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Joachim Kühn

Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit

Rund um seinen 80. Geburtstag am 15. März 2024 wandert Joachim Kühn über ein Hochplateau seiner Piano-Kunst, schöpft aus der Fülle der Erfahrungen und konzentriert sich ganz auf die Gegenwart, auf den Moment. Wie schon sein ganzes Leben lang. Dennoch muss man zu diesem Anlass festhalten: Wie kein anderer Jazzpianist aus Deutschland hat sich Joachim Kühn einen Platz in der internationalen Spitze des Genres erspielt. Er kann auf Jahrzehnte eines Schaffens zurückblicken, in denen er Jazzgeschichte nicht nur miterlebt, sondern maßgeblich mitgestaltet und vorangetrieben hat. Joachim Kühns Bedeutung unterstreicht auch das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse, welches ihm Bundespräsident Frank Walter Steinmeier am 12.4. verleiht.

Joachim Kühn und ACT-Gründer Siggi Loch teilen eine mehr als 50-jährige Verbindung, die mit der Veröffentlichung von „Springfever“ 1972 auf Atlantic Records begann, sich seit 1992 auf ACT fortsetzt und in der aktuellen Dekade unter Andreas Brandis eine fruchtbare Fortführung findet. Kühns 19 Alben auf ACT zeigen einen Musiker von beeindruckender Bandbreite. Diese reicht von der Jazzsymphonie „Europeana“ über das Nordafrika und Europa vereinende Trio Kühn / Bekkas / López und das Joachim Kühn New Trio bis zum generationenübergreifenden Duo mit Michael Wollny und mehreren Soloaufnahmen.

In seinem Spiel verbindet Joachim Kühn ein unbändiges Streben nach künstlerischer Freiheit mit einem untrüglichen Sinn für musikalische Qualität und spielerische Leichtigkeit mit starken Emotionen. Seine Konzerte und Aufnahmen gleichen Ereignissen, entfalten sich in rauschhaften Improvisationen und finden wie von selbst zu faszinierenden Verlaufsformen. Das trifft auf seine Soloauftritte ebenso zu wie auf sein Spiel im New Trio mit dem Bassisten Chris Jennings und dem Schlagzeuger Eric Schaefer wie auch auf das Duo mit dem Jahrzehnte jüngeren Michael Wollny – dokumentiert auf zwei ACT Alben, zuletzt auf „DUO“ Anfang 2024. Kühn und Wollny sind einander wesensverwandt in der Tiefe des musikalischen Empfindens, in ihrer überbordenden Phantasie, ihrer künstlerischen Kompromisslosigkeit und im Streben nach dem Überschreiten musikalischer Grenzen. Kann man im Spiel der beiden einen Nachhall der großen klassischen und romantischen Klaviertradition hören, so offenbart Joachim Kühn im Trio wie stark er die Essenzen des Jazz assimiliert hat und zugleich in eine eigene, innovativ orientierte Klangsprache zu transformieren zu weiß.

Die Laufbahn von Joachim Kühn umspannt Zeiten, Länder, Kontinente und lässt bei allen musikalischen Umbrüchen eine Konstante erkennen: Das Streben nach Freiheit. Geboren 1944 in Leipzig, hat er sich seit früherster Jugend an den Großen orientiert – an John Coltrane, an Ornette Coleman, an Bach. Sein älterer Bruder, der Klarinettist Rolf Kühn, wurde sein Vorbild und später sein musikalischer Partner. Mit seinem frühen Idol Ornette Coleman verband ihn eine lange und intensive Zusammenarbeit. Und die Verehrung für Johann Sebastian Bach wurde im gemeinsamen Musizieren mit dem Leipziger Thomanerchor zu einer klanggewaltigen Reminiszenz.

Joachim Kühns atemlose Karriere lässt sich kaum mehr im Zeitraffer erfassen: Free Jazz im heißen Klima der sechziger Jahre in Paris, Fusion Music in Kalifornien, moderner Jazz in New York, Solo, Duos, Trios, unzählige Platten, schließlich die Entscheidung für Ibiza als Wohnsitz, von dem aus die Wege den Pianisten in alle Welt führen. Für jemanden wie Joachim Kühn, der zu einhundert Prozent in der Musik lebt, gibt es keinen Stillstand. Sich weiterzuentwickeln ist für ihn eine innere Triebkraft, obwohl er sich längst mit dem Erreichten glücklich und zufrieden geben könnte. Er hat mit der Königsklasse des Jazz gespielt, mit Musikern wie Ornette Coleman, Archie Shepp, Pharoah Sanders und Joe Henderson. Er hat mit seinem Bruder Rolf und dem Coltrane-Bassisten Jimmy Garrison "Impressions Of New York" aufgenommen. Sein Trio mit Daniel Humair und Jean-François Jenny-Clark ist aus der europäischen Jazzgeschichte nicht mehr wegzudenken. Und im Trio mit Majid Bekkas und Ramón López oder im Duo mit Rabih Abou-Khalil gelang ihm die Öffnung des Jazz zu den Kulturen der Welt.

Doch für diesen Pianisten hat die Suche kein Ende. Technisch gibt es für ihn schon lange keine Grenzen mehr. Es geht ihm, sagt Joachim Kühn, um die pure Musik. Mit der größten Eindringlichkeit und Wahrhaftigkeit

Veröffentlichungen

Joachim Kühn Songbook
Anlässlich seines 80. Geburtstags veröffentlicht der weltweit renommierte Jazzpianist Joachim Kühn ein faszinierendes Songbook, dass die Essenz seiner Karriere einfängt. Geboren am 15. März 1944 in Leipzig, hat Kühn seit den 1960er Jahren die Jazzszene geprägt und gilt als einer der herausragendsten Musiker des zeitgenössischen Jazz. Im April wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet – eine Anerkennung für seine erstklassige Musik und sein unermüdliches Streben nach künstlerischer Freiheit. Kühn, ein Meister der Improvisation, hat sich stets gegen gesellschaftliche Engstirnigkeit ausgesprochen. Seine Entscheidung, professioneller Jazzmusiker zu werden, fiel bereits im Alter von 14 Jahren und ist der Grundstein seiner außergewöhnlichen Laufbahn.In diesem Songbook präsentiert Kühn eine sorgfältige Auswahl an Kompositionen, die seine musikalische Reise widerspiegeln. Von den lebhaften Klängen eines „More Tuna“ bis hin zu den nachdenklichen Harmonien von „Mein Bruder Rolf“, Joachims Kühns Hommage an seinen verstorbenen Bruder – jede Note erzählt von seiner Leidenschaft und seinem tiefen Verständnis für die Jazzgeschichte. Viele Fotos des großartigen Künstlers runden das Gesamtbild ab.Egal, ob Sie ein erfahrener Pianist oder ein begeisterter Anfänger sind, dieses Songbook bietet Ihnen die Möglichkeit, in die Klangwelt einer der größten Jazzpianisten einzutauchen. Lassen Sie sich von Joachim Kühns musikalischem Erbe inspirieren und erleben Sie die Magie des Jazz durch seine eigenen Kompositionen. Holen Sie sich Ihr Exemplar und feiern Sie mit uns eine bemerkenswerte Karriere voller Kreativität und Emotionen!

26,99 €*
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Tipp
Magic Moments 17 "In The Spirit Of Jazz"
Die beliebte Zusammenstellung "Magic Moments", kuratiert von Siggi LochTrackliste: 01 Elevation of Love // Album: e.s.t. 30 Magnus Öström, Dan Berglund, Magnus Lindgren, Joel Lyssarides, Verneri Pohjola, Ulf Wakenius 02 Second Nature // Album: Life Rhythm Wolfgang Haffner03 Raw // Album: raw Nils Landgren Funk Unit 04 The Answer // Album: The Answer Jakob Manz 05 Shots // Album: Bloom Bill Laurance 06 Das Handtuch // Album: Tough Stuff Iiro Rantala 07 She’ll Arrive Between 10 & 11 // Album: Guitar PoetryMikael Máni 08 Terrible Seeds // Album: While You Wait Little North 09 Se Telefonando // Album: Ennio Grégoire Maret, Romain Collin 10 Wonderland // Album: Wonderland Daniel García Trio 11 Fresu // Album: Inner Spirits Jan Lundgren, Yamandu Costa 12 Hands Off // Album: Stealing Moments Viktoria Tolstoy 13 Hidden Prelude // Album: What the Fugue Florian Willeitner 14 Pralin // Album: Let Them Cook Emile Parisien 15 My Brother Rolf // Album: Komeda Joachim Kühn 16 Passacaglia // Album: Passacaglia Adam Bałdych, Leszek Możdżer 17 Linden Tree Rag // Album: Rag Bag Bernd Lhotzky 18 Zafeirious Solo // Album: Arcs & Rivers Joel Lyssarides, Georgios Prokopiou

Ab 11,90 €*
The Way
Joachim Kühn French Trio - The WayCD / Vinyl / digital Joachim Kühn piano Thibault Cellier double bass Sylvain Darrifourcq drums Jede neue Band im Schaffen von Joachim Kühn markiert einen neuen Abschnitt und erweitert den Horizont. Mit dem Kontrabassisten Thibault Cellier und dem Schlagzeuger Sylvain Darrifourcq hat er zwei Gleichgesinnte gefunden, mit denen er genau das realisieren kann, worauf es ihm in dieser Phase seines Schaffens, rund um seinen 80. Geburtstag, ankommt: Auf dem Weg zu noch mehr musikalischer Freiheit voranzuschreiten. Das Spiel mit den beiden Jüngeren beschreibt Joachim Kühn als Musizieren "auf französische Art, mit Leichtigkeit, Schnelligkeit und Eleganz". Zu dritt gelingt ihnen das intuitiv, fast ohne Absprachen und mit großer Eindringlichkeit. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Sylvain Darrifourcq war Joachim Kühn seit längerem als Schlagzeuger des Quartetts von Émile Parisien vertraut, auch durch gemeinsame Spielerfahrungen. Zur Begegnung mit Thibault Cellier kam es eher zufällig in einem Pariser Hotel. Doch Thibault war für Joachim kein unbeschriebenes Blatt. Er schätzte dessen Spiel mit Sylvain in der Gruppe "Novembre", von der er eine Platte gehört hatte. Die Kontakte waren schnell gemacht. Vier Monate später standen die beiden Franzosen im heimischen Studio des Pianisten auf Ibiza, um gänzlich frei von Zwängen im Trio zu musizieren und aufzunehmen. Als Joachim Kühn wenig später die Tapes hörte, sagte er: Das ist so, wie ich jetzt klingen will. Mit anderen Worten: The band was born. Das Spiel mit Klaviertrios durchzieht die musikalische Biografie von Joachim Kühn seit sechs Jahrzehnten. Neben dem Solo ist und bleibt es die Königsklasse für einen Pianisten. Bereits mit dem ersten, 1964 in seiner Heimatstadt Leipzig formierten Trio machte er seinen Anspruch manifest, Jazzgeschichte mitschreiben zu wollen. Seit er Ende der sechziger Jahre nach Paris zog, hat er häufig mit französischen Musikern zusammengearbeitet. Die 1974 entstandene und über zweieinhalb Jahrzehnte hocherfolgreiche Spielvereinigung mit dem Bassisten Jean-François Jenny-Clark und dem Schlagzeuger Daniel Humair demonstrierte eine innovative und total interaktive Musik, wie man sie bis dahin noch nicht gehört hatte. Joachim Kühn nennt diese Band "das Trio meines Lebens". Doch auch danach gab es erstaunliche Entwicklungen und Entdeckungen. Im Trio mit dem marokkanischen Guembri-Spieler Majid Bekkas und dem spanischen Perkussionisten Ramón López gelang der Brückenschlag zwischen Jazz, europäischen, afrikanischen und arabischen Kulturen. Und das New Trio mit dem Kontrabassisten Chris Jennings sowie dem Schlagzeuger Eric Schaefer faszinierte mit einem klar konturierten und weithin offenem Spiel. Joachim Kühns neues French Trio knüpft in gewisser Weise an das mit Jean-François Jenny-Clark und Daniel Humair an. Doch die Geschichte wiederholt sich nicht. Und auch der Free Jazz, wie ihn Joachim Kühn versteht, ist längst den Kinderschuhen entwachsen. Heute, sagt der Pianist, gehe es gleichermaßen um Freiheit und spontanes Strukturieren. Um das Essentielle, wie bei allen großen Vorbildern, besonders in deren späten Schaffensphasen. So bei Bach, bei Coltrane, bei Ornette Coleman und bei Joachims Bruder Rolf Kühn. Es ist immer ein Weg, der zum Wesentlichen führt und ins Freie. Credits: Produced by Joachim Kühn The Art in Music: Cover Art von Stanley Whitney

