunft zurückgefunden – es war ein unwiederbringlicher Moment „klingender Stille“. Kabakov und Tarasov hätten sicher ihre Freude an diesem klangerfüllten Raum als der von ihnen gewollten „Hauptperson“ der Installation.
JazzBaltica selbst hat nie einen schöneren Ausklang gefunden als an diesem frühen Morgen im Salzauer Schlosspark.Credits:
Recorded live and open air at the JazzBaltica Festival at 5:00 a.m. on July 4, 2005 by Cees Snellink Mastered by Klaus Scheuermann Produced by Siegfried Loch
Lars Danielsson - SymphonizedCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson double bass, cello John Parricelli guitars Magnus Öström drums & percussion Grégory Privat piano Gothenburg Symphony Orchestra conducted by Peter Nordahl Carolina Grinne english horn, oboe Guests: Arve Henriksen trumpet (on Nikita‘s Dream and Yes to You) Paolo Fresu trumpet (on Africa and Scherzo)
Der Schwede Lars Danielsson ist ein Meister der improvisatorischen Finesse auf Kontrabass und Cello. Auf seinen Klangreisen folgt man ihm gern und staunend, die herrlichen Klangbilder beruhen meist auf songnahen Themen. Als Musiker ist er viel zu gut, um sein beeindruckendes Virtuosentum vordergründig auszustellen. Danielssons ausgefeilt lyrisch sanglichen Improvisationslinien bleiben im Dienst der jeweiligen Sache, auch wenn er als Solist nach vorn tritt. Darum arbeitet er auch als Arrangeur, Komponist und Bandleader. Mit dem Wortspiel „Liberetto“ hat er nicht nur einen einprägsamen Namen für die ideale Band zur Umsetzung seiner Intentionen gefunden, sondern auch eine Formel für seine Herangehensweise: Der darin enthaltene Bestandteil „Libretto“ steht für das Komponierte, Quasiklassische seiner Stücke, während das lateinische „Liber“ auf die Freiheiten während der Interpretationen verweist, auf das Prinzip Jazz also. Beide Pole, Klassik und Jazz, bestimmen Danielssons Karriere als Musiker: „Die Frage, ob ich ein Jazzmusiker bin, würden die Musiker des Orchesters mit Ja beantworten, würde ich aber Wynton Marsalis fragen, käme wahrscheinlich ein Nein“, sagt er und schmunzelt dabei, denn er fühlt sich wohl zwischen den Stilen. Sein erster Musiklehrer war Orgelspieler in der Kirche. Zudem war die heimische Folklore allpräsent. Dann hat er als Cellist häufig in Orchestern gespielt. Zu dieser musikalischen Sozialisation mit Bach und sakralen Hymnen kam bald die Liebe zum Rock ‘n‘ Roll. Die verflüchtigte sich Mitte der Siebziger mit dem Aufkommen des New Wave aber wieder, und der Teenager begann, Jazz zu hören. Immer schon ging es Lars Danielsson darum, aus diesem Einflussgemisch heraus einen eigenen Platz als europäischer Musiker zu definieren. Zwar hat er anfangs auch Jazzstandards gespielt, doch blieb er auf der Suche: „In meine Musik ist viel Erfahrung eingeflossen.“ Mit seinem Doppelalbum „Symphonized“ erfüllt sich Lars Danielsson nun einen Traum. Mit einigen Musikern aus dem Gothenburg Symphony Orchestra ist er schon aufs Konservatorium gegangen. 2008 nahm er das erste Mal mit diesem Orchester Eigenes auf. Dann durfte sich der Englischhornspieler Björn Bohlin einen Komponisten aussuchen und beauftragte Danielsson. 2018 spielten sie das „Concerto for English Horn and Contrabass“ erstmals live, 2019 fand dann das Recording statt, diesmal mit Carolina Grinne als Solistin an Englischhorn und Oboe.
Zwei Jahre später ergab sich die Möglichkeit, am selben Ort auch Extramaterial aufzunehmen. Es entstand die Idee eines etwas anderen „Best of“ mit Stücken der Liberetto-Band in orchestraler Form. Ein volles Orchester mit 79 Mitgliedern, Gastsolisten und bei beiden Aufnahmen Peter Nordahl am Pult. Der ist bekannt für Crossover-Projekte und die Verbindung von Klassik mit Populärem.
Eine solche Verbindung ist ein vermintes Feld. Lars Danielsson ist sich dessen bewusst. Seine „Symphonized“-Aufnahmen sind genau deswegen so überzeugend. Er schreibt für die Orchestermusiker in der für sie gewohnten Weise und versucht nicht, ihnen Jazz abzuverlangen. „Ich hoffe ihre Instrumente gut genug zu kennen, um für sie so schreiben zu können, dass es bestmöglich klingt.“ Eine cineastische Breitwandmusik entstand, und man darf durchaus an Claus Ogermann, Nino Rota oder Ennio Morricone denken. Von dort ist es nicht weit zu Maurice Ravel, zu dem sein Kollege Claude Debussy einmal sagte: „Vergnügen ist das Gesetz.“
Dieses Vergnügen ist auf den Aufnahmen wie mit Händen zu greifen. Elastisch, farbenreich ausbalanciert und in melodischer Vielfalt laufen die kurzweiligen Ereignisse ab. Eine Herausforderung sieht Lars Danielsson darin, dass Orchester so einzusetzen, dass organischer Raum für Soloinstrumente bleibt. Melodie, Flow und Emotion sind zentrale Elemente seiner Kunst. „Meine Musik soll so schön wie möglich klingen“, sagt er, „es muss aber auch für die Ausführenden interessant sein, sie zu spielen. Sie sollen Spaß haben mit meinen Kompositionen. Melodien zu schreiben und sie dann von den Musikern eines Orchesters interpretiert zu hören, ist die totale Magie. Bei ‘Sacred Mind‘ zum Beispiel spiele ich nicht mit. Ich saß im Saal und freute mich am umwerfenden Sound des Orchesters.“
Im Jahr 2004 begann die so erfolgreiche Zusammenarbeit von Lars Danielsson mit dem ACT-Label. Schon auf dem Album „Libera Me“ trat zu einer mit Jon Christensen, Nils Petter Molvær, Jan Bang, Caecilie Norby und anderen illuster besetzten Band das Danish Radio Concert Orchestra. Schon da gab es diesen leichten und fließenden Sound, diese Einladung, gemeinsam mit exzellenten Musikern eine gute Zeit zu verbringen. Nun ist es, als schließe sich vorübergehend ein Kreis. Doch die Geschichte wird weitergehen … Credits:
Recorded and mixed by Joakim Lindberg at Studio Sickan Malmö, June and October 2019 Mastered by Magnus Lindberg Productions 2020 The Art in Music: Cover art "Metamorphosis" by Emma Larsson: Metamorphosis
Lars Danielsson - PasodobleCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson cello, bass Leszek Mozdzer piano, celesta, harmonium
Der schwedische Komponist, Arrangeur, Bassist und Cellist Lars Danielsson hat auf ACT bereits drei Alben unter eigenem Namen eingespielt, ist auf zahlreichen weiteren ACT-Veröffentlichungen als Sideman zu hören und zeichnete als Produzent für das aktuelle Album der Sängerin Viktoria Tolstoy Pictures of Me verantwortlich. Lars Danielsson ist ein Musiker von erstaunlicher Bandbreite. Ursprünglich hörte er Rockmusik von Jimi Hendrix, Cream und Santana, während er zu gleichen Zeit klassisches Cello am Konservatorium in Göteborg studierte. Dann sah er im Fernsehen ein Konzert mit Oscar Peterson und dem dänischen Bassisten Niels-Henning Ørsted Pedersen: Das war der Beginn seiner Wandlung und von nun an trat für ihn der Bass an die erste Stelle. Mit seinem neuesten Werk Pasodoble (ACT 9458-2) legt er nun ein spannendes Duo-Album mit dem Polen Leszek Możdżer vor, der als der erfolgreichste und vielseitigste Jazz-Pianist seines Landes gilt. Bei ACT war er bereits auf der als Introduktion zu der Reihe "Piano Works" konzipierten Compilation Romantic Freedom (ACT 9749-2) mit einer Komposition zu hören. Lars Danielsson und Leszek Możdżer trafen sich zum ersten Mal vor vier Jahren bei einem Konzert in Warschau. Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. Inzwischen haben sie gemeinsam zwei erfolgreiche Alben mit dem israelischen Perkussionisten Zohar Fresco in Polen veröffentlicht: „The Time“ und „Between us and the Light“ und waren auch mit Danielssons letztem Projekt Mélange Bleu (ACT 9604-2) gemeinsam auf Tour.
Es war nur eine Frage der Zeit, wann Lars und Leszek ein intimes Duo-Album einspielen würden. Ein harmonisches und zeitloses Werk ist entstanden, das den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Die Symbiose zwischen den beiden ist frappierend. „Leszek ist für mich der perfekte Pianist. Musikalisch gesehen sind wir einfach vom selben Planeten. Wir haben angefangen, diese Aufnahme zu planen, nachdem wir auf einer Tour hin und wieder Stücke im Duo gespielt haben. Siegfried Loch hatte dann die Idee, ein reines Duo-Album aufzunehmen. Nur Klavier und Bass – eine intensive Beziehung! Diese Art zu spielen ist für mich wie ein Traum. Mit Leszek habe ich das Gefühl, jederzeit in die Richtung gehen zu können, in die mich die Musik gerade führt. Ich hoffe, Sie als Zuhörer haben daran genauso viel Freude wie ich.“ (Lars Danielsson) Leszek Możdżer ist ein außergewöhnlicher Musiker und Komponist, der in seiner Heimat schon zahlreiche Preise gewonnen hat. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt er Klavier, aber erst mit 18 Jahren entdeckte er den Jazz für sich und begann ihn mit Klassik zu verknüpfen. Hochgeschätzt sind seine Improvisationen über Melodien von Frédéric Chopin. Wenn er nicht im Studio oder auf Tournee ist, arbeitet er auch mit den beiden berühmten Film-Komponisten Zbigniew Preisner, dem langjährigen Partner von Krzysztof Kieslowski („Drei Farben“- Trilogie) oder dem jüngst Oscar-prämierten Jan Kaczmarek („Wenn Träume fliegen lernen“) zusammen. Natürlich hat Mozdzer auch bereits mit vielen Stars der internationalen Jazzszene, wie Pat Metheny, Archie Shepp, Tomasz Stańko, Joe Lovano u.v.a. gespielt. Und was haben Pink Floyd und Leszek Możdżer gemeinsam? Auf David Gilmour’s letztem Album „On An Island“ ist der Pianist mit zwei Songs vertreten…
„Seit unserem ersten Gig hatte ich das Gefühl, das Lars genau der Bassist ist, mit dem ich spielen möchte. Wenn er dabei ist, brauche ich nicht über die Musik nachzudenken, ich kann sie einfach fühlen. Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war ein wenig nervös, bevor wir als Duo ins Studio gingen. Ich hatte das Gefühl, dass wir irgendein Konzept bräuchten, dass es uns gelingen müsste, eine Art magischer Aura zu schaffen, um nicht zu angestrengt oder gekünstelt zu wirken. Aber Lars lächelte nur und sagte: „Wir werden Musik spielen, das ist alles“. Diese Erfahrung inspirierte mich und gab mir ein solches Selbstvertrauen, dass ich am selben Abend im Hotelzimmer noch zwei Stücke komponierte. Sie sind beide auf dem Album. Wenn ich mit Lars musiziere, spiele ich viel besser als sonst. Ich hoffe wirklich, dass diese Zusammenarbeit dauerhaft sein wird.“ (Leszek Możdżer) Beide Musiker sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Ihre große Bewunderung füreinander lässt sich auf ihrem ersten Duo-Album klar erkennen. Wer den einen oder anderen Standard erwartet hat, sieht sich überrascht. Aus Bass und Klavier wuchsen so viele Ideen, dass mit Ausnahme eines Stücks - den traditionellen Folksong „Eja Mitt Hjärta“ hat der Schwede speziell für dieses Album arrangiert - alle Titel Eigenkompositionen von Lars oder Leszek sind. Eine musikalische Ehe, die eine lange gemeinsame Zukunft verspricht. Credits:
Produced by Lars Danielsson and Leszek Mozdzer
Nils Landgren - 3 GenerationsCD / Vinyl / digital
Nils Landgren with Joachim Kühn, Michael Wollny, Iiro Rantala, Lars Danielsson, Cæcilie Norby, Viktoria Tolstoy, Wolfgang Haffner, Ulf Wakenius, Jan Lundgren, Ida Sand, Youn Sun Nah, Vincent Peirani, Emile Parisien, David Helbock, Marius Neset, Nesrine, Julian & Roman Wasserfuhr, Anna Gréta, Johanna Summer, Jakob Manz, and many more
We are Family – 30 Jahre ACT
Der Schwede Nils Landgren war und ist das Rückgrat der ACT Familie. Vierzig Alben als Leader und weitere zwanzig als Produzent und Solist sind bisher auf dem Label erschienen. Michael Wollny, der mit Landgren durch viele gemeinsame Projekte verbunden ist, bringt dessen Künstlerpersönlichkeit und eines der entscheidenden Geheimnisse seines Erfolgs auf den Punkt: „Mit Nils wird alles leicht.“ Diese ansteckende Leichtigkeit, welche sich durch das ganze Tun von Mr. Red Horn zieht, ist umso bemerkenswerter, wenn man resümiert, wie viele Rollen er ausübt: Posaunist, Sänger, Bandleader, Produzent, Festival-Leiter, Talent Scout, Professor, Kurator und Mentor. All diese Rollen und damit verbundenen Qualitäten kommen auf „3 Generations“ parallel zum Tragen: Zusammen mit ACT-Gründer und Produzent Siggi Loch bringt Landgren, anlässlich des 30-jährigen Label-Jubiläums, drei Generationen von ACT-Künstler*innen in verschiedenen Besetzungen zusammen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Landgren und Loch währt fast schon so lange wie das Bestehen von ACT. Im Jahr 1994, nur zwei Jahre nach Gründung, begegneten sich die beiden erstmals auf dem Jazz Baltica Festival. Kurz darauf wurde Landgren exklusiver ACT-Künstler. Über sein Netzwerk kamen in der Folge Künstler*innen wie Esbjörn Svensson, Viktoria Tolstoy, Rigmor Gustafsson, Ida Sand, Wolfgang Haffner und viele mehr zum Label. Die Rolle als Vertrauter und Integrationsfigur für ACT hat Landgren bis heute inne. Das finden und fördern junger Talente war und ist eine Kernkompetenz von ACT. Das galt für Nils Landgren, oder später auch für Michael Wollny, der 2005 zum Label kam und heute zu den wichtigsten Pianisten Europas zählt. Mit Künstler*innen wie Johanna Summer und Jakob Manz, beide noch nicht geboren als ACT gegründet wurde, blickt das Label in die Zukunft, mit einer neuen Generation von Musikern, die der Jazzwelt neue Impulse geben. Die britische Times schrieb: „Seit 1992 hat ACT eine eigene ‘Europäische Union‘ der Musik formiert, die die Freizügigkeit zwischen Nationalitäten und Genres fördert und so einen authentischen Eindruck davon vermittelt, was diesen Kontinent ausmacht.“ An die vierzig Künstler und Künstlerinnen aus dem Kreis der ACT Family untermauern auf „3 Generations“ diese Aussage und machen das Jubiläumsalbum zu einer Feier der Bandbreite, Offenheit und integrativen Kraft des Jazz. Im Mittelpunkt stehen Aufnahmen einer mehrtägigen Studio-Session im Sommer 2022, wie sie wohl nur Nils Landgren und Siggi Loch auf die Beine stellen können. Ein musikalischer Streifzug quer durch Europa, mit Einflüssen aus Jazz, populären Songs, Folk, klassischen Elementen, zeitgenössischer Musik und vielem mehr. Drei Musikergenerationen dokumentieren auf dreißig Stücken dreißig Jahre ACT mit Nils Landgren als Spiritus Rector. Nicht nur eine Retrospektive, sondern vor allem ein Blick in das Heute und Morgen des Entdecker-Labels “in the Spirit of Jazz”.Credits:
Recorded by Thomas Schöttl at Jazzanova Studio, Berlin on June 7 - 9, 2022, assisted by José Victor Torell – except as otherwise indicated Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Produced by Siggi Loch and Nils Landgren The Art in Music: Cover Art by Yinka Shonibare CBE: Detail from Creatures of the Mappa Mundi, Mandragora, 2018
Nils Landgren - Sentimental JourneyCD / Vinyl / digital
Nils Landgren vocals and trombone
Anders Widmark piano
Lars Danielsson bass
Wolfgang Haffner drums
FleshQuartet
Jonas Lindgren violin
Örjan Högberg viola
Mattias Hellden cello
Sebastian Öberg cello
Chrille Olsson bass on Everything Must Change
Special Guests
Esbjörn Svensson Fender Rhodes
Rigmor Gustafsson vocals on Fragile
Viktoria Tolstoy vocals on Be There for You
Der Balladensänger Nils Landgren
Diana Krall, Jane Monheit, Dee Dee Bridgewater oder auch Natalie Cole – dies sind die Stars einer regelrechten „Standardwelle“, die weltweit Furore machen. Was Wunder, gilt doch die Interpretation von allseits bekannten Balladen, die einen Großteil des „Great American Songbook“ ausmachen, seit jeher als eine der höchsten Disziplinen im Jazz.
Inmitten dieser erlauchten Damenriege nimmt sich Nils Landgren auf den ersten Blick vielleicht etwas merkwürdig aus. Landgren - ist das nicht dieser Typ mit der knallroten Posaune, der in regelmäßigen Abständen die angesagten Hallen zum Köcheln bringt? Stimmt. Aber der schwedische Jazzposaunist hat weiß Gott mehr zu bieten als beinharten, groovigen Funk. Denn was die Beschäftigung mit Balladen angeht, ist Nils Landgren ein alter Hase. Und gesungen hat Nils praktisch schon, seit er denken kann. „In der Schule mussten wir jeden Tag einen Psalm singen, was allerdings nicht gerade meine Begeisterung für den Gesang geweckt hat,“ erinnert sich Nils amüsiert. Eine überzeugende Vorstellung in bester James-Brown-Manier war es, die dem 18-Jährigen schließlich seinen ersten Plattenvertrag einbrachte. Seitdem hat der Gesang Nils Landgren nie ganz losgelassen, allem Erfolg mit seiner formidablen Band Funk Unit zum Trotz. Zur großen Überraschung der Branchenkenner entwickelte sich Landgrens 1992 aufgenommenes „Ballads“-Album (ACT 9268-2) auch ohne große Publicity zu einem wahren Selbstläufer. Fast 20.000 verkaufte Exemplare sprechen für sich – in der Jazzsparte gelten solche Umsätze als respektable Erfolge. Nun gibt „Mr. Redhorn“ seiner empfindsamen Seite in sich erneut nach und begibt sich wieder auf eine Reise ins Reich der Gefühle. „Sentimental Journey“ – könnte es einen passenderen Titel geben für ein Album von jemandem, der praktisch ständig unterwegs ist, nun aber einen Gang zurückschalten möchte? „Die Zeit war einfach reif für diese Platte nach all den hektischen Tourneen in der letzten Zeit“, erklärt Nils, „ich mochte schon immer ruhige Songs, in denen Geschichten erzählt werden. Ob mit Worten oder mit einem Instrument, das macht dabei für mich keinen großen Unterschied.“
Und von solchen Stories gibt es eine ganze Reihe: „In A Sentimental Mood“ atmet ganz den Duktus eines der größten Jazzmusiker überhaupt, Duke Ellington. Kurt Weills „Speak Low“ verweist auf den intimen Moment vertrauter Zweisamkeit, „Nature Boy“ „My Foolish Heart“ und der Titelsong, „Sentimental Journey“, gehören zum Standardrepertoire eines jeden Vokalinterpreten im Jazz. Doch auch Pop-Künstler wie Sting haben es Nils Landgren angetan, und mit Country-Größen wie Allison Krauss gibt es offenbar auch keine Berührungsängste: „Fragile“ und „Ghost in this House“ reihen sich in der Bearbeitung von Landgren nahtlos ein in die Phalanx der Songklassiker, als hätten sie schon immer dazu gehört. Viel Herzblut ist bei dieser „Sentimental Journey“ im Spiel, ein Projekt, bei dem auch das kleinste Detail stimmt. Was mag es Langweiligeres geben als eine Platte, auf der jedes Stück annähernd gleich klingt? Nicht so hier. Jeder Song hat ein ganz eigenständiges Arrangement, steht in seiner Schönheit für sich. Landgren, kein Freund von einfachen Lösungen, wollte sich nicht mit Konfektionsware begnügen. Statt eines herkömmlichen Streicherensembles für einen adäquaten Background entschied er sich für das originelle FleshQuartet aus seiner schwedischen Heimat. „Es ist eh schon verdammt schwer, die Ideen, die man permanent im Kopf hat, auch tatsächlich in Klänge umzusetzen“, stellt Landgren fest, „aber dass sie dann in der Realität noch viel besser klingen, als ich es mir je in meiner Phantasie hätte ausmalen können, das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich werde dem FleshQuartett für ihren Beitrag zu der Platte immer dankbar sein.“ Zu den Mirakeln des Jazz überhaupt gehört es, dass Musiker offenbar in der Lage sind, ohne jedweden persönlichen Kontakt zuvor Erstaunliches zustande zu bringen. So betrachtet, zeugen die Resultate auf „Sentimental Journey“ von einem weiteren Wunder: „Ich weiß nicht, warum, aber irgendetwas in mir sagte mir, dass ich unbedingt Anders Widmark, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner zusammenbringen sollte,“ meint Nils. Keine schlechte Wahl, soviel steht fest. Der Pianist Anders Widmark ist in Schweden eine etablierte Größe. Mit seiner „Carmen“-Einspielung wurde er auch international bekannt. Der Bassist Lars Danielsson ist einer der gefragtesten Spieler des europäischen Jazz, wie zahlreiche Alben, auf denen er als Bandleader und auch als kompetenter Begleiter zu hören ist, beweisen. Und die Biographie des Schlagzeugers Wolfgang Haffner kann bunter kaum sein: Neben seiner Arbeit mit eigenen Formationen gehört er inzwischen zu den international gefragtesten Session-Drummern. Als „special guests“ sind darüber hinaus noch Rigmor Gustafsson und Victoria Tolstoy (beide Gesang) und Nils‘ Labelmate und Freund, der Pianist Esbjörn Svensson, zu hören. Auf dem Titelsong „Sentimental Journey“ hören wir Nils Landgren mit seinen beiden Schülerinnen, den Posaunistinnen Karin und Mimmi Hammar.