Ab 18,00 €*
Europeana
Joachim Kühn - EuropeanaCD / Vinyl / digital Joachim Kühn piano Jean-Francois Jenny Clark bass Jon Christensen drums Django Bates horn Douglas Boyd oboe Klaus Doldinger soprano saxophone Richard Galliano accordion Christof Lauer soprano saxophone Albert Mangelsdorff trombone Markus Stockhausen trumpet Die Jazzsymphonie „Europeana“ ist ein zentrales Werk des ACT Katalogs. Sie verkörpert die Regionen, Zeiten, Stile und Persönlichkeiten umspannende Kraft des Jazz. Und rund um den 80. Geburtstag seiner Schlüsselfigur Joachim Kühn, gibt es diesen Meilenstein nun erstmals auch auf Vinyl. Neben Joachim Kühn findet auf dem Album, unter anderem mit Albert Mangelsdorff, Django Bates, Klaus Doldinger und Richard Galliano, die Créme der zeitgenössischen europäischen improvisierten Musik zusammen, getragen von der NDR Radio Philharmonie Hannover. Das 1995 erschienene Album aus der Feder des englischen Komponisten und Arrangeurs Michael Gibbs verbindet die reiche europäische Musiktradition mit der Sprache des Jazz. Symphonische Musik, Swing, Free Jazz, Blues und Flamenco – all dies verschmilzt zu einer einzigartigen, zeitlosen Musik ohne Grenzen.

27,00 €*
Duo
Michael Wollny & Joachim Kühn - DUOCD / Vinyl / digital Michael Wollny piano Joachim Kühn piano „Michael Wollny und Joachim Kühn - zwei Generationen, zwei künstlerische Sozialisationen, zwei selbstbewusste Individuen, aber ein kongruenter musikalischer Gestaltungswille. […] Eine Sternstunde der Klaviermusik.“- FAZ, Wolfgang SandnerJoachim Kühn (*1944) und Michael Wollny (*1978) sind in jeglicher Hinsicht unverwechselbare Individualisten. Gerade darin liegt auch ein bedeutender Teil ihrer Gemeinsamkeit. Beide sind herausragende Virtuosen, verfügen über einen wachen und enorm kreativen Geist und die Fähigkeit, im richtigen Augenblick das Richtige zu tun und ihr Gegenüber immer wieder zu fordern und zu überraschen. Gemeinsam spannen sie einen großen Bogen über Eigenkompositionen und eine Version von Ornette Colemans „Somewhere“. Am Ende treffen sie sich zu einem gemeinsamen Requiem für Joachims Bruder Rolf.Auf „DUO“ hört man zwei improvisierende Pianisten, die wortlos miteinander im Konsens sind. Die vom ersten Augenblick an wissen, was sie aneinander haben, was sie sich und einander zutrauen und zumuten wollen und können. Die sich Zeit nehmen und geben, die einander nicht unter Druck setzen und gern ein Stück weit begleiten. Und deren Spiel manchmal fast zu verschmelzen scheint. Dieses Album erscheint in Kooperation mit Château Palmer.Credits: Produced by the artists

Ab 18,00 €*
Komeda - Jazz at Berlin Philharmonic XIV
Joachim Kühn - Komeda - Jazz at Berlin Philharmonic XIV CD / digital Joachim Kühn piano Chris Jennings bass Eric Schaefer drums Atom String Quartet Dawid Lubowicz violin Mateusz Smoczyński violin, baritone violin Michał Zaborski viola Krzysztof Lenczowski cello Krzysztof Komeda - eine Legende des polnischen und Wegweiser des europäischen Jazz. Als Filmkomponist für zahlreiche Roman Polanski Filme wie „Tanz der Vampire“ und „Rosemaries Baby“ wurde er weltberühmt. Früh verstarb diese große Künstlerpersönlichkeit 1969 mit nur 37 Jahren, hinterließ aber in der kurzen Spanne seines Lebens ein einflussreiches Werk. Joachim Kühn, heute selbst eine Ikone des Jazzpianos, ist ein großer Bewunderer von Komeda, den er 1965 in Warschau persönlich kennengelernt hat. Bei Jazz at Berlin Philharmonic, kuratiert von Siggi Loch, widmete er ihm am 14. Oktober 2022 eine Hommage – solo, mit seinem New Trio sowie mit dem polnischen Atom String Quartet. Mag Krzysztof Komeda hierzulande vielen kein Begriff sein, in seiner Heimat hat er einen Rang wie sonst nur Frederik Chopin. Mit ihm verbindet sich der Aufstieg des polnischen Jazz von einer Untergrund-Bewegung zu einem Kultur-Leuchtturm, ja fast zu einer neuen Art Nationalmusik. Mit Strahlkraft über seine Heimat hinaus, denn er avancierte zu einer Schlüsselfigur der Emanzipation des europäischen vom amerikanischen Jazz: Zeitgleich mit Lars Gullin und Jan Johansson in Schweden und auch im Ansatz vergleichbar, verschmolz Komeda die eigene Volksmusik und ihre typischen Melismen mit den Charakteristika des Jazz. Er wurde so einem der großen Lyriker des Klangs. Sein früher Unfalltod machte ihn in seiner Heimat früh zur Kultfigur. In seinen letzten Jahren hatte sich Komeda vor allem auf Filmmusik konzentriert, Roman Polanski holte ihn 1967 nach Hollywood. Ein Höhepunkt seines Jazz-Schaffens war zweifellos das Album „Astigmatic“, dass 1965 unter anderem mit dem Trompeter Tomasz Stanko in einer einzigen nächtlichen Session entstand. Bis heute wird es in Polen jährlich zur wichtigsten Jazzaufnahme gewählt, das britische Magazin Jazzwise führt es als eines der „Jazzalben, die die Welt erschütterten.“ Schon deswegen könnte es für eine musikalische Verbeugung vor Komeda keinen besseren Gastgeber und Interpreten geben als Joachim Kühn. War er doch 1965 bei der Aufnahme von „Astigmatic“ als Zuhörer im Studio, nachdem beide Bands vorher auf der „Jazz Jamboree“ in der Nationalphilharmonie Warschau gespielt hatten. „Für mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre des europäischen Jazz,“ erinnert sich Kühn. Komedas Kompositionen gehören deshalb seitdem zum Repertoire des nicht minder visionären Joachim Kühn, der die kleine Schar der deutschen Jazzer mit internationaler Geltung anführt – und das seit bald 60 Jahren. Mit den drei Stücken des legendären Albums „Astigmatic“, „Kattorna“ und „Svantetic“ beginnt das Jazz at Berlin Philharmonic Konzert auch. Kühn demonstriert sich als als primus inter pares unter den phänomenalen Begleitern des Abends: Seinem „New Trio“ mit Eric Schaefer am Schlagzeug und Chris Jennings am Bass, sowie dem Atom String Quartet, „ein Weltklasse-Quartett mit einer kraftvollen Mischung aus Klassik und Jazz-Improvisation“ (Jazzwise), mit Dawid Lubowicz und Mateusz Smoczyński an den Violinen, Michał Zaborski an der Viola und Krzysztof Lenczowski am Cello. Es ist eine rauschhafte halbe Stunde, die diese sieben Ausnahmemusiker gemeinsam aus diesem Opus magnum erstehen lassen: Spannende freie Improvisationen und Soli wechseln ab mit den wuchtigen Themen des immer bildhaft denkenden Komeda; größtmögliche Individualität mit einem unfassbar antizipierenden Interplay. Mitreißend, modern und von zeitloser Schönheit. Nicht minder bezwingend und dramaturgisch perfekt schließen dann Einzelbearbeitungen aus Komedas Werk an: Kühns fast romantisches, wundervoll weiches Solo über „After the Catastrophe“; sein bewegendes Duo mit Mateusz Smoczyński bei der 1961 entstandenen „Moja Ballada“; die Atom String Quartet-Fassung von „Crazy Girl“ aus Komedas Soundtrack zu Polanskis „Messer im Wasser“; schließlich die schillernde Trio-Bearbeitung des berühmten Wiegenliedes „Sleep Safe and Warm“ aus „Rosemaries Baby“, bevor sich alle noch einmal gemeinsam zum furiosen Finale mit „Roman II“ zusammenfinden. Viele Bögen, musikalische wie historische, runden sich hier. Was Komeda mit Kühn außerdem verbindet und hier nahezu greifbar ist: Für beide war Jazz das Fenster in die Freiheit. So versteckte Krzysztof Trzciński, wie er bürgerlich hieß, seine Musikerexistenz lange hinter seinem Beruf als Hals-Nasen-Ohren-Arzt und dem Pseudonym Komeda, bis seine Popularität vom Staat nicht mehr zu unterdrücken war. Und Joachim Kühn entzog sich der Bevormundung durch das DDR-Regime als 22-Jähriger durch die Flucht in den Westen. Mithilfe seines Bruders Rolf, der ihm auch Starthilfe gab für seine Weltkarriere, die ihn als Kosmopoliten in die USA, nach Frankreich und Spanien, vor allem aber in die künstlerische Freiheit führte. Auch dieser Kreis schließt sich am Ende bei Jazz at „Berlin Philharmonic: Komeda“. Als Zugabe spielt Joachim Kühn zur Erinnerung an den kurz zuvor verstorbenen Bruder das bewegende „My Brother Rolf“. Alleine das rechtfertigt den kürzlich im April an beide verliehenen Ehrenpreis des Deutschen Jazzpreises.Credits: Recorded live in concert by Thomas Schöttl at Jazz at Berlin Philharmonic, Kammermusiksaal, October 14, 2022 Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Produced by Joachim Kühn Curated by Siggi Loch Cover art by Shoshu