Es war ein langer Weg für Nils Landgren, bis er die „Sentimental Journey“ antreten konnte: Mehr als 500 Plattensessions (darunter auch für ABBA), Jazzworkshops mit den renommiertesten Bigbands weltweit, erfolgreiche Tourneen rund um den Globus mit Funk Unit, Künstlerischer Leiter des Berliner Jazzfests 2001 - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. „Sentimental Journey“ überzeugt nicht zuletzt deshalb, weil sie sich jeder Hektik, jeder berufsbedingten Betriebsamkeit widersetzt. „Das ist mein Baby, für die nächste Zeit zumindest,“ sagt Nils Landgren nicht ohne Überzeugung.Credits:
Produced by Siegfried Loch and Nils Landgren
Jan Lundgren - Into the NightCD / Vinyl / digitalJan Lundgren pianoEmile Parisien soprano saxophoneLars Danielsson bassDirekte, unmittelbare Kommunikation, ständig in Bewegung, zu jeder Millisekunde auf Augenhöhe, offen, frei, feinstofflich hochwertig und tatsächlich demokratisch ohne jedwede hierarchische Tendenz: So lauten die Parameter für das perfekte Trio. Nicht wenige benutzen diese Attribute, jedoch ohne sich je um deren tiefere Bedeutung Gedanken zu machen… Für Jan Lundgren galt dieses Format deshalb schon immer als die Ultima Ratio der gelebten Improvisationskultur. Seit 1995 unterhält er ein eigenes klassisches Piano-Trio, aber erst als der schwedische Pianist 2007 mit seinem bahnbrechenden „Mare Nostrum“-Projekt das klassische Pianotrioformat aufbrach und mit dem sardischen Trompeter Paolo Fresu sowie dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano eine kongeniale Allianz bildete, die Kritiker sogar als die „erste europäische Supergroup“ priesen, kam er seinem Ideal so nahe wie noch nie zuvor. Jan Lundgren wäre aber nicht der rastlose, ewig auf der Suche be-findliche Workaholic, wenn er sich damit zufriedengeben und nicht weiter pausenlos nach neuen Herausforderungen Ausschau halten würde. „Ich habe immer starke Stimmen in der europäischen Jazzszene gesucht, Musiker, die eine ähnliche Abenteuerlust wie ich verspüren und sich in alle Richtungen bewegen können“, erklärt der 55-Jährige. Eine gute Plattform dafür bietet regelmäßig „sein“ Ystad Sweden Jazz Festival, das Lundgren 2010 in dem durch Henning Mankells Wallander-Krimis weltbekannten Städtchen an der schwedischen Südküste ins Leben rief und seither leitet – mit der Option von jährlich zwei eigenen Auftritten. Schon 2015 entsprang daraus das „Ystad Concert“ mit dem Bas-sisten Mattias Svensson und dem Bonfiglioli Weber String Quartet – ein Tribut an den schwedischen Jazz-Pionier Jan Johansson. „In Ystad wartet immer etwas Neues auf mich, etwas, das ich zuvor noch niemals ausprobiert habe.“ So auch 2020, wobei das Schicksal hier wie so häufig im Jazz Regie führte. Eigentlich hatte sich Jan Lundgren auf eine Pianot-rio-Performance eingestellt. Doch als der Schlagzeuger wegen der Corona-Reisewarnungen absagen musste, sprang kurzfristig der französische Saxofon-Shootingstar Emile Parisien in die Bresche. Wieder ein völlig unkonventionelles Trio, wieder eine dieser unerwarteten Herausforderungen, die Lundgren so liebt. Einen Tag vor dem Konzert trafen er, Parisien und sein schwedi-scher Landsmann Lars Danielsson zum ersten Mal überhaupt aufeinander. Und schon nach kurzer Zeit spürten die drei bei der Probe, dass es wieder einer dieser Glücksfälle werden könnte. Lundgren spricht euphorisch von einer „Trinität, einer himmlischen Fügung!“ Im intimen Rahmen eines kleinen Konzertsaals, bei dem jeder Zuhörer unweigerlich in den Entstehungsprozess der Musik eingebunden ist, konnte sich der Zauber des neuen Trios erst richtig entfalten. „Im Jazz geht es immer um gute Melodien, prägnante Rhythmen und starke Kompositionen“, erklärt Lundgren. „Jeder bringt seine eigene Note ein, ausgehend von unseren völlig unterschiedlichen musikalischen Herkünften. Und das macht die Sache so spannend und aufregend. Wir genießen es, in die Welt des jeweils anderen einzutauchen und dabei neue Welten zu erschaffen.“
Als Basis für die gemeinsamen Exkurse verwenden Lundgren, Parisien und Danielsson eingängige Kompositionen, die sie lustvoll und nach allen Regeln der Improvisationskunst verzieren und mit kindlicher Freude entfalten. Der Opener „Glädjens Blomsters“ (Blumen der Freude) beispielsweise ist ein altes schwedisches Volkslied, das durch Emile Parisiens dunkles Soprano eine berührende melancholische Note erfährt. Lars Danielssons Hymne an seine Tochter „Asta“ lockt in einen Korridor voller harmonischer Schwingungen. Nicht die einzige Überraschung: Der Bassist eröffnet Parisiens „Préambule“ mit einem voluminö-sen, runden Intro, während das wärmende „I Do“, das Lundgren einst für ein Theaterstück schrieb, von den Musikern behutsam von innen illuminiert wird. Ganz im Stil eines romantischen Tastenvirtuosen führt der schwedische Pianist in „Schubertauster“ ein, eine Hommage auf Franz Schubert, die wiederrum der französische Akkordeonist Vincent Peirani als Komponist beisteuerte. Jan Lundgren besitzt einen Hund, eine niedliche Promenadenmischung zwischen Yorkshire Terrier und Chiwawa. Genauso vital und aufgekratzt klingt „A Dog Named Jazze“. Das Titelstück „Into The Night“ wirkt in seiner ganzen harmonischen Farbenpracht wie ein Soundtrack für den traditionellen schwedischen Midsommar. Zum Schluss hat Lars Danielsson noch eine Liebeserklärung an „Ystad“, dieses kleine, feine, stolze Jazzfestival, zu Notenpapier gebracht, das die drei mit großer Hingabe und Empathie in Töne gießen. Natürlich ging das Ystad Festival auch 2021 wieder über die Bühne, und zwar vom 4. bis 7. August. Auch diesmal haben Jan Lundgren, Emile Parisien und Lars Danielsson wieder ihre überbordende Musikalität, ihren reichen Erfahrungsschatz vereinen und ihr neues Triogefühl bis zur Neige ausgekostet. Er freue sich wie ein Kind, sagt Lundgren. „Ich bin so glücklich über diese Fügung, und dass wir den Faden wieder aufgreifen können, nach dieser langen, pandemiebedingten Pause. Für mich ist das wie eine zweite Chance!“
Credits:Recorded live in concert at Ystad Sweden Jazz Festival by Mattias Dalin (Eurosound AB), August 1, 2020 Mixed by Bo Savik, Jan Lundgren and Lars Danielsson at Tia Dia Studios, Mölnlycke, Sweden Mastered by Bo Savik Produced by Jan Lundgren & Lars Danielsson Executive Producer: Siggi Loch Cover art by Raimer Jochims, Chilandar II (1993-94)
Various Artists - Magic Moments 14 "In The Spirit Of Jazz"CD / digital„Mehr als jede andere Kunstform berührt Musik die Menschen unmittelbar,“ lautet das Credo von ACT-Gründer Siggi Loch. Seit fast 30 Jahren hat es sich das Label deshalb zur Aufgabe gemacht, die Künstler zu finden und zu fördern, die Geist, Herz und Seele besonders nachhaltig erreichen. Und vielleicht war dies nie wichtiger als jetzt, in Zeiten der Pandemie, des Verstummens der Kultur, der emotionalen Isolation und der virtuellen Realitäten.
„Magic Moments 14“ bündelt mit 16 Interpreten und Titeln aus dem aktuellen ACT-Programm die ganze Kraft der „Music in the Spirit of Jazz“, dieser universellen, für jeden verständlichen Weltsprache jenseits der Worte, die Menschen zusammenbringen, bewegen und begeistern kann. Und macht die Schwerpunkte des erklärten Entdeckerlabels ACT deutlich:
Schon immer lag der Fokus von ACT auf dem europäischen Jazz, der sich auf die eigenen Musiktraditionen besonnen, diese mit den amerikanischen Wurzeln verknüpft und damit neue Wege eröffnet hat. So beginnt „Magic Moments 14“ auch mit einem „Cancon des fuego fatuo“ des jungen spani-schen Pianisten Daniel Garcia, einer faszinierenden neuen Stimme des spanischen Jazz, der die Musik seiner Heimat neu aufgreift. Und mit dem umwerfenden Debüt der bekannten österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr, die sich mit einem Shakespeare-Sonnet zusammen mit den Weltmusikern von Quadro Nuevo und dem Early-Jazz-Spezialisten Bernd Lhotzky als grandiose, moderne Jazz-Diseuse vorstellt. Weitere Beispiel für neue strahlende Sterne am europäischen Musikhimmel sind die französisch-algerische Cellistin und Sängerin Nesrine oder das neue Trio des österreichischen Pianisten David Helbock.
Nicht fehlen dürfen die, mit denen es angefangen hat und die ACT zum führenden Label für schwedischen Jazz gemacht haben: Posaunist Nils Landgren steuert einen neuen Streich seiner Funk Unit bei, mit der er dem schwarzen Soul-Jazz seit vielen Jahren ein europäisches Gesicht gegeben hat. Bassist Lars Danielsson zelebriert mit „Cloudland“ von seinem neuen Liberetto-Album wieder die Verbindung von Klassik, Jazz und Nordic Sound. Ida Sand knüpft an die Tradi-tion skandinavischer Sängerinnen an, die das Songbook der Welt mit ihrem Soul „in the Spirit of Jazz“ bereichern. Und zum Album-Abschluss untermauern Pianist Jan Lundgren und Lars Danielsson zusammen mit dem französischen Neu-definierer des Sopransaxofons Emile Parisien den Anspruch einer europäischer Kunstmusik mit schwedischem Akzent. Nicht zuletzt hat ACT als eines der ersten wichtigen Labels auch den aktuellen deutschen Jazz gefördert. Von der enormen Entwicklung zeugen auf „Magic Moments 14“ so viele Künstler wie nie: Der Passauer Violinist Florian Willeit-ner; der in der süddeutschen Szene kometenhaft aufgestiegene Gitarrist Philipp Schiepek; die alle Grenzen sprengende Band KUU! der – wie Minichmayr vor allem als Schauspiele-rin bekannten - Sängerin Jelena Kuljic; natürlich die Jazzrausch Bigband, die mit ihrem TechnoJazz weltweit aufhor-chen lassen, oder die neuen preisgekrönten Shootingstars am Klavier Johanna Summer und Vincent Meissner.
Summer und Meissner stehen, wie Garcia, Lundgren und Helbock, gleichzeitig für das besondere Augenmerk, das ACT immer auf die besten Pianisten Europas gelegt hat. Und so runden zwei andere die „Magic Moments 14“ ab, die zu-gleich die wohl international bedeutendsten sind: der 77-jährige, immer noch vor Tatendrang strotzende Joachim Kühn und sein legitimer Erbe Michael Wollny, hier in seinem neuen All-Star-Quartett XXXX mit Emile Parisien, Tim Lefebv-re und Christian Lillinger (soeben mit mehreren Deutschen Jazzpreisen dekoriert, darunter einer für KUU!) zu erleben. So ergibt „Magic Moments 14“ eine Quintessenz dessen, was genreüberschreitender, innovativer Jazz aktuell zu bieten hat. Ein mitreißendes, berührendes, Begegnung und Ge-spräch suchendes Heilmittel gegen die Geißeln unserer Zeit. Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Lars Danielsson - CloudlandCD / Vinyl / digital
Lars Danielsson double bass, cello Grégory Privat piano John Parricelli guitars Magnus Öström drums & percussion Guests: Arve Henriksen trumpet Kinan Azmeh clarinet
Gute Dinge sind es wert, auf sie zu warten. Lars Danielsson hatte Ende 2019 gerade ein paar Tracks für ein neues Liberetto-Album aufgenommen, dann schlug die Pandemie zu... Als sich im September 2020 ein Zeitfenster zwischen den Lockdowns in ganz Europa auftat, ergriff Danielsson die Gelegenheit und holte die Bandkollegen zurück in sein Studio in der Nähe von Göteborg, um zu beenden, was sie begonnen hatten.
Wer die Attraktivität und Zugänglichkeit von Danielssons Liberetto-Konzept – schon seine Wortschöpfung verbindet ja musikalische Freiheit mit spielerischer Leichtigkeit – schätzt, wird „Cloudland", das vierte Liberetto-Album, lieben. Alle Erwar-tungen, angefangen mit der wieder in Hülle und Fülle zu finden-den „eleganten Lyrik“ und dem „treffsicheren Groove“, wie es der kanadische Autor John Kelman (All About Jazz) schon 2011 beim ersten Liberetto-Album ausmachte, werden eingelöst. „Ich betrachte meine Kompositionen als Songs“, sagt Danielsson, der die Bedeutung der Melodie nie vergisst. Schließlich, so erinnert er sich noch lebhaft, war sein allererster Musiklehrer ein Orga-nist mit einer Vorliebe für Hymnen.
„Cloudland“ zeigt aber auch Danielssons ganze Bandbreite an Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten. Zu den gewohnten kommen hier neue dazu. Gleich zu Beginn von „Imagine Joao'“ zum Beispiel, einem Duett mit John Parricelli, trägt er die Melo-die mit der Eleganz und Eloquenz des vollendeten lyrischen Bassisten vor, wie wir sie von ihm gewohnt sind. In den letzten sech-zig Sekunden von „Villstad“ hingegen sind heroisch-rockige Klänge zu hören, die die meisten Zuhörer wahrscheinlich einer elektrischen Gitarre zuordnen werden. Doch der Schein kann beim Klang-Alchimisten und -Zauberer Lars Danielsson trügen: Er spielt hier ein elektronisch verzerrtes Cello. Neu ist auch das fünfsaitige Hybrid-Bass-Cello, das Danielsson hier erstmals einsetzt, im Eröffnungstrack "Vildmark" (was so viel wie Wildnis bedeutet) „con arco“, also mit dem Bogen, und in „Tango Magnifique“ gezupft. „Es ist ein nachgebautes Instrument aus dem 18. Jahrhundert“, erklärt Danielsson, „und es sieht nicht nur schön aus, es hat auch einen wunderbaren Klang. Es singt wirklich!“ „Cloudland“ birgt weitere Innovationen: Seit er in den Neunzigerjahren Mitglied der Band von Trilok Gurtu war, erforscht Danielsson ungerade Metren. Hier führt er diese Arbeit weiter, ohne dafür den Reiz und die emotionale Wirkung der Musik zu opfern, getreu seiner Philosophie: „Wenn es natürlich klingt, ist es egal, in welchem Takt es ist.“ Das gilt besonders für das Titelstück, das zwar im 17er-Takt steht, aber trotzdem einen unwiderstehlichen Puls, Fluss und sogar eine luftige Eleganz besitzt, welche durch die unverwechselbare Präsenz des Trompeters Arve Henriksen als Leadstimme noch verstärkt wird.
Apropos Begleiter: „Cloudland“ ist auch das Liberetto-Debüt des in Syrien geborenen Klarinettisten/Komponisten Kinan Azmeh. Ein enorm vielseitiger Musiker, dessen Tätigkeit von Yo Yo Ma's Silk Road Ensemble bis zu Kompositionsaufträgen der New York Philharmonic reicht. Im ruhigen, hintergründigen „Intermezzo“ hören wir sowohl seinen warmen, fokussierten Ton auf der Klari-nette wie auch sein poetisches Talent für Phrasierung. So ist dieses Album auch eine Feier der unzähligen Talente, die die Mitglieder von Liberetto in Danielssons Musik einbringen. Sie sind seit einem Jahrzehnt mit seiner Musik vertraut, verstehen sie, schätzen sie, und bringen auf „Cloudland" spürbar die Freude zum Ausdruck, sie wieder gemeinsam zu spielen. Bei „River of Little“ etwa folgt Pianist Grégory Privat dem Thema mit heraus-ragender Präzision, um uns doch zugleich einen magischen Ein-blick in die Welt der improvisatorischen Freiheit und Fantasie zu gewähren. Wir hören die Bandbreite des Gitarristen John Parricelli: von der nylonsaitigen Zartheit des „Tango Magnifique“ bis zu den Casbahartigen elektrischen Riffs von „Desert of Catanga“. Arve Henriksens Beitrag auf dem Titeltrack wird dem Hörer noch lange im Gedächtnis bleiben. Und Schlagzeuger Magnus Öströms einfühlsame Beherrschung von Timbre und Textur im ruhigen „Nikita's Dream“ ist atemberaubend.
„Cloudland" belohnt die Geduld des Hörers also reichlich. Nicht zuletzt bei den vielen ganz besonders vielfältig und schön gestaltenten Endings. Nehmen wir zum Beispiel die perfekte Gelassenheit im Rallentando, der Tempoverschärfung, die den Titeltrack beschließt. Oder die rätselhaften letzten Takte von „Sacred Mind“ oder den präzisen und knackigen Abschluss von „Desert of Catanga“. Nur drei Beispiele für die sorgfältige, durchdachte Arbeit der Co-Produzenten, die während der gesam-ten Entstehungszeit des Albums als harmonisches Kreativteam wirkten: Cæcilie Norby, Magnus Öström und Danielsson selbst. In jeder Hinsicht erinnert dieses Album daran, dass kreative Prozesse Zeit brauchen, um zu reifen. Dass sich dies aber am Ende umso mehr lohnt.