18,00 €*
Tipp
3 Generations
Nils Landgren - 3 GenerationsCD / Vinyl / digital Nils Landgren with Joachim Kühn, Michael Wollny, Iiro Rantala, Lars Danielsson, Cæcilie Norby, Viktoria Tolstoy, Wolfgang Haffner, Ulf Wakenius, Jan Lundgren, Ida Sand, Youn Sun Nah, Vincent Peirani, Emile Parisien, David Helbock, Marius Neset, Nesrine, Julian & Roman Wasserfuhr, Anna Gréta, Johanna Summer, Jakob Manz, and many more We are Family – 30 Jahre ACT Der Schwede Nils Landgren war und ist das Rückgrat der ACT Familie. Vierzig Alben als Leader und weitere zwanzig als Produzent und Solist sind bisher auf dem Label erschienen. Michael Wollny, der mit Landgren durch viele gemeinsame Projekte verbunden ist, bringt dessen Künstlerpersönlichkeit und eines der entscheidenden Geheimnisse seines Erfolgs auf den Punkt: „Mit Nils wird alles leicht.“ Diese ansteckende Leichtigkeit, welche sich durch das ganze Tun von Mr. Red Horn zieht, ist umso bemerkenswerter, wenn man resümiert, wie viele Rollen er ausübt: Posaunist, Sänger, Bandleader, Produzent, Festival-Leiter, Talent Scout, Professor, Kurator und Mentor. All diese Rollen und damit verbundenen Qualitäten kommen auf „3 Generations“ parallel zum Tragen: Zusammen mit ACT-Gründer und Produzent Siggi Loch bringt Landgren, anlässlich des 30-jährigen Label-Jubiläums, drei Generationen von ACT-Künstler*innen in verschiedenen Besetzungen zusammen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Landgren und Loch währt fast schon so lange wie das Bestehen von ACT. Im Jahr 1994, nur zwei Jahre nach Gründung, begegneten sich die beiden erstmals auf dem Jazz Baltica Festival. Kurz darauf wurde Landgren exklusiver ACT-Künstler. Über sein Netzwerk kamen in der Folge Künstler*innen wie Esbjörn Svensson, Viktoria Tolstoy, Rigmor Gustafsson, Ida Sand, Wolfgang Haffner und viele mehr zum Label. Die Rolle als Vertrauter und Integrationsfigur für ACT hat Landgren bis heute inne. Das finden und fördern junger Talente war und ist eine Kernkompetenz von ACT. Das galt für Nils Landgren, oder später auch für Michael Wollny, der 2005 zum Label kam und heute zu den wichtigsten Pianisten Europas zählt. Mit Künstler*innen wie Johanna Summer und Jakob Manz, beide noch nicht geboren als ACT gegründet wurde, blickt das Label in die Zukunft, mit einer neuen Generation von Musikern, die der Jazzwelt neue Impulse geben. Die britische Times schrieb: „Seit 1992 hat ACT eine eigene ‘Europäische Union‘ der Musik formiert, die die Freizügigkeit zwischen Nationalitäten und Genres fördert und so einen authentischen Eindruck davon vermittelt, was diesen Kontinent ausmacht.“ An die vierzig Künstler und Künstlerinnen aus dem Kreis der ACT Family untermauern auf „3 Generations“ diese Aussage und machen das Jubiläumsalbum zu einer Feier der Bandbreite, Offenheit und integrativen Kraft des Jazz. Im Mittelpunkt stehen Aufnahmen einer mehrtägigen Studio-Session im Sommer 2022, wie sie wohl nur Nils Landgren und Siggi Loch auf die Beine stellen können. Ein musikalischer Streifzug quer durch Europa, mit Einflüssen aus Jazz, populären Songs, Folk, klassischen Elementen, zeitgenössischer Musik und vielem mehr. Drei Musikergenerationen dokumentieren auf dreißig Stücken dreißig Jahre ACT mit Nils Landgren als Spiritus Rector. Nicht nur eine Retrospektive, sondern vor allem ein Blick in das Heute und Morgen des Entdecker-Labels “in the Spirit of Jazz”.Credits: Recorded by Thomas Schöttl at Jazzanova Studio, Berlin on June 7 - 9, 2022, assisted by José Victor Torell – except as otherwise indicated Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Produced by Siggi Loch and Nils Landgren The Art in Music: Cover Art by Yinka Shonibare CBE: Detail from Creatures of the Mappa Mundi, Mandragora, 2018

Ab 22,00 €*
Magic Moments 14 "In The Spirit Of Jazz"
Various Artists - Magic Moments 14 "In The Spirit Of Jazz"CD / digital„Mehr als jede andere Kunstform berührt Musik die Menschen unmittelbar,“ lautet das Credo von ACT-Gründer Siggi Loch. Seit fast 30 Jahren hat es sich das Label deshalb zur Aufgabe gemacht, die Künstler zu finden und zu fördern, die Geist, Herz und Seele besonders nachhaltig erreichen. Und vielleicht war dies nie wichtiger als jetzt, in Zeiten der Pandemie, des Verstummens der Kultur, der emotionalen Isolation und der virtuellen Realitäten. „Magic Moments 14“ bündelt mit 16 Interpreten und Titeln aus dem aktuellen ACT-Programm die ganze Kraft der „Music in the Spirit of Jazz“, dieser universellen, für jeden verständlichen Weltsprache jenseits der Worte, die Menschen zusammenbringen, bewegen und begeistern kann. Und macht die Schwerpunkte des erklärten Entdeckerlabels ACT deutlich: Schon immer lag der Fokus von ACT auf dem europäischen Jazz, der sich auf die eigenen Musiktraditionen besonnen, diese mit den amerikanischen Wurzeln verknüpft und damit neue Wege eröffnet hat. So beginnt „Magic Moments 14“ auch mit einem „Cancon des fuego fatuo“ des jungen spani-schen Pianisten Daniel Garcia, einer faszinierenden neuen Stimme des spanischen Jazz, der die Musik seiner Heimat neu aufgreift. Und mit dem umwerfenden Debüt der bekannten österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr, die sich mit einem Shakespeare-Sonnet zusammen mit den Weltmusikern von Quadro Nuevo und dem Early-Jazz-Spezialisten Bernd Lhotzky als grandiose, moderne Jazz-Diseuse vorstellt. Weitere Beispiel für neue strahlende Sterne am europäischen Musikhimmel sind die französisch-algerische Cellistin und Sängerin Nesrine oder das neue Trio des österreichischen Pianisten David Helbock. Nicht fehlen dürfen die, mit denen es angefangen hat und die ACT zum führenden Label für schwedischen Jazz gemacht haben: Posaunist Nils Landgren steuert einen neuen Streich seiner Funk Unit bei, mit der er dem schwarzen Soul-Jazz seit vielen Jahren ein europäisches Gesicht gegeben hat. Bassist Lars Danielsson zelebriert mit „Cloudland“ von seinem neuen Liberetto-Album wieder die Verbindung von Klassik, Jazz und Nordic Sound. Ida Sand knüpft an die Tradi-tion skandinavischer Sängerinnen an, die das Songbook der Welt mit ihrem Soul „in the Spirit of Jazz“ bereichern. Und zum Album-Abschluss untermauern Pianist Jan Lundgren und Lars Danielsson zusammen mit dem französischen Neu-definierer des Sopransaxofons Emile Parisien den Anspruch einer europäischer Kunstmusik mit schwedischem Akzent. Nicht zuletzt hat ACT als eines der ersten wichtigen Labels auch den aktuellen deutschen Jazz gefördert. Von der enormen Entwicklung zeugen auf „Magic Moments 14“ so viele Künstler wie nie: Der Passauer Violinist Florian Willeit-ner; der in der süddeutschen Szene kometenhaft aufgestiegene Gitarrist Philipp Schiepek; die alle Grenzen sprengende Band KUU! der – wie Minichmayr vor allem als Schauspiele-rin bekannten - Sängerin Jelena Kuljic; natürlich die Jazzrausch Bigband, die mit ihrem TechnoJazz weltweit aufhor-chen lassen, oder die neuen preisgekrönten Shootingstars am Klavier Johanna Summer und Vincent Meissner. Summer und Meissner stehen, wie Garcia, Lundgren und Helbock, gleichzeitig für das besondere Augenmerk, das ACT immer auf die besten Pianisten Europas gelegt hat. Und so runden zwei andere die „Magic Moments 14“ ab, die zu-gleich die wohl international bedeutendsten sind: der 77-jährige, immer noch vor Tatendrang strotzende Joachim Kühn und sein legitimer Erbe Michael Wollny, hier in seinem neuen All-Star-Quartett XXXX mit Emile Parisien, Tim Lefebv-re und Christian Lillinger (soeben mit mehreren Deutschen Jazzpreisen dekoriert, darunter einer für KUU!) zu erleben. So ergibt „Magic Moments 14“ eine Quintessenz dessen, was genreüberschreitender, innovativer Jazz aktuell zu bieten hat. Ein mitreißendes, berührendes, Begegnung und Ge-spräch suchendes Heilmittel gegen die Geißeln unserer Zeit. Credits: Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

4,90 €*
Touch the Light
Joachim Kühn - Touch the LightCD / Vinyl / digitalJoachim Kühn piano„Vielleicht, wenn ich neunzig bin...“ lautete Joachim Kühns Antwort, als Produzent Siggi Loch ihm vor einiger Zeit vorschlug, ein Balladenalbum aufzunehmen. Der heute 76-jährige, international wohl einflussreichste deutsche Jazzer, scheint ja umso kreativer und produktiver zu werden, je älter er wird. „Mich interessiert nur noch meine Musik“, sagt er im fortgeschrittenen Alter gern, und tatsächlich war er damit ausgiebig beschäftigt, als Loch anfragte, zuletzt mit seinem neuen Duo mit dem jungen polnischen Geiger Mateusz Smoczyński und der Hommage an seinen langjährigen Weggefährten Ornette Coleman. Doch die Balladen-Idee wirkte nach und Kühn öffnete sich schließlich dem Thema. Dass er im Corona-Jahr mehr Zeit denn je in seinem Haus auf Ibiza verbrachte, seinem kreativen Rückzugsort, beflügelte die Sache noch: „Hier kann ich mit meinem wundervollen Flügel und meinem DAT-Recorder einfach eine Aufnahme machen, wenn ich will. Wenn das Gefühl kommt, nehme ich einfach auf“, erzählt Kühn. Über einen Zeitraum von rund fünfzehn Monaten schickte er rund vierzig Einzelspuren an Siggi Loch. Sozusagen als Destillat ist nun „Touch the Light“ entstanden – ein Balladen-Album, alleine am Klavier. Wobei jedes einzelne der 13 Stücke für Kühn eine besondere Bedeutung hat: „A Remark You Made“ von Joe Zawinul etwa führt ihn zurück zu einem Wendepunkt seiner Karriere: Zawinul war Juror beim Gulda-Wettbewerb 1966 in Wien, bei dem dem damals 22-jährigen Kühn die Flucht aus der DDR gelang. Gato Barbieris Thema aus „Der Letzte Tango in Paris“ erinnert nicht nur daran, dass Barbieri 1972 Kühn für den Soundtrack engagierte, sondern es ist auch eine Melodie, die er später unzählige Male in seinem erfolgreichen Trio mit Daniel Humair und Jean-Francois Jenny-Clark spielen sollte. Und das Allegretto aus Beethovens 7. Sinfonie rückt nicht nur einen Komponisten in den Vordergrund, dessen Musik Kühn immer tief beeindruckt hat, sondern auch die Tatsache, dass seine optische Ähnlichkeit mit Beethoven dazu führte, dass ihm seine Mitmusiker den Spitznamen „Beethoven“ gaben.Sein eigener Klassiker "Sintra" entstand während eines friedlichen Moments in einem Café im ehemaligen Heiligtum der portugiesischen Könige. Und der jüngst komponierte Titeltrack „Touch the Light“ fängt die Schönheit des Sonnenuntergangs über dem Meer ein, den Kühn oft, am Flügel sitzend, von seinem Musikzimmer aus betrachtet. Wenn es denn noch eines Beweises bedurft hätte, wie monolithisch und unverwechselbar Joachim Kühn in der Jazzwelt dasteht, „Touch the Light“ liefert ihn. Ganz alleine am Flügel und mit einem auf den ersten Blick stark einschränkenden Thema breitet Kühn einen ganzen Klangkosmos aus. Vom der unbeschreiblichen Zartheit des Anschlags in Beethovens „Allegretto“, dem tröstenden, ruhigen Puls von Mal Waldrons „Warm Canto“, dem sanften Rubato-Fluss im Standard „Stardust“ oder dem zu Tränen rührenden Pathos in „Purple Rain“ von Prince, über die würdevolle Version von Bill Evans' „Peace Piece“ und die lässige Weite von Milton Nascimentos „Ponta de Areia“ (zugleich eine Hommage an die luftige, lyrische Saxofon-Stimme von Wayne Shorter), bis hin zum zur energischen Stakkato-Etüde gewandelten Rhythm & Blues-Klassikers „Fever“ und einer Lehrstunde in Freiheit und Improvisation mit „Sintra“. So vielseitig und vielschichtig dies ist, so schlüssig und rund ist doch der Bogen, den „Touch the Light“ schlägt. Und so unverrückbar und unverkennbar nach Joachim Kühn klingt jede Note, nach seiner einzigartigen Stilistik und seiner alchemistischen Kunst, den Zuhörer in Atem zu halten. Den großen Freigeist, Improvisator und Harmonik-Revolutionär hat hier die schiere Lust an der Melodie gepackt, an Balladengefühlen. Und so gilt für das gesamte Album, was Kühn für das Titelstück sagt: „Hier steckt eine Menge Liebe drin. Und Freude.“