Various Artists - Fahrt ins Blaue III - dreamin in the spirit of jazzCD / digital
Esbjörn Svensson E.S.T. Symphony Youn Sun Nah, Ulf Wakenius & Lars Danielsson Wolfgang Haffner Quartet feat. Dusko Goykovich Nils Landgren Quartet Paolo Fresu, Richard Galliano &Jan Lundgren Julian & Roman Wasserfuhr, Tim Lefebvre & Nate Wood Viktoria Tolstoy Cæcilie Norby & Lars Danielsson Matthieu Saglio &Vincent Peirani Ulf Wakenius Norah Jones, Joel Harrison & David Binney Jan Lundgren Quartet Michael Wollny & Vincent Peirani Natalia Mateo Jens Thomas & Christof Lauer
Tagträume und Gutenachtgeschichten in the Spirit of Jazz
„There's a place for us, somewhere a place for us. Peace and quiet and open air wait for us. Somewhere…“, Worte aus Leonard Bernsteins West Side Story-Klassiker dienen der „Fahrt ins Blaue III - dreamin’ in the spirit of jazz“ als Leitmo-tiv: Erhebende Musik als Zufluchtsort für Geist und Seele, Alltagsintermezzo und Kraftquelle. Abschalten heißt ein-schalten: Ruhig, intim, manchmal fast meditativ fließen die 16 Stücke der Zusammenstellung dahin und lassen den Hörer in ganz unterschiedliche musikalische Traumwelten ent-schwinden… Die Zeit scheint still zu stehen, wenn Esbjörn Svenssons erste Klaviernoten erklingen. „Ajar“ und das anschließende „e.s.t. Prelude“ bereiten den Nährboden für den sich über 67 Minuten eröffnenden Klangkosmos. Behutsam erwächst daraus Youn Sun Nahs bittersüßes „Lento“, das auf der Musik des russischen Komponisten Alexander Skrjabin basiert. Nahtlos gefolgt vom melancholischen Jazz-Standard „Autumn Leaves“ in der Interpretation von Wolfgang Haffners „Kind of Cool“-Ensemble. Dann gibt sich Sänger und Posaunist Nils Landgren die Ehre mit dem sanft vorgetragenem und schwerelos im Raum zirkulierenden „Somewhere“. Voller Poesie und Originalität zeigen sich auch Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren im Mare Nostrum-Trio. Der schwedische Pianist Lundgren steuert mit seinem eigenen Quartett und „No. 9“ eine weitere ohrwurmverdächtige Ballade bei, die den finnischen Saxofonisten Jukka Perko featured. Auf der „Fahrt ins Blaue III“ treffen sich Michael Wollny und Vincent Peirani zum deutsch-französischen Rendezvous. Bei „The Kiss“ bilden die zwei Feingeister ein musikalisches Tan-dem par excellence. Mit dem Cellisten Matthieu Saglio geht Akkordeonist Peirani eine weitere Liaison ein: Auf „Bolero triste“ wird mediterrane Folklore in die Freiheit des Jazz entlassen. Mit ihrer entspannt groovenden Jazz-Ballade „Carlo“ versetzen uns die Gebrüder Wasserfuhr gedanklich an die Brooklyn Bridge New Yorks mit schweifendem Blick auf die schimmernde Skyline von Manhattan in der Abenddämmerung. Ruhe und Inspiration: Ein Mann und seiner Gitarre, Ulf Wakenius spielt Keith Jarretts „My Song“ und das Duo Caecilie Norby und Lars Danielsson präsentiert eine intime, ganz auf den Kern des Songs reduzierte Version von Leonard Cohens Hallelujah. Zwei andere Sängerinnen entführen uns in die Welt des Kinos: In ihrer polnischen Muttersprache interpre-tiert Natalia Mateo das aus Roman Polańskis gleichnamigen Film weltbekannte Wiegenlied „Rosemary’s Baby“. Und Vik-toria Tolstoy bedient sich mit ihrer Version von „Why Should I Care“ einer Songperle aus dem Clint Eastwood Film „True Crime“ .
Auch die unnachahmliche Norah Jones ist zu hören, an der Seite von Gitarrist Joel Harrison und Saxofonist David Binney. Den Country-Song-Klassiker „Tennessee Waltz“ nahm sie als Gast für ACT auf, der auf dem Album „Free Country“ zeit-gleich zu ihrem Welterfolg „Come Away With Me“ erschien. Mit melodischem Sentiment entlassen Jens Thomas und Christof Lauer an Klavier und Saxofon den Hörer schließlich wieder in die Stille. Der Epilog zeigt wie unter einem Brenn-glas die ästhetische Ausrichtung der „Fahrt ins Blaue III“: Traumhafte Musik von beeindruckender Intensität und Dichte.Credits:Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Romatic Freedom - Blue in GreenCD / digitalAls Siggi Loch 1992 ACT gründete, war seine Leitlinie, eine Plattform und einen Kom pass für den neuen, die alten Genregrenzen sprengenden Jazz zu schaffen, wie er sich insbesondere in Europa entwickelte. Wegen seiner Liebe zur Klaviermusik standen hier von Anfang an besonders die Pianisten im Fokus, die in der Reihe „Piano Works“ präsentiert wurden. Schon bald darauf erkannte die bedeutende britische Tageszeitung „The Guardian“: „ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Jazzpianisten vorzustellen.“ 2006 erschien gewissermaßen eine Quersumme dieser Labelmission: „Romantic Freedom“, eine Zusammenstellung mit Soloaufnahmen von zwölf herausragenden, ACT verbundenen Pianisten. Vierzehn Jahre später ist es jetzt höchste Zeit für eine neue Bestandsaufnahme, mit „Romantic Freedom – Blue in Green“.
Dass „Blue in Green“ aus Miles Davis‘ bahnbrechendem „Kind of Blue“-Album von 1959 den Namenspatron für diese Quintessenz der aktuellen Piano-Szene abgibt und gleich zu Anfang in der schillernden Version von David Helbocks Trio „Random Control“ erklingt, ist kein Zufall: Das refrainlose, modale, von der Harmonik wie Timing revolutionär variable Stück wurde zur Blaupause für experimentelle improvisatorische Exkurse. Nicht nur dafür gibt es hier das Motto vor, es steht als lyrischstes Stück von „Kind of Blue“ auch wieder für die balladeske Seite des Klavierjazz, für „Romantic Freedom“ eben. Fast zwangsläufig folgt deshalb „Believe, Beleft, Below“ des Esbjörn Svensson Trios, ein bewegender Geniestreich, der heute fester Bestandteil des „Great European Songbooks“ ist. Kurz vor Schluss des Albums erklingt sozusagen eine Reprise auf den großen Erneuerer des europäischenJazz, mit Iiro Rantalas Hommage an Svensson: „Tears For Esbjörn“.
Waren 2006 ausschließlich Solostücke vertreten, bilden auf Rom antic Freedom – Blue in Green“ Trioaufnahm en das Gerüst: Die neoromantische Finesse eines Michael Wollny Trios bei „Little Person“, das moderne Fusion-Gewand der „Bubbles“ des Jacob Karlzon Trios, das unverwechselbare Klangbad aus Stakkato und Legato des unermüdlichen Klavier-Pioniers Joachim Kühn mit seinem „New Trio“ bei „Sleep On It“, das Verschmelzen kammermusikalischer und freier Improvisationstraditionen beim Carsten Dahl Trio auf „Sailing with No Wind“, oder der ätherische-sphärische Umgang mit dem Filmmusik-Klassiker „The Windmills of Your Mind“ von Jan Lundgrens „Mare Nostrum“-Trio mit Paolo Fresu und Richard Galliano, all das alles ist Ausdruck und Beweis des enormen Aufschwungs und der kreativen Vielfalt der klassischen Klaviertrio-Besetzung. Aber auch die Duette von Michael Wollny & Nils Landgren (mit ihrer hinreißenden Version von Stings „Fragile“), von Leszek Możdżer & Lars Danielsson („Praying“) oder von Bugge Wesseltoft & Henning Kraggerud (mit dem das Album in vollendetem Schönklang abschließenden „Last Spring“) belegen, dass der europäische Jazz sich zur „Musique Actuelle“ entwickelt hat, die in der Gleichzeitigkeit nahezu aller Musiken der Welt neue ästhetische Positionen findet, und deren Pianisten das ganze Klangspektrum ihres Instruments nutzen. Dazu passt auch, dass sich die zwei verbleibenden Solostücke des Albums auf klassische Vorlagen beziehen: David Helbock destilliert am präparierten Flügel die Jazz-Essenz aus dem berühmten zweiten Satz aus Beethovens Siebter Sinfonie. Und Johanna Summer, das wohl größte junge Talent unter den deutschen Jazzpianisten lässt sich von Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ zu einem fulminanten Meisterwerk des „instant composings“ inspirieren.
So wächst auf Romantic Freedom – Blue in Green“ zusammen, was zusammengehört. Tradition und Innovation. Freiheit und Form Schönheit und Emotion. Selten war es berührender, den Fortschritt des europäischen Jazz zu hören als hier, gebündelt in den großen Persönlichkeiten der ACTPianisten und ihrer Begleiter.Credits:
Curated by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Ulf Wakenius - Taste of HoneyCD / Vinyl / digital
Ulf Wakenius guitars Lars Danielsson bass & cello Magnus Öström drums
Noch ein Beatles-Album? Als der schwedische Gitarrist Ulf Wakenius mit dem Vorschlag kam, eine Hommage an Paul McCartney einzuspielen, war Produzent Siggi Loch zunächst skeptisch. Gibt es doch bereits allzu viele Interpretationen der unsterblichen Beatles-Melodien. Doch die Leidenschaft, mit der Wakenius für eine Hommage an eines seiner Idole brannte, vor allem aber das Dreamteam und Allstar-Trio, das er mit Lars Danielsson und Magnus Öström dafür an den Start brachte, überzeugten Loch schließlich. Aber bei der Titelauswahl sollten Facetten McCartneys gezeigt werden, die nicht allzu bekannt sind. Und so erinnerte sich Loch an die Anfänge der Beatles, die er selbst hautnah miterlebt hatte. 1962 sah er mehrere Auftritte der Beatles im Hamburger Star-Club, wo ihre Weltkarriere bekanntlich begann. Der Höhepunkt ihrer Konzerte dort war stets Bobby Scotts Broadway-Song „A Taste of Honey“, gesungen von McCartney. So durfte diese Nummer bei einem „Tribute to Paul McCartney“ nicht fehlen, am Ende wurde sie sogar titelgebend. Ebenso klar war, dass auch weniger bekannte Stücke aus der „Wings“-Periode dabei sein mussten. Die zwölf sorgsam ausgewählten Titel decken nun chronologisch wie stilistisch ein breites Spektrum des Schaffens von McCartney ab. Natürlich auf eine einzigartige, nie gehörte Weise, sind die drei, die hier ihrem Vorbild ein Denkmal errichten, doch jeder für sich selbst unverwechselbare Stilisten.
Bei Ulf Wakenius ist es die Quersumme seiner reichen Erfahrungen, angefangen mit früher Rock-Leidenschaft über den klassischen Modern Jazz in der Zusammenarbeit mit dem Bassisten Nils-Henning Ǿrsted Pedersen wie in den zehn Jahren als Mitglied des Oscar Petersen Quartet bis zur Begleitung herausragender Pop-Jazz-Sängerinnen wie Youn Sun Nah und den eigenen, die üblichen Spielweisen und Ausdrucksformen der Gitarre sprengenden Projekten. Seine besondere Einfühlungs- und Gestaltungskraft hat er auch bereits bei Hommagen an Keith Jarrett und Esbjörn Svensson bewiesen. Nils-Henning Ǿrsted Pedersen ist das Bindeglied zwischen Wakenius und Lars Danielsson, die als zwei der führenden europäischen Jazzer mittlerweile oft zusammengearbeitet haben. Auch Danielsson hat in seiner 40-jährigen Karriere seine Bandbreite stetig erweitert, ob als Begleiter zahlloser Größen von Trilok Gurtu bis zu Charles Lloyd wie mit sei-nem eigenen Allstar-Quartett oder den gemeinsamen Projekten mit dem polnischen Pianisten Leszek Moźdźer oder Cæcilie Norby.
Magnus Öström wiederum hat inzwischen hinlänglich bewiesen, dass er nicht nur auf ewig der Drummer der Jahrhundertband e.s.t. bleiben wird, sondern mit seinen eigenen Projekten auch die Brücke zum Progressive Rock oder völlig eigenwilligen Bands wie Gentle Giant schlagen kann. Nicht zuletzt durch seine Meisterschaft an den Besen und seinen ganz eigenen Sinn für Pausen.
So höre man auf „A Taste of Honey“ nur einmal den federnden Groove, den Öström „Maybe I’m Amazed“ mitgibt. Ein Power-Stück, das die große Bandbreite der Interpretationen und die ernsthafte Vertiefung in die Vorlagen veranschaulicht. Bei „Blackbird“ etwa, einem der liedhaftesten Songs der Beatles überhaupt, stellt Wakenius‘ „singende“ Gitarre so manche Vokal-Version in den Schatten, und die feine Rhythmusarbeit seiner Begleiter kitzelt einen bislang unerhörten Swing aus dem Stück. Aus „My Funny Valentine“ streichen die drei das „funny“ und verleihen ihm stattdessen eine sehnsuchtsvolle Tiefe – unter anderem mit einem ergreifenden Bass-Solo von Danielsson. Ebenso wunderbar reduziert und zur melancholischen Ballade umgeformt erklingen „You Never Give Me Money“ und das zwischen der herzzerreißend romantischen Melodie und den angerissenen Licks und abgedämmten Bässen changierende „Besame Mucho“. Mit dem Latin-Klassiker von Consuelo Velasquez beschloss Paul McCartney einst die Auftritte der Beatles im Liver-pooler Cavern Club, wie Loch seinerzeit mitbekam. So gehörte auch dieses Stück für ihn unbedingt zu einer McCartney-Hommage. Im Finale furioso schließlich verwandelt Wakenius „Eleanor Rigby“, das vielleicht am häufigsten von Jazzer adaptierte Beatlesstück, in eines seiner so extrem druckvollen und bis in jede Note mit Spannung aufgeladenen Zauberstückchen a la „Momento Magico“. Wie also schon Paul McCartney, ob mit den Beatles oder den Wings, einst die Lieblingssongs seiner Vorbilder zu seinen eigenen machte, so ziehen nun Wakenius, Danielsson und Öström dessen unsterbliche Stücke in ihre musikalische Vorstellungswelt. Laden sie mit ihren Gedanken und Gefühlen auf und verschaffen dieser wunderbaren schwedische Hommage an den britischen Sir Paul McCartney so ein zeitloses Eigenleben. Credits:
Produced by Siggi Loch Recorded by Lars Nilsson at Nilento Studio, Gothenburg, September 12 & 13, 2019 Assistant engineer: Michael Dahlvid Mixed and mastered by Lars Nilsson Cover art by Jerry Zeniuk
Various Artists - Magic Moments 13CD / digitalBestes Jazzinfotainment: 16 Tracks, 75 Minuten Musik in the Spirit of Jazz, u.a. mit Nils Landgren & Jan Lundgren, Wolfgang Haffner,Ulf Wakenius, Solveig Slettahjell, Grégoire Maret, Vincent Peirani & Emile Parisien, Kadri Voorand, Viktoria Tolstoy, Jazzrausch Bigband.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Wolfgang Haffner - Kind of TangoCD / Vinyl / digital
Wolfgang Haffner / drums Lars Danielsson bass & cello Christopher Dell vibraphone Simon Oslender piano Vincent Peirani accordion Ulf Wakenius guitar Alma Naidu vocals Sebastian Studnitzky trumpet Bill Evans saxophone (07 & 09) Lars Nilsson flugelhorn (03) „Kind of Tango ist KEIN Tangoalbum.“ betont Schlagzeuger und Komponist Wolfgang Haffner. „Es geht mir nicht um das ‚Eins zu Eins‘, nicht um das Nachspielen, sondern um eine Übersetzung des Tango-Lebensgefühls in meine musikalische Welt. Während ich Einflüsse aufnehme, verarbeite und weiterschreibe, folge ich meinem eigenen Weg, der mir erlaubt, ich selbst zu sein. Entscheidend ist die Transposition: aus der Bezugnahme entsteht etwas Neues, Zeitgemäßes.“ Auch der jüngste Spross der „Kind of…“ Trilogie ist vor allem eins: 100% Haffner. Nach den Cool-Jazz-Abenteuern auf „Kind of Cool“ und der musikalischen Spurensuche in Haffners temporärer Wahlheimat Spanien auf „Kind of Spain“ geht es nun auf eine Exkursion nach Buenos Aires. Haffner erinnert sich: „Als mir Siggi Loch den Tango als dritte Inspirationsquelle vorschlug, war ich sofort überzeugt. Er ist stark vom Rhythmus geprägt, speist sich aus prägnanten Melodien, die man entwickeln kann und birgt so viele Emotionen in sich. Mich beschäftigt diese Musik schon ziemlich lange. Ein besonders prägendes Erlebnis war ein Konzert, das ich im Jahr 2004 zusammen mit den German Allstars im weltberühmten „Teatro Colon“ in Buenos Aires gab. Nach uns trat das Ensemble von Astor Piazzolla auf und am Ende des Abends spielten beide Besetzungen zusammen.“ Spätestens seitdem war Haffners Interesse am Tango in all seinen Schattierungen, von der klassischen Form bis zu seinen aktuellen, elektronisch angereicherten Formen geweckt.
Für das Album hat sich Haffner neben den bewährten Mitstreitern Christopher Dell und Lars Danielsson zwei Gäste an Bord geholt, die ebenfalls mit den gängigen Tango-Klischees brechen: Der Gitarrist Ulf Wakenius wurde vor allem in der Band von Oscar Peterson geschult und lässt in seinem Spiel immer wieder seine schwedische Heimat anklingen. Vincent Peirani ist einer der führenden Modernisierer des Akkordeons und überführt das doch im Tango tragende Instrument in einen neuen Kontext. Erstmals ist auch der junge Simon Oslender am Klavier dabei.
Neben den Eigenkompositionen Haffners und seiner Bandmitglieder stehen Stücke des berühmten argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla im Zentrum des Albums. Ein Erneuer des Tangos, der diesen ab Mitte der 1950er Jahre in die Welt des Jazz transportiert hat. Für Haffner ein „perfect match“, denn Tango ist heute mehr denn je keine festgezurrte Stilistik mehr, sondern vor allem auch eine Spielhaltung und ein Lebensgefühl. „Dieses Gefühl im Tango, diese urbane Melancholie und die Kraft, die oft aus der Ruhe und Konzentration der Musik entsteht, sind Dinge, die sich auch durch meine eigene Musik ziehen.“ Man könnte auch sagen: so wie der Blues und Jazz in Amerika „Kind of Cool“ inspirierten und so wie der Flamenco, für viele der „Blues Europas“ das Album „Kind of Spain“ bereicherten, ist es nun, mit dem Tango, der Blues Lateinamerikas der sich durch „Kind of Tango“ zieht. „Kind of Tango“ ist ein Wechselbad der Gefühle. Dramatisch und treibend, aber auch melancholisch und sehnsuchtsvoll drückt sich Haffners Blick auf den Tango aus, bis hin zu frenetischen Ausbrüchen. All das eint sein unnachahmlicher Groove und eine Atmosphäre, die die Presse als „traumhaft“, „magisch“ und „absolut tiefenentspannt“ charakterisiert. Und die Musik des Albums ist, wie auch die der Vorgänger auch ganz besonders: Ein Gegen- und Ruhe-Pol im Kontrast zur Beschleunigung in unserer Welt. Für Haffner selbst und für seine zahlreichen Hörer. Credits:
Cover art (detail) by Gert & Uwe Tobias
Haffner - Wollny - Landgren - Danielsson - 4 Wheel Drive LiveCD / Vinyl / digital
Nils Landgren trombone & vocals Michael Wollny piano Lars Danielsson bass & cello Wolfgang Haffner drums „Zu viert im Jazz-Olymp“, schrieb die Neue Zürcher Zeitung über das Studioalbum 4 Wheel Drive und das ZDF Heute Journal berichtete über „vier erste-Liga-Jazzer mit reiner Spielfreude und Lust an guter Popmusik“. Vier Monate in Folge thronte das Album auf dem Podium der offiziellen Deutschen Jazz-Charts, jetzt erscheint die Live-Version:Nils Landgren, Michael Wollny, Wolfgang Haffner und Lars Danielsson - jeder hätte wohl auch alleine die Konzerthäuser vom Prinzregententheater München über die Alte Oper Frankfurt bis hin zur Berliner Philharmonie im Rahmen der Karten Jahnke „ACT JazzNights-Tour“ füllen können. Die Vereinigung dieser vier zu einer „Supergroup“ entfacht aber nicht nur Vorfreude, sondern ruft auch hohe Erwartungen hervor, die Gipfeltreffen nicht automatisch erfüllen können. Große Kunst ist eben kein theoretisches Planspiel, sondern erweist sich erst in der Praxis... Dass es diesmal funktionierte, kann man auf „4 Wheel Drive Live“ nachhören.