Ab 17,50 €*
Romantic Freedom - Blue in Green
Various Artists - Romatic Freedom - Blue in GreenCD / digitalAls Siggi Loch 1992 ACT gründete, war seine Leitlinie, eine Plattform und einen Kom pass für den neuen, die alten Genregrenzen sprengenden Jazz zu schaffen, wie er sich insbesondere in Europa entwickelte. Wegen seiner Liebe zur Klaviermusik standen hier von Anfang an besonders die Pianisten im Fokus, die in der Reihe „Piano Works“ präsentiert wurden. Schon bald darauf erkannte die bedeutende britische Tageszeitung „The Guardian“: „ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Jazzpianisten vorzustellen.“ 2006 erschien gewissermaßen eine Quersumme dieser Labelmission: „Romantic Freedom“, eine Zusammenstellung mit Soloaufnahmen von zwölf herausragenden, ACT verbundenen Pianisten. Vierzehn Jahre später ist es jetzt höchste Zeit für eine neue Bestandsaufnahme, mit „Romantic Freedom – Blue in Green“. Dass „Blue in Green“ aus Miles Davis‘ bahnbrechendem „Kind of Blue“-Album von 1959 den Namenspatron für diese Quintessenz der aktuellen Piano-Szene abgibt und gleich zu Anfang in der schillernden Version von David Helbocks Trio „Random Control“ erklingt, ist kein Zufall: Das refrainlose, modale, von der Harmonik wie Timing revolutionär variable Stück wurde zur Blaupause für experimentelle improvisatorische Exkurse. Nicht nur dafür gibt es hier das Motto vor, es steht als lyrischstes Stück von „Kind of Blue“ auch wieder für die balladeske Seite des Klavierjazz, für „Romantic Freedom“ eben. Fast zwangsläufig folgt deshalb „Believe, Beleft, Below“ des Esbjörn Svensson Trios, ein bewegender Geniestreich, der heute fester Bestandteil des „Great European Songbooks“ ist. Kurz vor Schluss des Albums erklingt sozusagen eine Reprise auf den großen Erneuerer des europäischenJazz, mit Iiro Rantalas Hommage an Svensson: „Tears For Esbjörn“. Waren 2006 ausschließlich Solostücke vertreten, bilden auf Rom antic Freedom – Blue in Green“ Trioaufnahm en das Gerüst: Die neoromantische Finesse eines Michael Wollny Trios bei „Little Person“, das moderne Fusion-Gewand der „Bubbles“ des Jacob Karlzon Trios, das unverwechselbare Klangbad aus Stakkato und Legato des unermüdlichen Klavier-Pioniers Joachim Kühn mit seinem „New Trio“ bei „Sleep On It“, das Verschmelzen kammermusikalischer und freier Improvisationstraditionen beim Carsten Dahl Trio auf „Sailing with No Wind“, oder der ätherische-sphärische Umgang mit dem Filmmusik-Klassiker „The Windmills of Your Mind“ von Jan Lundgrens „Mare Nostrum“-Trio mit Paolo Fresu und Richard Galliano, all das alles ist Ausdruck und Beweis des enormen Aufschwungs und der kreativen Vielfalt der klassischen Klaviertrio-Besetzung. Aber auch die Duette von Michael Wollny & Nils Landgren (mit ihrer hinreißenden Version von Stings „Fragile“), von Leszek Możdżer & Lars Danielsson („Praying“) oder von Bugge Wesseltoft & Henning Kraggerud (mit dem das Album in vollendetem Schönklang abschließenden „Last Spring“) belegen, dass der europäische Jazz sich zur „Musique Actuelle“ entwickelt hat, die in der Gleichzeitigkeit nahezu aller Musiken der Welt neue ästhetische Positionen findet, und deren Pianisten das ganze Klangspektrum ihres Instruments nutzen. Dazu passt auch, dass sich die zwei verbleibenden Solostücke des Albums auf klassische Vorlagen beziehen: David Helbock destilliert am präparierten Flügel die Jazz-Essenz aus dem berühmten zweiten Satz aus Beethovens Siebter Sinfonie. Und Johanna Summer, das wohl größte junge Talent unter den deutschen Jazzpianisten lässt sich von Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ zu einem fulminanten Meisterwerk des „instant composings“ inspirieren. So wächst auf Romantic Freedom – Blue in Green“ zusammen, was zusammengehört. Tradition und Innovation. Freiheit und Form Schönheit und Emotion. Selten war es berührender, den Fortschritt des europäischen Jazz zu hören als hier, gebündelt in den großen Persönlichkeiten der ACTPianisten und ihrer Begleiter.Credits: Curated by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

12,90 €*
Magic Moments 13
Various Artists - Magic Moments 13CD / digitalBestes Jazzinfotainment: 16 Tracks, 75 Minuten Musik in the Spirit of Jazz, u.a. mit Nils Landgren & Jan Lundgren, Wolfgang Haffner,Ulf Wakenius, Solveig Slettahjell, Grégoire Maret, Vincent Peirani & Emile Parisien, Kadri Voorand, Viktoria Tolstoy, Jazzrausch Bigband.Credits: Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

4,90 €*
Speaking Sound
Joachim Kühn - Speaking SoundCD / digital Joachim Kühn piano Mateusz Smoczyński violin & baritone violin Das Zusammentreffen der beiden gleicht einem Glücksfall. Ihre musikalischen Unterhaltungen entzünden sich an prägnanten Themen und Motiven, entfalten sich frei und erweisen sich zugleich hochkonzentriert. Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński entdecken Wege ins Offene, finden zu einem gemeinsamen Puls und einem gemeinsamen Atmen. Die Klänge sprechen für sich, Speaking Sound. Im Jazz ging es immer darum, auf den Instrumenten zu sprechen und einen persönlichen Klang auszuprägen. Joachim und Mateusz Smoczyński gelingt das im Dialog ebenso einvernehmlich wie spannungsvoll. Beide haben Wurzeln in der Klassik, der in Leipzig geborene, auch mit Bach aufgewachsene Pianist und der vier Jahrzehnte jüngere Geiger, Absolvent der Frédéric Chopin Musikakademie in Warschau. Entscheidend für das Schaffen beider wurde die Vitalisierung der europäischen Tradition durch die freien Ausdrucksmöglichkeiten des Jazz. Während Joachim Kühn gegenwärtig mit seinem New Trio eine magische Dynamik aus Rasanz und Grooves in Gang zu setzen weiß, findet er im Duo mit Mateusz Smoczyński zu vergleichsweise kontemplativen Stimmungen. Bei diesen Dialogen im Medium des Klanges, sagt Joachim Kühn, habe sich ein ruhiges, positives Gefühl entwickelt. Um Wärme und Geben ging es auch Ornette Coleman, dem frühen Idol von Joachim Kühn, mit dem er schließlich aufs engste zusammenarbeiten konnte. Während Kühn mit seinem aktuellen Soloprojekt "Melodic Ornette Coleman" die einzigartige Schönheit der Melodien von Coleman erstrahlen lässt, bringt er in das Spiel mit Mateusz Smoczyński eigene Kompositionen ein, dazu Stücke mit ihm befreundeter Musiker wie "Schubertauster" von Vincent Peirani. Der Grundgestus bleibt europäisch, weitet sich aber bei Rabih Abou-Khalils "I‘m Better Off Without You" wie auch bei Gurdjieffs "No. 40" aus dessen "Asian Songs and Rhythms" in Richtung Osten. Klavier und Geige, das ist ein klassisches Format. Und das bleibt es auch in dieser Konstellation. Dennoch wäre diese grenzenlose Kammermusik nicht denkbar ohne den Impuls des Jazz. Einen gemeinsamen Bezugspunkt von Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński bildet das Schaffen des polnischen Jazzgeigers Zbigniew Seifert. Wie keinem zweiten vor ihm gelang es Seifert, etwas vom Klang und vom Spirit Coltranes auf die Violine zu übertragen und zugleich seine eigene, seine slawischen Mentalität einfließen zu lassen.Joachim Kühn war mit dem 1979 tragisch früh verstorbenen Geiger eng befreundet und hat glänzend mit ihm zusammengearbeitet. Auf Kühns Platten "Cinemascope" und "Springfever" kann man das nachhören, ebenfalls auf Seiferts epochaler Einspielung "Man Of The Light" von 1976. Joachim Kühn saß auch am Klavier, als 1974 mit dem Rundfunkorchester des NDR in Hannover Seiferts "Jazz-Konzert für Violine, Sinfonieorchester und Rhythmusgruppe" uraufgeführt wurde. Keiner, der in Polen Jazz auf der Violine spielt, kommt an Zbigniew Seifert vorbei. Mateusz Smoczyński hat das Schaffen des Vorbildes verinnerlicht, zugleich zu einer eigenen Sprache gefunden und eine individuelle, brillante Technik entwickelt. Dafür wurde er 2016 bei dem nach Seifert benannten Internationalen Wettbewerb für Jazzviolinisten in Krakau mit dem Grand Prix ausgezeichnet. Smoczyński ist Mitbegründer des weit über Polen hinaus bekannten Atom String Quartet und war 2012 bis 2016 Erster Violinist im legendären Turtle Island String Quartet. Er arbeitet mit einem eigenen Quintett, mit seinem New Trio, ist als Komponist, u.a. mit dem Violinkonzert "Adam's Apple" hervorgetreten, und hat auch ein Solo-Album vorgelegt. Joachim Kühn und Mateusz Smoczyński standen erstmals 2009 anlässlich der polnischen Erstaufführung von Seiferts Violinkonzert in Krakau gemeinsam auf der Bühne. Diesem Konzert mit dem Krakauer Philharmonischen Orchester folgte 2018 ein weiteres, nun mit dem Nationalen Sinfonieorchester des Polnischen Rundfunks in Katowice. Bei dieser Gelegenheit stellte Joachim Kühn mit Freude fest, wie grandios sich der immer noch jung zu nennende Geiger inzwischen entwickelt hatte. Nach Duo-Improvisationen in der Garderobe der Philharmonie von Katowice schlug Joachim Kühn gemeinsame Aufnahmen in seinem Haus auf Ibiza vor. Fünf Monate später, im April 2019, stand Mateusz Smoczyński mit seiner Geige neben Joachim Kühn am heimischen Steinway. In entspannter Atmosphäre, mit weitem Blick auf die Salinen an der Südspitze der Insel und das angrenzende Meer entstanden viereinhalb Stunden Musik - fast alles First Takes. Einige der eindrücklichsten finden sich auf diesem Album. Transparente, leuchtende Dialoge. Eloquenz ohne Geschwätzigkeit, Schönklang ohne Trivialität. Zwei Musiker, die sich gegenseitig inspirieren, einander vertrauend, in sich ruhend in einer aus den Fugen geratenen Welt.Credits: Recorded by Gerard Guse at Salinas Studio, Ibiza, Spain, 24. - 26.4. 2019 Mixed by Jan Smoczyński at Studio Tokarnia, Nieporęt (Poland) Mastered by Klaus Scheuermann Steinway C tuned by Antonio Perez de Olaguer Cover art by Wojciech Fangor, E 9, 1966, oil on canvas, 127 x 127 cm © courtesy of Fangor Foundation

17,50 €*
Magic Moments 12
Various Artists - Magic Moments 12CD / digitalOne World Of Music. Vielfalt vereint. Mit Jazz als Epizentrum ohne Berührungsängste zwischen den Genres agiert ACT offen in alle Richtungen, sei es zu Pop, Rock, Singer-Songwriter oder traditioneller Volksmusik wie Flamenco und Tango. So präsentiert auch die mittlerweile zwölfte Magic Moments-Zusammenstellung aufregende Musik „in the Spirit of Jazz“: Fernab eines festgelegten Stils sind 71 Minuten purer Hörgenuss und spannendes Jazz-Infotainment garantiert, mit etablierten Stars, Newcomern und Geheimtipps. Den Anfang macht Iiro Rantala am Klavier mit seinem Portrait des Monats „August“ aus „My Finnish Calendar“, der den Jahreslauf seines Heimatlandes aus ganz persönlicher Sicht vertont. Der argentinische Tango ist, wie auch der Jazz, ein Paradebeispiel für eine lebendige, sich stetig entwickelnde musikalische Tradition. Das Javier Girotto Trio zeigt dies mustergültig mit „Deus Xango“ aus dem Album „Tango Nuevo Revisited“, ein zeitgemäßes Remake des Piazzolla-Mulligan-Klassikers von 1975. „Vier erste-Liga-Jazzer mit reiner Spielfreude“ (ZDF heute Journal), dafür steht „4WD“ von Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner. Jeder lenkt den Reisekurs des Quartetts gleichermaßen. Wo sie ankommen, bemerkt die Neue Zürcher Zeitung: „zu viert im Jazz-Olymp“. „Flamenco und Jazz sind Brüder“, behauptet der spanische Piano-Newcomer Daniel García. Im energiegeladenen Trio plus Special Guest Jorge Pardo zeigt er furios mit „Travesuras“, dass er damit absolut recht hat. Zusammen mit seiner Ehefrau Serena Fisseau erschafft der französische Akkordeonist Vincent Peirani anschließend einen vertrauten musikalischen Rückzugsort. „What A Wonderful World“ ist ein Statement an die Stille. Neue aufregende Klangwelten lässt ACT-Neuzugang Grégoire Maret mit Edmar Castaneda entstehen. Bei „Harp vs. Harp“ trifft Mundharmonika auf Harfe. Ein seltenes Paar, dass auf „Blueserinho“ zum Erlebnis wird. Mit seinem „Italian Songbook“ hat Trompeter Luca Aquino eine Hommage and die Musik seiner Heimat aufgenommen. Das Stück „Scalinatella“, von Filmkomponist Giuseppe Cioffi, erklingt in einer berührenden Trio-Version mit dem italienischen Pianistenstar Danilo Rea und Akkordeonist Natalino Marchetti. Die Sängerin Cæcilie Norby vereint auf „Sisters in Jazz“ Musikerinnen aus mehreren Generationen und Ländern. Ihre Komposition „Naked In The Dark“ belegt, dass Jazz nicht nur Männersache ist. „Klinken“ stammt aus dem Young German Jazz-Debüt „Stax“ des erst 25-jährigen Schlagzeugers Max Stadtfeld. Er und seine Mitstreiter posen nicht mit Intellektualität, bewegen sich im rhythmusorientierten Mainstream und weisen doch darüber hinaus. Mit Frische und gleichermaßen erstaunlicher Reife weiß das Quartett zu begeistern.Seit über 10 Jahren ist das Erfolgstrio Mare Nostrum um Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren ein Sinnbild für den Sound Europas. Alle drei sind sie Klangpoeten mit großer Liebe zur Melodie, was auch ihr nunmehr drittes Album unterstreicht und mit dem schwedisch angehauchten „Ronneby“ auf Magic Moments 12 dokumentiert ist. „Joachim Kühn interpretiert die Musik Ornette Colemans auf seine ganz eigene Art: lyrisch, sanft und in sich gekehrt, aber voller überraschender Details”, urteilt das Magazin Galore über das Soloalbum der deutschen Jazzikone. Im zuvor noch nie aufgenommenen Stück „Lost Thoughts“ verarbeitet Kühn seine erfolgreiche Geschichte an der Seite von Jazzlegende Coleman. Am 6. Februar 2019 wurde der Jazz-Baroness Pannonica (Nica) de Koenigswarter (1913 - 1988) mit einem Konzert in der Berliner Philharmonie für ihren unermüdlichen Einsatz für den Jazz Tribut gezollt. Im Mittelpunkt standen Stücke von Musikern, welche Pannonica über viele Jahre mit Geld, Unterkunft, Rat und Freundschaft unterstützt hat und die ihr oft zum Dank eigene Kompositionen widmeten, so auch „Little Butterly“ von Thelonious Monk. Die New Yorker Sängerin Charenée Wade steht hier im Mittelpunkt, begleitet von Iiro Rantala, Dan Beglund und Anton Eger sowie der amerikanische Saxofon-Altmeister Ernie Watts. „Ein israelisches Power-Trio. Heavy Jazz!“, schreibt der Rolling Stone über Shalosh. Hört man das aufbrausende „After The War“ weiß man, warum: Rock und Indie-Jazz verbinden sich hier zu einer spannungsgeladenen Mélange. Der Geiger Adam Baldych ist ein begnadeter Virtuose und laut Stereo-Magazin „einer der technisch brillantesten Interpreten in der improvisierten Musik.“ „Longing“ von seinem Album „Sacrum Profanum“ ist eine sehnsuchtsvoll-melancholische Ballade, einfühlsam im Duo mit dem Pianisten Krzysztof Dys interpretiert. Auf „Painted Music“ entkleidet der Pianist Carsten Dahl konsequent Klassiker des Jazz-Repertoires und macht sich diese mit seinem ganz persönlichen Blick zu Eigen. Das bekannte traditionelle dänische Volkslied „Jeg gik mig ud en sommerdag“ gießt den Sommer in Noten und Klang. Zum Abschluss der Magic Moments 12 macht Nguyên Lê mit seinem Stück „Hippocampus“ das Thema der Compilation „One World Of Music“ noch einmal deutlich: Als musikalischer Wanderer zwischen den Kulturen verbindet der französische Gitarrist vietnamesischer Abstammung die Freiheit des Jazz mit Rock- und weltmusikalischen Einflüssen.Credits: Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

4,90 €*
Melodic Ornette Coleman
Joachim Kühn - Melodic Ornette ColemanCD / Vinyl / digitalJoachim Kühn PianoJoachim Kühn ist schon zu Lebzeiten eine Jazzlegende. Auf seinen Reputationen und dem internationalen Erfolg ruht sich der Pianist aber keineswegs aus, er ist immer noch ungemein produktiv und aktiv. Ob mit seinem New Trio mit Eric Schaefer und Chris Jennings, ob bei diversen Begegnungen und Gastspielen (mit Archie Shepp, Pharoah Sanders, Michel Portal, Daniel Humair und seinem Bruder Rolf) oder als Mitglied in Emile Parisiens Quintett: Kühn steht nach wie vor in vorderster Front des aktuellen Jazzlebens. Angesichts dieses Pensums mag man es kaum glauben, dass er am 15. März kommenden Jahres 75 Jahre alt wird. Wie nicht anders zu erwarten, begeht Kühn diesen Anlass nicht auf der Couch, sondern mit einem neuen Projekt. Und wer ihn kennt, wird sich nicht wundern, dass dabei nicht er im Mittelpunkt steht, sondern ein Kollege und Freund, der seine wichtigste Inspirationsquelle der vergangenen Jahrzehnte war: Ornette Coleman. Als sie sich Anfang der Neunzigerjahre in Paris kennenlernten, war das der Beginn einer besonderen künstlerischen Beziehung, denn gegenüber Pianisten war Coleman höchst anspruchsvoll: Nach einem ersten Duo-Konzert in der riesigen Arena von Verona wurde Kühn der einzige Pianist, der mit Coleman in dieser Besetzung regelmäßig auftrat. Später löste er auch Geri Allen in Colemans Quartett ab. „Ornette hat mich danach mehrmals im Jahr aus Ibiza nach New York eingeflogen“, erinnert sich Kühn. „Er mietete einen Steinway Flügel, und wir spielten jeweils eine Woche lang vierzehn Stunden am Tag.“ Die 2015 gestorbene amerikanische Jazz-Ikone fand ein spezielles, höchstes Lob für den 14 Jahre jüngeren Deutschen: „Er kommt nicht vom Jazz, er kommt von der Musik.“ Beide einte vor allem, dass sie die üblichen harmonischen Systeme – das Wohltemperierte der Klassik wie die Changes des Jazz – als Einschränkung verstanden und ein jeweils eigenes erfanden: Coleman seine „Harmolodics“, Kühn sein „Diminished Augmented System“. Folgerichtig war es auch Coleman, der den in Leipzig aufgewachsenen Kühn wieder auf seinen ersten prägenden musikalischen Einfluss stieß: auf Johann Sebastian Bach. So kam es, dass Kühn seinerzeit an einem Abend mit Coleman auftrat und am nächsten mit seinem „Bach Now“-Projekt mit dem Thomanerchor Leipzig. Es ist also begründet, dass Kühn seinen runden Geburtstag mit dem großen Inspirator Ornette Coleman verbindet - und zugleich die aktuelle Serie von Veröffentlichungen unbekannter Werke von Jazzlegenden um ein ganz persönliches Kapitel erweitert. Denn was konkret hinter dem Album „Melodic Ornette Coleman“ steckt, beschreibt er so: „Von 1995 bis 2000 konnte ich sechzehn Konzerte mit Ornette spielen. Vor jedem Konzert schrieb er zehn neue Stücke, die wir vorher eine ganze Woche lang in seinem Harmolodic Studio in Harlem ausgearbeitet und aufgenommen haben. Da er wollte, dass ich die, wie er es nannte, Cards (Sounds) zu seinen Melodien mache, war ich also direkt im Kompositionsprozess involviert. Nach dem Konzert wurden die Titel nie wieder gespielt. Ich habe nun als Einziger alle Aufnahmen und Noten der insgesamt 170 Stücke. Seine schönsten Melodien und Balladen habe ich jetzt, nach etwa zwanzig Jahren, neu zusammengestellt und Piano Solo eingespielt. Außer ,Lonely Woman‘ wurde keines der Stücke je von Ornette Coleman veröffentlicht.“ Ein anderer, ganz im Gegensatz zu seinen Free Jazz-Eruptionen der frühen 1960er Jahre lyrischerer Ornette Coleman ist hier also zu entdecken. Das Denkmal, das Kühn der Jazz-Ikone hier setzt, ist das des im Blues verwurzelten Schöpfers farbenfroher Melodien. Natürlich erklingen oft andere als die gewohnten Farben, selbstverständlich nutzt Kühn die Vorlagen auch für seine intuitiven Eingebungen des Augenblicks und seine typischen, tempogeladenen Ausritte, doch sind hier vor allem zwei seelenverwandte Klangbildner zu entdecken, deren Ausgangsmaterial Melodien sind. Mal erdige, fast traditionelle („Lost Thoughts“), mal fröhlich verspielte („Love Is Not Generous, Sex Belongs To Woman“), mal sehnsuchtsvoll melancholische („Somewhere“) und zum Schluss auch mal empört tönende („The End Of The World“). Kühn meistert diese Herausforderungen mit der üblichen Grandezza, mit seiner unnachahmlichen Kombination aus feinster Piano-Technik, tiefem inneren Verständnis der Stück-Strukturen und der Fähigkeit, sie aus dem Augenblick heraus zu gestalten. Und es ist wohl ganz im Sinne Colemans, dass Kühn dies nicht im Studio, sondern zu Hause auf Ibiza, zwanglos und zurückgezogen in seinem Musikzimmer auf seinem Steinway-Flügel aufgenommen hat. „Perfektion ist der Killer der Musik“, sagt er gerne, „ich wollte die Musik ganz pur, wollte ganz tief hineingehen.“ Das Ergebnis ist Jazz in Progress, das Vermächtnis eines der visionärsten Jazzkünstler und eine Feierstunde für einen der größten Pianisten zugleich.

Ab 17,50 €*
Magic Moments 11
Magic Moments 1167 Minuten pures Hörvergnügen: Die elfte Ausgabe der beliebten Magic Moments bietet einen umfassenden Einblick in unsere neusten ACT-Veröffentlichungen mit Newcommern, ACT-Stars und echten Geheimtipps zum Sonderpreis. Unter anderem mit Michael Wollny, David Helbock, Vincent Peirani, Iiro Rantala, Joachim Kühn New Trio, Ida Sand, Lars Danielsson & Paolo Fresu und vielen mehr.Credits:Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

4,90 €*
Sfumato live in Marciac
Emile Parisien Quintet - Sfumato live in MarciacCD / DVD / digital Emile Parisien soprano saxophone Joachim Kühn piano Manu Codjia guitar Simon Tailleu double bass Mário Costa drums Guests: Wynton Marsalis trumpet Vincent Peirani accordion Michel Portal clarinet Der französische Sopransaxofonist Emile Parisien zählt zu den aktuell meistbeachteten europäischen Jazzmusikern der letzten Jahre. Mit drei Alben in drei Jahren („Belle Epoque“ 2014 / „Spezial Snack“ 2015 / „Sfumato“ 2016) und im Alter von nur 35 Jahren hat sich Parisien in atemberaubendem Tempo an die Weltspitze seines Instruments gespielt und macht klar: Europa hat einen neuen Jazz-Star.2017 war DAS Jahr für Emile Parisien. Kein Jazzkünstler wurde in seinem Heimatland und auch über dessen Grenzen hinaus derart prominent ausgezeichnet, kaum ein europäischer Jazzmusiker spielte so häufig auf den großen Jazzfestivals und in den renommierten Konzertsälen. Und Parisien gilt inzwischen weithin als der wichtigste Innovator und prägnanteste Stilist des Sopransaxofons.Die Jazz thing brachte es auf den Punkt: „Wahnsinn, in welch kurzer Zeit sich Emile Parisien zu einem der einflussreichsten Musiker Frankreichs mauserte. ‚Sfumato‘ heißt das aktuelle Album des 34-Jährigen, der als Sopransaxofonist in seiner Generation weltweit keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Das Werk wird seinen Donnerhall-Ruf noch weiter festigen.“ Und so kam es: Das französische Jazz Magazine und das deutsche Musikmagazin Stereo wählten die Aufnahme „Sfumato“ zum Album des Jahres. Kurz darauf erhielt Emile Parisien mit dem Victoires du Jazz, dem Jazz-Ableger des wichtigsten französischen Musikpreises, die Auszeichnung für das Album des Jahres. In Deutschland wurde er als bester Saxofonist des Jahres international mit dem ECHO Jazz ausgezeichnet. Und zum Jahresabschluss krönt das Jazz Magazine Emile Parisien zum Künstler 2017. Deutschlandfunk Kultur nannte ihn einen „Superstar der Jazzszene in Frankreich.“ Fono Forum konstatiert: „Emile Parisien ist ein Fackelträger, der seinen magischen Sound des Sopransaxofons weiterträgt – in der Nachfolge von Sidney Bechet, Johnny Hodges, Steve Lacy, John Coltrane, Wayne Shorter und Evan Parker.“ Der britische Guardian vergab extrem seltene fünf Sterne und schrieb über „Sfumato“: "An exhilarating genre-hop bubbling with captivating remakes of US and European jazz traditions. An exuberant album.“ Und das renommierte französische Magazin Télérama staunt: „Parisiens Einfallsreichtum und Energie sind schlicht atemberaubend.“ Auch live war 2017 für Emile Parisien der bisherige Höhepunkt seiner jungen Karriere. Er spielte an die 150 Konzerte, u.a. auf prominenten Festivals wie Jazz Sous Les Pommiers, Bergen Jazz Festival, Elbjazz, Jazz Baltica, Montreux Jazz Festival, Jazz a Vienne, Umbria Jazz, London Jazz Festival, Rheingau Musik Festival und in den renommiertesten klassischen Häusern wie Philharmonie Essen, Konzerthaus Wien, Elbphilharmonie oder Konzerthaus Berlin. Ein besonderes Highlight war die Residency bei Jazz in Marciac. Dort, wo Parisien einst als Zuschauer seine Begeisterung für den Jazz entdeckte, war er als Artist in Residence eingeladen. Unvergesslich und nun auf CD & DVD verewigt: Parisiens Sfumato-Konzert am 8. August 2017. Hier wurde sein Quintett um prominente Gäste erweitert: US-Trompetenstar Wynton Marsalis, die französische Jazzlegende Michel Portal und Parisiens Alter Ego und langjähriger Duopartner Vincent Peirani. Vielschichtig, innovativ und experimentierfreudig, spannungsgeladen und eruptiv, aber doch fest auf dem Boden des Jazz verankert, strotzt „Sfumato live in Marciac“ vor Spielwitz und Improvisationsabenteuern. Und ist somit ein eindringliches Plädoyer für die Magie des live gespielten Jazz.Credits: Recorded live in concert by Nicolas Djemane at Jazz in Marciac on August 8th, 2017 Mixed by Boris Darley in April 2017 Mastering by Klaus Scheuermann Produced by Emile Parisien Video editing by Alice Fave & Nicolas Lecart Cameras: Florence Pradalier, Cedric Alliot, Ugo Gillino & Mathias Touzeris Audiovisual director: Jean Marc Birraux DVD authoring by Platin Media Productions Cover art by Chen Ruo Bing, untitled, 2016, ACT Art Collection

20,00 €*
Love & Peace
Joachim Kühn - Love & PeaceCD / digital Joachim Kühn piano Chris Jennings bass Eric Schaefer drums „Altersweisheit trifft Sturm und Drang“ (Spiegel Online). Dies ist nicht nur die treffende Beschreibung für das generationsübergreifende Zusammentreffen von Joachim Kühn mit den über 30 Jahre jüngeren Chris Jennings und Eric Schaefer. Mehr noch, beides vereint der heute 73 jährige Jazzpionier auch in seinem Spiel: Seinen Blick stets nach vorne gerichtet, die Jazzgeschichte im Rücken, kennt Kühn keine Konventionen. Freiheitsliebend und voller Fantasie ist das Pianogenie davon getrieben, immer wieder Neues zu entdecken. Das Joachim Kühn New Trio ist sein jüngstes Abenteuer, „Love & Peace“ das zweite Kapitel daraus:„Ich habe ein neues Traum-Team gefunden, das mich auf ganz neue Art inspiriert“, sagt Joachim Kühn über seine 2015 gegründete Formation, welche zugleich auch seine Rückkehr zum klassischen Klaviertrio-Format bedeutete, das er dreißig Jahre lang mit Jean-Francois Jenny-Clark und Daniel Humair gepflegt hatte: „Ein neues Trio, ein neuer Joachim Kühn“ jubelte der NDR angesichts des im März 2016 erschienen Debüts „Beauty & Truth“. Die Zeitschrift Jazzthing befand, Kühn habe damit „als der nach wie vor innovativste und freieste Klavierspieler der Republik seiner Bio- und Diskografie ein weiteres spannendes und vor allem unerwartetes Kapitel hinzugefügt.“ Schließlich wurde das Joachim Kühn New Trio auch zum besten Ensemble national mit dem ECHO Jazz 2017 ausgezeichnet. „In meinem Alter muss man noch mehr spielen als früher, um nicht einzurosten“, sagt Joachim Kühn. Es ist auch dieser Ehrgeiz, der ihn zu Deutschlands bedeutendstem und international erfolgreichstem Jazzpianisten seiner Generation gemacht hat. Auf „Love & Peace“ zeigt sich der Altmeister abermals in Topform: Wieder geht es um „starke Melodien, die man gestalten kann“, wie Kühn sagt, doch mit einem für den Free- und Fusion-Großmeister radikalen Ansatz: „Ich wollte die melodische Einfachheit, ein Album mit kurzen prägnanten Stücken.“ Naheliegend, dass sich die Songs um das Einfachste und doch so Schwere ranken, das unsere Welt derzeit am dringendsten braucht: Liebe und Frieden. „Ich habe das Repertoire nicht auf die Schnelle ausgesucht, sondern sehr bedacht. Dann aber auch mal dem Zufall Raum gelassen.“ So entstand die kurze, fast schwärmerische Melodie von „Barcelona – Wien“ auf dem Flug zwischen den beiden Städten. Und beim sprunghaften, und doch so eleganten Thema von „Mustang“ musste er spontan an die so agile Pferdeart denken. Erneut greift Kühn mit „The Crystal Ship“ einen Titel der Doors auf, jener Band, die wie kaum eine andere für seine, die 68er-Generation und den Kampf um Frieden in jener vom Vietnam-Krieg geprägten Zeit steht. Auch die Klassik ist mit einer schwelgerischen und groovenden Version von Modest Mussorgskis „Le Vieux Chateau“ aus den „Bildern einer Ausstellung“ vertreten. Ein Stück („Night Plans“) aus der einmaligen und prägenden Zusammenarbeit mit Ornette Coleman erlebt ebenso eine, fast zärtliche, Neubetrachtung im Trio wie der turbulente Kühn-Klassiker „Phrasen“.Schließlich bat Kühn auch seine beiden Partner eine Komposition beizusteuern: Chris Jennings sein swingendes, fast volksliedartiges „Casbah Radio“ und Eric Schaefer sein elegisches „Lied ohne Worte No. 2“, das vielleicht sogar am stärksten an den „alten“ Joachim Kühn erinnert. Nicht nur deswegen erweist sich Schaefer mit seiner Dynamik, seiner Spontaneität und seiner Spiritualität als idealer Kühn-Begleiter. „Ich hatte ihn seinerzeit zu mir nach Ibiza eingeladen. Wir spielten drei Tage lang zusammen. Ich wusste aber schon nach zehn Minuten, dass ich mit ihm arbeiten will“, erinnert sich Kühn. „Ähnlich erging es mir mit Chris Jennings, ein fantastischer Bassist mit großem Einfühlungsvermögen.“„Nur wer frei lebt, kann auch wirklich frei improvisieren“, sagt Kühn, der sich auf seiner Finca in Ibiza seit vielen Jahren alles zu seiner persönlichen und kreativen Freiheit eingerichtet hat. Mit „Love & Peace“ ist seinem New Trio erneut Wegweisendes gelungen, durch Schöpfungswillen, unbändiger Liebe zur Musik und mit inneren Frieden.Credits: Produced by Joachim Kühn Recorded by Gérard de Haro at Studios La Buissonne, France. May 15 & 16, 2017 Assisted by Anaëlle Marsollier & Bastien Raute Mixed by Gérard de Haro. Mastered by Klaus Scheuermann Steinway D tuned and prepared by Alain Massonneau Arrangements by Joachim Kühn Cover art by Mary Heilmann, Mojave Mirage, 2012 by courtesy of the artist, 303 Gallery, New York, Hauser

17,50 €*
The Jubilee Concerts
Various Artists - The Jubilee ConcertsCD / digitalVarious ArtistsWenn 34 Künstler in den verschiedensten und teilweise noch nicht dagewesenen Konstellationen zusammenkommen, um miteinander zu musizieren, dann braucht es dafür eine verbindende Gesinnung, die die Musik im Innersten zusammenhält: Grenzen nicht zu akzeptieren, offen und neugierig sein für den Anderen, Mut zum Risiko und sich auf das Unerwartete einlassen sowie die Lust, Neues entdecken zu wollen. All dies zeichnet die ACT-Musikerfamilie aus, die aus allen Teilen Europas zu den Jubilee Concerts in Berlin zusammenkam, um ihrem Label zum 25. Geburtstag einen selbstgestalteten Konzerttag zu schenken und damit Danke zu sagen. Ganz nebenbei machten die Jubilee Concerts hautnah erlebbar, wofür ACT seit 1992 steht: Als führendes Entdeckerlabel auf der Suche nach bisher ungehörter Musik „in the Spirit of Jazz“ sind es die Vielfalt und die ungeahnten Verbindungen, mit denen das Label immer wieder überrascht und daraus neue Inspirationen zieht – connecting the unexpected. Wer das Glück hatte, noch Karten für die große Geburtstagsfeier im Konzerthaus Berlin zu ergattern, der wird den Abend nicht vergessen. Denn es ging ihm vermutlich nicht anders als den zahlreich anwesenden Medienvertretern, die zum Jubiläum vor Ort waren: „Was für ein ACT!“ titelte zum Beispiel „Spiegel Online“ und befand, es seien „Konstellationen zustande gekommen, bei denen jedem, dem Jazz am Herzen liegt, nicht mehr bange um die Zukunft des Genres sein muss.“ „Le Figaro“ schrieb: „Kurz: Es war Jazz in all seinen Formen“, das britische Jazzwise Magazin meinte: „Alles deutete auf ein Label in seinem Zenit, das Neues umarmt, während es das Alte achtet, beides nährt und so Stars aufbaut; ACT wird erwachsen – mit einem Lächeln im Gesicht und einer stolzen Pose.“ Und die FAZ schließlich stellte fest: „Die ACT Family Band war ein Allstar-Ensemble, wie es so bald kein zweites in der Jazzgeschichte geben wird.“ Wer dieses Familientreffen der besonderen Art live verpasst hat, kann es jetzt immerhin auf CD nachhören. Er kann in einem für den „Spirit of Jazz“ der ACT-Künstler typischen Aus-und Querschnitt nachvollziehen, wie ACT mit bislang gut 500 Alben ein Viertel der Jazzgeschichte begleitet und in Teilen mitgeprägt hat: Ist doch jeder der hier beteiligten Musiker ein Ausnahmetalent mit herausragenden solistischen Qualitäten und eigenen Projekten, zugleich aber aufgeschlossen für die Inspiration, die sich aus der Begegnung mit seinen Kollegen ergibt. Auf dieses Netzwerk der ACT-Künstlerfamilie legte Labelchef Siggi Loch von Anfang an großen Wert, und welchen Gewinn das einbringt, zeigt „The Jubilee Concerts“: Alles, was Nils Landgren, als integrales Zentralgestirn der europäischen Jazzszene, so etwas wie der ACT-Mannschaftskapitän, als Moderator präsentierte, war außergewöhnlich, angefangen mit seinem humorvoll-melancholischen Entree „Send In The Clowns“ zusammen mit Michael Wollny. Ob nun Jung und Alt auf verblüffende Weise miteinander kommunizierten wie der große deutsche Pianist Joachim Kühn mit dem französischen Shootingstar am Sopransaxofon Emile Parisien (der Name des Kühn-Titels, den das Duo darbot, „Missing A Page“, trifft sehr schön den von Noten unbelasteten, von musikalischer Freiheit durchdrungenen Ansatz der beiden); ob die Bassisten Dieter Ilg und Lars Danielsson im Duo miteinander spielten und jede Emotion freilegten, die man mit ihrem Instrument erregen kann; ob ein in wechselnden Kombinationen bestens eingespieltes Ensemble wie das Quintett mit Landgren, Wollny, Danielsson, dem Gitarristen Ulf Wakenius und Schlagzeuger Wolfgang Haffner mit „Walk Tall“ gospeligen Groove zelebrierte; oder ob mit Wollny, Parisien, dem Akkordeonisten Vincent Peirani und dem Stimmakrobaten Andreas Schaerer vier der herausragenden „jungen Wilden“ Europas die überkommenen Stil- und Genregrenzen über den Haufen warfen. Berührender Höhepunkt ist „Dodge The Dodo“, einer jener Standards des „Great European Songbooks“, die der unvergessene, viel zu früh gestorbene Esbjörn Svensson geschrieben hat: Brillieren bei dieser Hommage doch unter anderem nicht nur Iiro Rantala am Flügel, der polnische Geiger Adam Bałdych und der jüngste ACT-Zuwachs Magnus Lindgren an der Flöte, sondern auch die beiden Söhne Svenssons, Noa am Schlagzeug und Ruben an der Gitarre. Ein Symbol für die nächste Jazzgeneration und eine nicht zu übertreffende Einleitung für das große Finale, bei dem alle mitsangen und -spielten: Denn da stimmte Ida Sand mit ihrer grandiosen Soul-Stimme jenen Nile Rodgers-Titel an, der den Kern des Abends wie der 25 Jahre, die es zu feiern galt, perfekt einfing: „We Are Family“. Oder wie es Nils Landgren formuliert: „Wir sind eine Familie. Nicht einfach irgendeine Familie. Wir sind die ACT-Familie!“Credits: Live at Konzerthaus Berlin, April 2, 2017 Recorded, mixed and mastered by Klaus Scheuermann Curated by Siggi Loch An ACT Music concert production in cooperation with Konzerthaus Berlin

12,90 €*
Sfumato
Emile Parisien - SfumatoCD / digital Emile Parisien soprano & tenor saxophone Joachim Kühn pianoManu Codjia guitar Simon Tailleu double bass Mario Costa drums Guests (on 03 - 05 & 09): Michel Portal bass clarinet Vincent Peirani accordion Vital, neugierig und progressiv setzt die französische Szene wichtige Wegmarken für die Entwicklung des zeitgenössischen europäischen Jazz. Trotz aller Offenheit gegenüber Musikkulturen, Genres und Strömungen hat sie aber nie die Bodenhaftung verloren. Fortschritt auf den Füßen der eigenen Tradition charakterisiert Frankreichs Jazz und der Saxofonist Emile Parisien ist einer seiner Protagonisten: Ein Jazzvisionär, der mit einem Bein in der Vergangenheit steht und den Blick weit nach vorne richtet. Das macht ihn zur „besten Neuigkeit des europäischen Jazz seit langem“ (Le Monde), dem „ungeteilte Aufmerksamkeit“ (Norddeutscher Rundfunk) geschenkt werden sollte. Parisiens musikalische Koordinaten sind weit abgesteckt, von der folkloristischen Tradition seiner Heimat führen sie über die Kompositionsstrategien der neuen Musik zur melodischen und harmonischen Abstraktion des freien Jazz. Die besondere Qualität dieses weiten musikalischen Feldes liegt in der Selbstverständlichkeit, mit der es ausgelotet wird. Nichts wirkt bei Parisien kalkuliert oder gezwungen. Stattdessen fließen in seine Musik ganz unangestrengt, leichthändig und ohne konzeptionelle Absicherung die Genremerkmale ineinander. Das Ergebnis klingt furios und ist ein großer Hörspaß in vielen Facetten: von provokativ-anarchisch bis mitreißend-swingend. Wer den quirligen Franzosen jemals live auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass er den Jazz mit Leib und Seele lebt. Authentizität und Ehrlichkeit schwingen in jedem Ton mit. Auszeichnungen ließen nicht lange auf sich warten: Parisien wurde jeweils als Künstler des Jahres mit den beiden wichtigsten Jazzpreisen Frankreichs, den „Prix Django Reinhard 2012“ und den „Victoires du Jazz 2014“ ausgezeichnet. In Deutschland erhielt er den ECHO Jazz 2015 in der Kategorie „Bestes internationales Ensemble“, für das mitreißende Duo mit seinem musikalischen Alter Ego und engem Freund, dem Akkordeonisten Vincent Peirani. Mit seinem seit über 10 Jahren bestehenden Quartett spielte Parisien unzählige Konzerte rund um den Globus. Nun wurde es Zeit für eine Zäsur, mit veränderter Besetzung: Gefunden hat sich Parisiens neues Quintett auf dem Jazzfestival in Marciac 2015. Der Saxofonist erhielt dort eine Carte blanche und war somit völlig frei in der Musikerwahl: Neben dem aufstrebenden Gitarristen Manu Codjia, dem Bassisten Simon Tailleu und dem Schlagzeuger Mario Costa holte Parisien hier den deutschen Altmeister des Jazzpianos, Joachim Kühn, an seine Seite. Mit Saxofon-Helden wie Ornette Coleman, Archie Shepp und Pharoah Sanders hatte Kühn längst zusammengearbeitet, diesmal trafen sich zwei Meister mit fast 40 Jahren Altersunterschied zu einer kreativen Symbiose… und der Konzertsaal fing an zu brennen: Freie Improvisationen, hochenergetische Momente, emotionale Klangbilder und wilde Eruptionen, Spielwitz und Klasse - eine neue Band hatte sich gefunden. Das musikalische Kommunikation kein Alter kennt, hat der 72-jährige Kühn bereits auf seinem aktuellen Album „Beauty & Truth“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, im Trio mit den beiden Enddreißigern Eric Schaefer und Chris Jennings. Für Parisien war Kühn eine logische Wahl, denn beide haben eine gemeinsame Verbindung: Seit Jahren ist Parisien Mitglied im „Sweet & Sour“ Quartett die französische Schlagzeugikone Daniel Humair. Und mit ihm (und Jean-François Jenny-Clark) hatte Kühn über 30 Jahre lang das Trio seines Lebens. Die Suite „Le clown tueur de la fête foraine“ steht exemplarisch für die Spielidee der Band. Hier gesellt sich neben Vincent Peirani auch ein zweiter Gast an der Bass-Klarinette hinzu: Parisiens Mentor, die französische Jazzlegende Michel Portal. Parisien erklärt: „Die Melodie bringt uns die notwendige Orientierung. Sie ist Bezugspunkt und Sprungbrett, um in größtmöglicher Freiheit zu improvisieren. Als Jazzmusiker spielen wir mit Spannungen und Intensitäten, aber wir tauchen auch in die Sprache des Free Jazz ein und haben einen gemeinsamen Nenner in der Musik unserer Heimat, sowie natürlich auch im Rock und Pop.“ „Sfumato“ ist das Studioergebnis dieser neuen Traumbesetzung des zeitgenössischen europäischen Jazz. Ein Generationen verbindendes Ensemble am Puls der Zeit ist hier zu hören: mit einer Klangmalerei, die andeutet aber nicht erklären will, die abstrahiert statt zu konkretisieren, und dadurch Assoziationsräume öffnet und Innenwelten preisgibt.Credits: Produced by Emile Parisien Executive Producer: Siggi Loch Recorded by Gerard De Haro & Nicolas Baillard at Studio la Buissonne (France), May 16 - 18, 2016 Mixed by Tony Paeleman Mastered by Klaus Scheuermann Cover art © Chen Ruo Bing, untitled, 2016, Taguchi Fine Art, Tokyo, Japan

17,50 €*
Magic Moments 9 "In The Spirit of Jazz"
Various Artists - Magic Moments 9 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDie neunte Ausgabe der beliebten Magic Moments-Compilations liefert wieder neuen musikalischen Nährstoff für offene Ohren: Eine illustre Leistungsschau und bestes Jazz-Infotainment durch das aktuelle ACT-Programm. Für Jazzkenner wie für Neueinsteiger bietet die handverlesene Zusammenstellung 65 Minuten hochkarätigen Hörgenuss. Musik ohne Grenzen „in the spirit of Jazz“: Musik fernab eines festgelegten Stils mit etablierten Jazzstars, Newcomern und Geheimtipps. „Jazz ist die Freiheit, viele Formen zu haben.“ Dieses Credo Duke Ellingtons prägt auch das Selbstverständnis von ACT. So liegt der Fokus in dieser Ausgabe insbesondere auf Projekten, die nach den Grenzen zu anderen Genres und Stilen tasten, diese überschreiten und Neues schaffen. Eine sinfonische Interpretation des e.s.t.-Stücks „From Gagarin’s Point Of View“ eröffnet mit einer eindrucksvollen Hommage an den verstorbenen Pianisten Esbjörn Svensson. Mit seinem Projekt „Some other time“ blickt Nils Landgren über den großen Teich und setzt mithilfe der Bochumer Symphoniker dem großen Leonard Bernstein ein Denkmal: „Das hätte dem Großmeister bestimmt gefallen“ (Stern). Jan Lundgren ehrt mit klassischem Streichquartett und „Lycklig resa“ einen der Vorreiter des schwedischen Jazz, Jan Johansson. „ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Pianisten vorzustellen“, stellte der englische Guardian vor einigen Jahren fest. Diesem Bestreben geht ACT auch in diesem Jahr nach: Einen Einblick in das neue Album von Michael Wollny im Duo mit dem Akkordeonisten Vincent Peirani gibt „The Kiss“. Außerdem werden zwei pianistische Neuzugänge bei ACT präsentiert: David Helbock aus Österreich mit „The Soul“ und der aus Martinique stammende Grégory Privat mit „La Maga“. Doch auch zwei renommierte Pianisten sind vertreten: Altmeister Joachim Kühn interpretiert im Trio mit den „jungen Wilden“ Eric Schaefer (dr) und Chris Jennings (b) auf erfrischende Weise „Sleep on it“, eine Reggae-Dub-Nummer von „Stand High Patrol“. Iiro Rantala überzeugt im „Super-Trio“ mit Lars Danielsson und Peter Erskine mit finnischer Leichtigkeit durch Kenny Barrons „Voyage“. „Hier wird Jazzgeschichte geschrieben”, schrieb der Berliner Tagesspiegel über die Konzertreihe „Jazz at Berlin Philharmonic“. Zwei weitere denkwürdige Konzertabende im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie wurden auf CD verewigt und sind auf Magic Moments 9 vertreten: „Tears For Esbjörn“, ein gemeinsames Erinnern an Esbjörn Svensson in ACT-Starbesetzung und „Celtic Roots“, eine folkloristische Spurensuche nach den keltischen Einflüssen im Jazz. Besonders die Abbildung des Klangs Europas ist die Aufgabe von ACT. So wurde zum Beispiel nach sieben Jahren die zweite Ausgabe des Erfolgsprojekts „Mare Nostrum“ eingespielt: Bei „Kristallen den fina“ verschmelzen Jan Lundgren und Paolo Fresu die Musikkolorite Schwedens und Italiens auf bezaubernde Weise. Das außergewöhnliche Aufeinandertreffen der beiden Gitarristen Gerardo Núñez aus Spanien und Ulf Wakenius aus Schweden zeigt mit „Mirlo“ zu was interkultureller musikalischer Austausch im Stande ist. Das spontane Zusammenspiel der Skandinavier Lars Danielsson (b), Marius Neset (sax) und Morten Lund (dr) als „akustisches Trio mit explodierender Spielfreude“ (Spiegel Online) offenbart sich in „Folksong“. Auch der finnische Jukka Perko und die neue Stimme aus Frankreich Lou Tavano tragen zum europäischen Sound-Profil von ACT bei. Berauschend und berührend, unterhaltend und anregend sind die Magic Moments 9 eine Momentaufnahme des europäischen zeitgenössischen Jazz und ein Blick darüber hinaus. Credits: Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann

4,90 €*
Beauty & Truth
Joachim Kühn Trio - Beauty & TruthCD / digital Joachim Kühn piano Chris Jennings bass Eric Schaefer drums Alter Meister, junge Wilde und ein neues Trio: Joachim Kühn, Pianist von Weltrang und Solitär des europäischen Jazz, gönnt sich keine Pause. Unstillbar ist sein musikalischer Schaffensdrang, auch mit Anfang 70 noch. Stillstand ist für ihn Rückschritt, seine musikalische Neugier ungebrochen. Auch heute noch sitzt Kühn täglich Stunden an seinem Flügel in seiner abgeschiedenen Finca an Ibizas Meeresküste oder hört in seiner Musikbibliothek, die über 1500 Tonträger beheimatet, alte und aktuelle CD-Erscheinungen. Für „Beauty & Truth“ hat er nun gemeinsam mit Produzent Siggi Loch alte, bekannte und ungewöhnliche Stücke ausgesucht und im neuen Trio eingespielt: „Starke Melodien, die man gestalten kann“, erzählt Kühn. Wie zum Beispiel Gil Evans‘ „Blues For Pablo“. „Das Geheimnis des Stückes liegt in nur fünf Tönen, die aber einen musikalischen Kosmos eröffnen.“ Und Stücke, die ihm etwas bedeuten, wie die Krzysztof Komeda Komposition „Kattorna“: „Bei der Aufnahmesession 1965 für das Album „Astigmatic“ war ich selbst mit dabei. Nun kam mir dieses Stück wieder in den Kopf. Wir trafen uns damals in Warschau und spielten dort mit unseren Bands auf der berühmten „Jazz Jamboree“ in der Nationalphilharmonie. Er erzählte mir von seinen Aufnahmeplänen am nächsten Tag. Ich war neugierig und er erlaubte mir, zuzuhören. Für mich war Komeda schon damals einer der großen Visionäre des europäischen Jazz.“ Kühns Eigenkompositionen auf „Beauty & Truth“ bestechen durch prägnante Melodien mit Ohrwurmqualität, die ihm als Sprungbrett für seine improvisatorischen Abenteuer dienen: Da ist das mittlerweile zum Kühn-Hit avancierte „Because Of Mouloud“, das offen angelegte, trancehaft schwebende „Transmitting“ und ganz neu im Repertoire, „Machineria“, eine zupackende, fugenhafte Up-Tempo Etüde, bei der sich linke und rechte Hand virtuos ineinander verzahnen. Erstmals hört man Kühn auch als Interpreten von The Doors. Eine Reggae-Dub-Nummer von Stand High Patrol, die Eric Schaefer ins Studio mitgebracht hat, ist ebenfalls im Repertoire. Aber Kühn wäre nicht Kühn, wenn er den Vorlagen nichts hinzufügen würde. Indem er reharmonisiert oder rhythmisch umdefiniert erschafft er mit bewährter Kühnheit sein eigenes Original: Wie zum Beispiel „Sleep Safe And Warm“, das die bekannte Melodie aus Roman Polanskis „Rosemary's Baby“ zuerst im Original vorträgt, um dann in ganz neuen Harmonien zu erklingen. Natürlich darf eine Reminiszenz an den im Juni 2015 verstorbenen Ornette Coleman nicht fehlen, der zwischen 1996 bis 2000 ausschließlich mit Kühn zusammenspielte. Das Titelstück „Beauty And Truth“, gespielt als Pianosolo-Miniatur, gibt als Prolog die Idee des Albums vor: zur Essenz der Komposition vorzudringen, ihre innere Wahrheit zu entdecken und wahre Schönheit herauszukehren. Das neue Trio beflügelt ihn hörbar: Stoisch und selbstsicher gibt der voluminöse Bass von Chris Jenkins der Musik halt und Ortung. Und Eric Schaefer stellt einmal mehr unter Beweis, was ihn im Michael Wollny Trio seit Jahren auszeichnet: Stil und Geschmack, Power und Variantenreichtum sowie eine feine Balance zwischen komplexer Raffinesse und „down-to the earth“ Drumming. „Die letzten 10 Jahre habe ich mit Majid Bekkas und Ramon López einen afrikanisch geprägten Trio-Sound gesucht. Jetzt kehre ich nach vielen Jahren zum klassischen Pianotrio zurück. Das Trio mit Jean-François Jenny-Clark und Daniel Humair, das über 30 Jahre existierte, war das Trio meines Lebens. Diese Tiefe und Intensität war unglaublich. Mit Eric und Chris habe ich nun ein neues Traum-Team gefunden. Auf eine ganz neue Art ist es sehr inspirierend, mit ihnen zu spielen.“ Auf den 12 Stücken von „Beauty & Truth“ hört man einen anderen Joachim Kühn: Kraftvoll, klar und auf den Punkt. Immer fest verankert im Groove. Voll ungebremster Spielfreunde und mit jeder Menge Soul. Nicht altersweise, sondern aktuell wie eh und je. Credits: Recorded by Adrian von Ripka at Bauer Studios, Ludwigsburg, July 7 & 8, 2015 Mixed and mastered by Adrian von Ripka Produced by Joachim Kühn Executive Producer: Siggi Loch

17,50 €*
Joachim Kühn Birthday Edition
Joachim Kühn zelebriert Jazzgeschichte mit unveröffentlichten Trio-Livemitschnitten und der Jazzsymphonie Europeana – ein Meilenstein europäischer Musik.

20,00 €*
Moscow
Joachim Kühn und Alexey Kruglov vereinen Piano und Altsaxophon in einem innovativen Duo, das freie Improvisation und virtuose Klangkunst meisterhaft verbindet.

17,50 €*
Voodoo Sense
Mit seinem Wüstenjazz-Trio und Saxofon-Legende Archie Shepp begibt sich Joachim Kühn auf die Suche nach dem Voodoo Sense im Jazz. Mit dem Coltrane-Klassiker „Kulu Se Mama“ als Herzstück.

17,50 €*

Konzerte