Nach zehn Stationen endete die Deutschlandreise am 19. April 2019 im ausverkauften Theaterhaus Stuttgart. Thomas Staiber von der Stuttgarter Zeitung resümierte: „Das Konzert übertraf alle Erwartungen. Denn die Vier agierten dicht und reagierten mit traumwandlerischem Verständnis, jeder von ihnen hatte den Freiraum, den er benötigt, um sich improvisatorisch voll entfalten zu können. […] Wie sich der musikalische Vierzylinder mit seinem Allradantrieb im schroffen Ge-lände des Jazz und angenehmen Pop-Gefilden zurechtfand, war sensationell. […] Die Höhenflüge dieser außergewöhnlichen Jazzmusiker entfachten wahre Begeisterungsstürme.“„Die Band ist auf der Tour immer besser geworden“ konstatierte Produzent Siggi Loch und liefert damit die Erklärung, dem Studioalbum eine Live-Version folgen zu lassen. Denn die Eigenkompositionen und ausgewählten Coverversionen von Popstars wie Sting und Phil Collins bekamen auf der Bühne eine ganz neue Wendung. Wie auch Oliver Hochkeppel von der Süddeutschen Zeitung nach dem München-Konzert begeistert feststellte: „Da ergaben diese Songs, […] eben genau die weiße Fläche, auf der Jazzmusiker dieses Kalibers die schönsten Gemälde malen. […] Wer sieht, wie jeder in Sekundenbruchteilen Ideen der anderen aufgreift und neue kreiert, der begreift die Musik als schönste aller Sprachen. Wer müde kommt, wird von den wilden, rasanten und druckvollen Passagen belebt. Und so richtig zeigt sich die besondere Gabe dieser Vier bei den Pausen, den ganz ruhig eingestreuten Gedanken, den filigranen Pianissimo-Tönen, dem Streicheln der Instrumente.“
Wenn all dies zusammen kommt, dann erlebt man einen dieser besonderen Konzertabende wie er auf „4 Wheel Drive Live“ dokumentiert und dank dieses Mitschnitts nun unvergesslich ist. Credits:
Recorded live in concert at Theaterhaus Jazztage Stuttgart by Adrian von Ripka, April 19, 2019 Mixed and mastered by Adrian von Ripka at Bauer Studios Ludwigsburg, Germany Produced by the artists Executive Producer: Siggi Loch
Various Artists - Magic Moments 12CD / digitalOne World Of Music. Vielfalt vereint. Mit Jazz als Epizentrum ohne Berührungsängste zwischen den Genres agiert ACT offen in alle Richtungen, sei es zu Pop, Rock, Singer-Songwriter oder traditioneller Volksmusik wie Flamenco und Tango. So präsentiert auch die mittlerweile zwölfte Magic Moments-Zusammenstellung aufregende Musik „in the Spirit of Jazz“: Fernab eines festgelegten Stils sind 71 Minuten purer Hörgenuss und spannendes Jazz-Infotainment garantiert, mit etablierten Stars, Newcomern und Geheimtipps. Den Anfang macht Iiro Rantala am Klavier mit seinem Portrait des Monats „August“ aus „My Finnish Calendar“, der den Jahreslauf seines Heimatlandes aus ganz persönlicher Sicht vertont. Der argentinische Tango ist, wie auch der Jazz, ein Paradebeispiel für eine lebendige, sich stetig entwickelnde musikalische Tradition. Das Javier Girotto Trio zeigt dies mustergültig mit „Deus Xango“ aus dem Album „Tango Nuevo Revisited“, ein zeitgemäßes Remake des Piazzolla-Mulligan-Klassikers von 1975. „Vier erste-Liga-Jazzer mit reiner Spielfreude“ (ZDF heute Journal), dafür steht „4WD“ von Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner. Jeder lenkt den Reisekurs des Quartetts gleichermaßen. Wo sie ankommen, bemerkt die Neue Zürcher Zeitung: „zu viert im Jazz-Olymp“. „Flamenco und Jazz sind Brüder“, behauptet der spanische Piano-Newcomer Daniel García. Im energiegeladenen Trio plus Special Guest Jorge Pardo zeigt er furios mit „Travesuras“, dass er damit absolut recht hat. Zusammen mit seiner Ehefrau Serena Fisseau erschafft der französische Akkordeonist Vincent Peirani anschließend einen vertrauten musikalischen Rückzugsort. „What A Wonderful World“ ist ein Statement an die Stille. Neue aufregende Klangwelten lässt ACT-Neuzugang Grégoire Maret mit Edmar Castaneda entstehen. Bei „Harp vs. Harp“ trifft Mundharmonika auf Harfe. Ein seltenes Paar, dass auf „Blueserinho“ zum Erlebnis wird.
Mit seinem „Italian Songbook“ hat Trompeter Luca Aquino eine Hommage and die Musik seiner Heimat aufgenommen. Das Stück „Scalinatella“, von Filmkomponist Giuseppe Cioffi, erklingt in einer berührenden Trio-Version mit dem italienischen Pianistenstar Danilo Rea und Akkordeonist Natalino Marchetti. Die Sängerin Cæcilie Norby vereint auf „Sisters in Jazz“ Musikerinnen aus mehreren Generationen und Ländern. Ihre Komposition „Naked In The Dark“ belegt, dass Jazz nicht nur Männersache ist. „Klinken“ stammt aus dem Young German Jazz-Debüt „Stax“ des erst 25-jährigen Schlagzeugers Max Stadtfeld. Er und seine Mitstreiter posen nicht mit Intellektualität, bewegen sich im rhythmusorientierten Mainstream und weisen doch darüber hinaus. Mit Frische und gleichermaßen erstaunlicher Reife weiß das Quartett zu begeistern.Seit über 10 Jahren ist das Erfolgstrio Mare Nostrum um Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren ein Sinnbild für den Sound Europas. Alle drei sind sie Klangpoeten mit großer Liebe zur Melodie, was auch ihr nunmehr drittes Album unterstreicht und mit dem schwedisch angehauchten „Ronneby“ auf Magic Moments 12 dokumentiert ist. „Joachim Kühn interpretiert die Musik Ornette Colemans auf seine ganz eigene Art: lyrisch, sanft und in sich gekehrt, aber voller überraschender Details”, urteilt das Magazin Galore über das Soloalbum der deutschen Jazzikone. Im zuvor noch nie aufgenommenen Stück „Lost Thoughts“ verarbeitet Kühn seine erfolgreiche Geschichte an der Seite von Jazzlegende Coleman. Am 6. Februar 2019 wurde der Jazz-Baroness Pannonica (Nica) de Koenigswarter (1913 - 1988) mit einem Konzert in der Berliner Philharmonie für ihren unermüdlichen Einsatz für den Jazz Tribut gezollt. Im Mittelpunkt standen Stücke von Musikern, welche Pannonica über viele Jahre mit Geld, Unterkunft, Rat und Freundschaft unterstützt hat und die ihr oft zum Dank eigene Kompositionen widmeten, so auch „Little Butterly“ von Thelonious Monk. Die New Yorker Sängerin Charenée Wade steht hier im Mittelpunkt, begleitet von Iiro Rantala, Dan Beglund und Anton Eger sowie der amerikanische Saxofon-Altmeister Ernie Watts. „Ein israelisches Power-Trio. Heavy Jazz!“, schreibt der Rolling Stone über Shalosh. Hört man das aufbrausende „After The War“ weiß man, warum: Rock und Indie-Jazz verbinden sich hier zu einer spannungsgeladenen Mélange. Der Geiger Adam Baldych ist ein begnadeter Virtuose und laut Stereo-Magazin „einer der technisch brillantesten Interpreten in der improvisierten Musik.“ „Longing“ von seinem Album „Sacrum Profanum“ ist eine sehnsuchtsvoll-melancholische Ballade, einfühlsam im Duo mit dem Pianisten Krzysztof Dys interpretiert. Auf „Painted Music“ entkleidet der Pianist Carsten Dahl konsequent Klassiker des Jazz-Repertoires und macht sich diese mit seinem ganz persönlichen Blick zu Eigen. Das bekannte traditionelle dänische Volkslied „Jeg gik mig ud en sommerdag“ gießt den Sommer in Noten und Klang.
Zum Abschluss der Magic Moments 12 macht Nguyên Lê mit seinem Stück „Hippocampus“ das Thema der Compilation „One World Of Music“ noch einmal deutlich: Als musikalischer Wanderer zwischen den Kulturen verbindet der französische Gitarrist vietnamesischer Abstammung die Freiheit des Jazz mit Rock- und weltmusikalischen Einflüssen.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Landgren - Wollny - Haffner - Danielsson - 4 Wheel DriveCD / Vinyl / digital
Nils Landgren trombone & vocals Michael Wollny piano Lars Danielsson bass & cello Wolfgang Haffner drums Über den Stellenwert dieser vier Künstlerpersönlichkeiten muss man nicht viele Worte verlieren. Sie spielen zu hören, reicht: Wenn Nils Landgren seine einfühlsame Melodie von „Le chat sur toit“ intoniert, Michael Wollny in „Lady Madonna“ mit einem bluesgetränkten Pianosolo glänzt, „Polygon“ von Lars Danielssons Bassintro eröffnet wird und Wolfgang Haffners Power-Groove „4WD“ nach vorne treibt, dann wird zweifelsfrei klar: Hier haben sich vier Größen des europäischen Jazz zum Quartett vereinigt, die sich seit Jahren kennen und schätzen. Bekanntlich kreuzten sich die Wege der Musiker bereits des Öfteren in verschiedenen Konstellationen. Man denke an das eindringliche Duo von Landgren und Wollny, Haffner als langjähriges Rückgrat in der Funk Unit oder an Danielssons Präsenz in Haffners Trio. In Reinform gab es diese vier aber noch nie. Nun haben sich die Freunde entschlossen, im Nilento Studio Göteborg ein gemeinsames Album aufzunehmen: „4 Wheel Drive“. Der Albumtitel steht symbolisch für das musikalische Kräfteverhältnis: Jeder der vier lenkt den Reisekurs des Quartetts gleichermaßen. Gemeinsam nehmen sie als großartige Solisten und Teamplayer Fahrt auf. Neben je einer Eigenkomposition der Protagonisten haben sich Landgren, Wollny, Danielsson und Haffner außerdem auf vier Kreativkräfte der Musikgeschichte verständigt, deren Vorlagen sie interpretieren: Paul McCartney, Billy Joel, Phil Collins und Sting. „Neben der zeitlosen Qualität ihrer Stücke war die Idee zur Konzeption und Auswahl der Cover Songs, dass sie vor allem auch die Instrumente in unserem Quartett spiegeln“, erklärt Wollny. So stehen McCartney und Sting für den Bass und Gesang. Billy Joel ist ebenfalls ein begnadeter Pianist und Phil Collins startete seine Karriere zuerst als Schlagzeuger bei Genesis.
Auch ganz persönliche Beziehungen führten zur Auswahl. So nennt Danielsson den Beatles-Musiker als seinen Bass-Favoriten neben Johann Sebastian Bach. Der Name Sting ist in Landgrens Repertoire nicht wegzudenken, besonders durch seine Interpretationen von „Fragile“. Und schließlich fühlt sich Haffner als Schlagzeuger genauso wie Collins im Pop wie im Jazz zuhause.
Die ausgewählten Klassiker nutzen die 4 Wheel Drive-Musiker als Startpunkt für eigene Exkursionen: McCartneys „Maybe I’m Amazed“ wird zur heruntergedimmten Jazzballade. Von sämtlichem Beiwerk befreit und durch Wollnys präpariertes Klavier transformiert, entwickelt sich Billy Joels „She’s Always A Woman“ zum geheimnisvoll-entrückten Liebeslied. Das Genesis-Stück „That’s All“ deuten die Musiker zu einer instrumentalen Soundcollage um. Und Stings Song-thema über das Loslassen findet bei „If You Love Somebody Set Them Free“ eine musikalisch treffende Entsprechung durch die Freiheit des Jazz, besonders wenn das Stück in Landgrens druckvolle Posaunenimprovisation mündet.
Musik auf der Überholspur rahmt das Album ein: Wollnys rasantes Paradestück, der Opener „Polygon“ und das abschließende, von Danielsson geschriebene Titelstück „4WD“, bei dem er Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ im Hinterkopf hatte. „4 Wheel Drive“, das ist ein Ensemble wie ein leistungsstarker Vierzylindermotor mit perfekt verzahntem Getriebe. Der Treibstoff: Jazz.Credits:
Magic Moments 1167 Minuten pures Hörvergnügen: Die elfte Ausgabe der beliebten Magic Moments bietet einen umfassenden Einblick in unsere neusten ACT-Veröffentlichungen mit Newcommern, ACT-Stars und echten Geheimtipps zum Sonderpreis. Unter anderem mit Michael Wollny, David Helbock, Vincent Peirani, Iiro Rantala, Joachim Kühn New Trio, Ida Sand, Lars Danielsson & Paolo Fresu und vielen mehr.Credits:Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Lars Danielsson - SummerwindLars Danielsson bass & cello Paolo Fresu trumpet & flugelhorn Es gibt Menschen, die kommunizieren viel, andere reduzieren sich auf das Wesentliche und bringen es mit wenigen Worten auf den Punkt. Genauso ist es in der Musik. Mit Lars Danielsson und Paolo Fresu haben sich nun zwei zusammengefunden, die ihre Töne mit Bedacht wählen: Auf „Summerwind“ trifft der schwedische Meister des Wohlklangs an Bass und Cello, mit seinem feinen Gespür für so einfache wie eindringliche Melodien, auf einen der lyrischsten Trompeter Europas, der mit seinen leuchtenden luftigen Tönen dem „cool playing“ eine ganz eigene Ausdruckskraft gibt. Gemeinsam lassen Danielsson und Fresu atmosphärische und farbenreiche Klangbilder mit Gefühl und Tiefe entstehen. Kurzum: Traumhafte Musik im traumhaften Zusammenspiel. Das Format des Duos bietet besonders viel Freiheit und Spielraum, sich musikalisch zu entfalten. Aber für die beiden Protagonisten ist es dabei nicht entscheidend viel zu spielen, sondern was sie spielen. Hier wird der Raum also nicht durch zahlreiche Noten ausgestaltet, sondern durch die Wirkung weniger. So entsteht Poesie an zwei Instrumenten, mit fast meditativem Charakter. „Es geht darum, im richtigen Moment das richtige zu tun. Das ist die Herausforderung des Duos. In dieser Konstellation kann man sich nicht hinter anderen Instrumenten verstecken“, sagt Lars Danielsson und spricht aus Erfahrung, ist er in dieser Disziplin doch ausreichend erprobt, so etwa mit dem polnischen Pianisten Leszek Możdżer (Album: Pasodoble) oder der Sängerin Cæcilie Norby (Album: Just The Two Of Us). Auch Paolo Fresu ist ein Meister darin, jeden musikalischen Augenblick auszukosten. Im länderüberspannenden Mare Nostrum-Trio, mit dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano und dem schwedischen Pianisten Jan Lundgren, stellt er dies besonders unter Beweis (Anmerkung: nur zwei Wochen nach der Aufnahme mit Danielsson fand er sich mit diesem Trio erneut im Nilento Studio ein, um das dritte Mare Nostrum-Album einzuspielen, das im Frühjahr 2019 erscheinen wird).
„Ich liebe Paolos Spiel, es ist spirituell und sein Sound ist einzigartig. Er bringt mich dazu, auf eine neue Art zu improvisieren“, so Danielsson über seinen Duo-Partner, mit dem er für „Summerwind“ erstmals im Studio zusammengearbeitet hat.
Produzent Siggi Loch hatte die Idee, diese zwei Musiker gemeinsam ins Studio zu holen. Wieder einmal zeigt sich sein Gespür, musikalisch Gleichgesinnte in spannenden Konstellationen zusammenzubringen. Dass die beiden eine fast schon telepathische Beziehung bei der Aufnahme aufbauten, zeigt sich zum Beispiel in dem Stück „Dardusó“, das spontan im Studio entstand. Hier verlassen sich Danielsson und Fresu ganz auf den Augenblick. Neben eigens für dieses Duo komponierten Stücken der beiden Protagonisten, befinden sich auf „Summerwind“ ausgewählte Interpretationen bekannter Vorlagen, von einer Bach-Kantate über eine schwedische Volksweise bis hin zu Filmmusik von Krzysztof Komeda. „Summerwind“ ist ein wohltuender musikalischer Strom einnehmender Melodien voller Anmut und Eleganz. In weiten Spannungsbögen wird Kontemplation kultiviert. Und somit ist Danielssons und Fresus Musik wie eine frische Brise, als Kontrapunkt in einer aktuell „hitzigen“ Welt.Credits:Recorded at Nilento Studio, Gothenburg, May 14-15, 2018 Recorded, mixed and mastered by Lars Nilsson Produced by Siggi Loch Cover art by Olav Christopher Jenssen: Journal July 30th. 2011 / ACT Art Collection
Various Artists - Hendrix in the Spirit of JazzCD / digitalVarious Artists„When I die, I want people to play my music, go wild and freak out and do anything they want to do.“ Dieser Wunsch von Jimi Hendrix ging in Erfüllung. Zwar starb der in seinem Privatleben so unglückliche Gitarrist schon 1970, mit erst 27 Jahren, doch seine Musik ist unsterblich und wird bis heute im Geiste seines Zitats gespielt. Unzählige Musiker, ob in der Rock- und Popmusik oder im Jazz, wurden von ihm beeinflusst, viele berufen sich explizit auf ihn. Auch viele Mitglieder der ACT-Künstlerfamilie wurden von Jimi Hendrix inspiriert und haben seine Musik auf ihre Weise gespielt.Am 27. November dieses Jahres wäre diese Ikone der 68er-Bewegung, dieser Pionier des Rock 75 Jahre alt geworden. Anlass genug, das Genie an der E-Gitarre mit einer Retrospektive der Interpretationen von ACT-Musikern hochleben zu lassen: „Hendrix in the Spirit of Jazz“.Allen voran geht dabei Nguyên Lê, der erste Künstler, den ACT in seinem Gründungsjahr vor 25 Jahren exklusiv unter Vertrag nahm. Als Gitarren-Autodidakt steht der vietnamesisch-französische Stilist Hendrix besonders nahe, oft war der Einfluss bei seiner unverwechselbaren Weltmusik spürbar, die Einflüsse der Kontinente Europa, Asien und Amerika innovativ verschmilzt; und fast logischerweise konnte er einen seiner größten Erfolge 2002 mit der CD „Purple – Celebrating Jimi Hendrix“ feiern. Seine Versionen von „1983…(A Merman I Should Turn To Be)“ und „If 6 Was 9“ von diesem Album stehen nun im Zentrum von „Hendrix in the Spirit of Jazz“, erfüllen sie doch mustergültig den Anspruch des Titels: Die Wucht von Hendrix „Rock-Sound of Freedom“ wird hier mit den Mitteln der Jazz-Improvisation verstärkt.Neben Lê ist Terri Lyne Carrington die prägende Figur dieser Aufnahmen, die nicht nur am Schlagzeug die treibende rhythmische Kraft bei den mal wütend-rockigen, mal souligen, mal sphärisch träumenden Themen von Hendrix abgibt, sondern auch seinen, um eigene Gedanken erweiterten, Texten ihre Stimme leiht.Wie bunt und vielgestaltig sich der Kosmos von Hendrix‘ Stücken beleben lässt, beweisen auch die anderen hier versammelten Musiker: Ob Bugge Wesseltoft „Angel“ in eine zarte Solopiano-Ballade verwandelt oder sein finnischer Pianistenkollege Iiro Rantala im Trio mit Lars Danielsson am Bass und Peter Erskine am Schlagzeug den „Little Wing“ locker groovend dahinfliegen lässt. Ob die einzigartige Youn Sun Nah „Drifting“ als unwiderstehlichen Ruf der Sehnsucht anstimmt oder ihre soulige schwedische „Sister-in-Jazz“ Ida Sand die „Manic Depression“ so ausdrucksvoll nachzeichnet. Ob die NDR Bigband bei „Voodoo Chile“ ausgelassen losrockt oder die ACT Family Band mit Cæcilie Norby, Céline Bonacina, Wolfgang Haffner, Lars Danielsson und noch einmal Nguyên Lê mit der wohl berühmtesten Hendrix-Hymne „Purple Haze“ als Live-Brett vor einem begeistert mitgehenden Publikum den damals 20. Geburtstag von ACT feiert...„Hendrix in the Spirit of Jazz“ ist eine Collage, die beweist, dass die Musik von Jimi Hendrix nach wie vor und mehr denn je lebt. Und einen, zumindest musikalisch, dazu anregt, wild zu werden, auszuflippen und zu tun, was man will. Credits:
Music composed by Jimi Hendrix Compiled by Marco Ostrowski Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Magic Moments 10 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDer Jubiläums-Sampler Magic Moments 10 gibt einen Einblick über die aktuellen Albumveröffentlichungen aus dem ACT Katalog. 14 Titel, über 1 Stunde bestes Jazz-Infotainment „in the spirit of Jazz“.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann