Jan Lundgren ist Teil einer beeindruckenden, langen Tradition an Star-Pianisten aus Schweden, wie Jan Johansson, welcher früh starb, und in neuerer Zeit Bobo Stenson, sowie Esbjörn Svensson.
Lundgren hat sich das Leben nie einfach gemacht und hat stets versucht seine unglaubliche Technik weiter zu verbessern und seine Musik zu avancieren.
Seine Fähigkeit die unterschiedlichsten Musikstile in ein faszinierendes Ganzes zu schmieden ist für sich alleine schon außergewöhnlich.
Egal ob zeitgenössische klassische Musik, nordische Folk Traditionsmusik, pulsierender, groovender Jazz, oder Afro-Amerikanische Musik: Lundgren findet als Solist oder Teil der Band Mare Nostrum einen einzigartigen Weg um den Zuhörer mit seinen höchst individuellen Klangwelten auf eine Entdeckungsreise zu schicken - manchmal ist diese entspannend, manchmal vollkommen belebend.
Fresu - Galliano - Lundgren - Mare Nostrum IVCD / Vinyl / digital
Paolo Fresu trumpet, fluegelhorn
Richard Galliano accordion, bandoneon, accordina
Jan Lundgren piano
Was im Jahr 2005 mit drei Konzerten in Schweden als ein Experiment begann, drei der profiliertesten Charaktere des europäischen Jazz zusammen zu bringen, hat sich in 20 Jahren zu einem der prägendsten Besetzungen des „Sound of Europe“ entwickelt: Der sardische Trompeter Paolo Fresu, der französische Akkordeonist Richard Galliano und der schwedischer Pianist Jan Lundgren erzählen mit Mare Nostrum musikalische Geschichten vom nördlichsten bis zum südlichsten Ende des Kontinents – mit Einflüssen aus folkloristischer, klassischer und populärer Musik in Verbindung mit der Freiheit des Jazz.
Auf hunderten Konzerten und drei gefeierten Alben wurde aus dem All-Star-Projekt eine höchst sensibel aufeinander eingespielte Working Band – und die drei Musiker wurden enge Freunde. Beides hört und spürt man auf Mare Nostrum IV. Die Meisterschaft von Fresu, Galliano und Lundgren liegt in den Nuancen, dem gemeinsamen Fluss melancholisch-anrührender Melodien, in den schillernden Texturen und subtilen Wendungen der Musik. Und sie liegt in der Tiefe des schieren Klangs, von der Artikulation jeder einzelnen Note, bis zum inzwischen ikonisch geworden Trio-Sound.
Die zwölf Stücke auf Mare Nostrum IV, die Fresu, Galliano und Lundgren speziell füreinander geschrieben oder arrangiert haben, sind cineastische Miniaturen aus nordischer Melancholie und mediterraner Wärme. Und sie sind eine in der Musik Wirklichkeit gewordene Utopie von Schönheit und Gemeinschaft, die in unserer Zeit so wertvoll und bedeutsam scheint, wie vielleicht noch nie zuvor. Seit drei Jahrzehnten ist der Trompeter Paolo Fresu ist eine Institution des Jazz aus Italien. Als Leader und Sideman hat er an über 350 Aufnahmen mitgewirkt, mehrere davon bei ACT, angefangen mit seinem Musik-/Filmprojekt „Sonos 'E Memoria“ im Jahr 2001, gefolgt von mittlerweile vier Alben in der "Mare Nostrum"-Serie, dem Duo-Album "Summerwind" mit Lars Danielsson (2018) und Gastauftritten auf Alben von Adam Bałdych, Nguyên Lê und Jens Thomas. Paolo Fresu ist künstlerischer Leiter des Berchidda-Festivals "Time In Jazz" und leitet seit 25 Jahren als Dozent die Jazz-Seminare in Nuoro (Sardinien). Er lebt zwischen Paris, Bologna und Sardinien. Richard Galliano ist ein einzigartiger Erneuerer des Akkordeons und eine unverwechselbare Stimme seines Instruments. Ermutigt von Astor Piazzolla schuf er die „New Musette", seine Version der traditionellen Musik seiner französischen Heimat. Richard Galliano hat mehr als 50 Alben unter seinem eigenen Namen aufgenommen - in Jazz, Klassik und verschiedenen Musikstilen aus aller Welt. Die beeindruckende Liste seiner Zusammenarbeiten umfasst Künstler:innen wie Chet Baker, Eddy Louiss, Ron Carter, Wynton Marsalis, Serge Reggiani, Claude Nougaro, Juliette Greco, Nigel Kennedy und verschiedene renommierte Orchester. Neben vielen anderen Auszeichnungen wurde Richard Galliano von der französischen Regierung zum "Officier" und "Commandeur des Arts et des Lettres" ernannt. Der Pianist Jan Lundgren ist ein Pionier des europäischen Jazz, der klassische Musik, Folklore, amerikanischen Jazz und Improvisation verbindet. Neben Mare Nostrum besonders eindrucksvoll nachzuhören auf "European Standards" und "Swedish Standards" oder „Potsdamer Platz“ von Lundgrens eigenem Trio, der Verbindung von Renaissance-Chormusik und Jazz auf "Magnum Mysterium" und Co-Leader Aufnahmen mit Nils Landgren, Hans Backenroth, Wolfgang Haffner, Lars Danielsson oder Emile Parisien. Jan Lundgren ist Mitglied der Schwedischen Royal Academy of Music, trat als erster skandinavischer Jazzmusiker in der Carnegie Hall auf und gründete 2010 das Ystad Sweden Jazz Festival, das er bis heute leitet.CreditsRecorded and mixed by Rémi Bourcereau at Studio La Menuiserie, France, on September 30th, October 1st, and October 2nd, 2024, mastered at Studio Sequenza by Thomas Vingtrinier.
Cover art by Martin Assig, “Berg” (detail), 2023
Die beliebte Zusammenstellung "Magic Moments", kuratiert von Siggi LochTrackliste:
01 Elevation of Love // Album: e.s.t. 30
Magnus Öström, Dan Berglund, Magnus Lindgren, Joel Lyssarides, Verneri Pohjola, Ulf Wakenius 02 Second Nature // Album: Life Rhythm
Wolfgang Haffner03 Raw // Album: raw
Nils Landgren Funk Unit 04 The Answer // Album: The Answer
Jakob Manz 05 Shots // Album: Bloom
Bill Laurance 06 Das Handtuch // Album: Tough Stuff
Iiro Rantala 07 She’ll Arrive Between 10 & 11 // Album: Guitar PoetryMikael Máni 08 Terrible Seeds // Album: While You Wait
Little North 09 Se Telefonando // Album: Ennio
Grégoire Maret, Romain Collin 10 Wonderland // Album: Wonderland
Daniel García Trio 11 Fresu // Album: Inner Spirits
Jan Lundgren, Yamandu Costa 12 Hands Off // Album: Stealing Moments
Viktoria Tolstoy 13 Hidden Prelude // Album: What the Fugue
Florian Willeitner 14 Pralin // Album: Let Them Cook
Emile Parisien 15 My Brother Rolf // Album: Komeda
Joachim Kühn 16 Passacaglia // Album: Passacaglia
Adam Bałdych, Leszek Możdżer 17 Linden Tree Rag // Album: Rag Bag
Bernd Lhotzky 18 Zafeirious Solo // Album: Arcs & Rivers
Joel Lyssarides, Georgios Prokopiou
Jan Lundgren - Inner SpiritsCD / Vinyl / digital
Jan Lundgren piano
Yamandu Costa guitar
„Inner Spirits“ vereint zwei Seelenverwandte aus sehr unterschiedlichen Teilen der Welt: Pianist Jan Lundgren aus dem schwedischen Ystad und Gitarrist Yamandu Costa aus der südlichsten brasilianischen Provinz Rio Grande del Sur. Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Verbindung, doch durch die besondere Chemie zwischen den beiden Musikern entsteht etwas Außergewöhnliches. "Für Yamandu Costa ist die Gitarre eine natürliche Erweiterung seines Körpers und seiner Seele", schrieb ein amerikanischer Journalist. Das Spiel des Grammy-Gewinners (und sechsfachen Nominierten) ist geprägt von großer Eleganz, stetem harmonischem Fluss und tiefer Kenntnis der lateinamerikanischen Musik – in den unterschiedlichsten Besetzungen, vom Solo bis zur Arbeit mit Symphonieorchestern. Jan Lundgren hat einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des europäischen Jazz der letzten zwei Jahrzehnte geleistet, ganz besonders durch das Trio „Mare Nostrum“ gemeinsam mit Paolo Fresu und Richard Galliano. Der britische „The Observer“ hört in dessen Musik "ein Gespür für Melodien und eine Leichtigkeit im Anschlag, die den kollektiven Sound sowohl delikat als auch unwiderstehlich macht" - Tugenden, die auch das Duo Lundgren & Costa auszeichnen. Jan Lundgren und Yamandu Costa lernten sich 2019 im südschwedischen Malmö kennen und entdeckten schnell eine tiefe Begeisterung für die Musik des anderen. Lundgren lud Costa ein, auf dem von ihm geleiteten Ystad Sweden Jazz Festival zu spielen und schließlich entstand der Wunsch, gemeinsam im Duo zu spielen. "Es hat mich sehr gefreut, dass die Programm-Macher des Stockholmer Konserthuset die Idee genauso gut fanden wie wir“ erinnert sich Lundgren. Am 17. Februar 2023 standen die beiden erstmals gemeinsam auf der Bühne. Die außergewöhnliche Kombination begeisterte alle Beteiligten, weitere Konzerte folgten und so wuchs auch der Wunsch nach einem gemeinsamen Album. Und so begaben sich Lundgren und Costa ein Jahr nach ihrem ersten Zusammentreffen zunächst für einige Tage der Vorbereitung in die Berliner ACT Art Gallery und schließlich gemeinsam mit Produzent Andreas Brandis ins Studio. Dank des tiefen gegenseitigen Verständnisses zwischen Lundgren und Costa und der Leichtigkeit und Spontaneität ihres Zusammenspiels dauerten die Aufnahmen zu „Inner Spirits“ nur eineinhalb Tage. Andreas Brandis sagt: „Es ist erstaunlich zu hören, wie eng sich das Spiel von Lundgren und Costa verzahnt, wie sie ständig die Rollen von Haupt- und Nebenstimme wechseln. Beide sind Meister von Harmonie und Melodie, jeder vor seinem kulturellen Hintergrund.” Jan Lundgren stimmt zu: „Das verbindet uns am meisten und deshalb mögen wir einander so sehr“. Und Costa ergänzt: „Ich glaube, dass in unseren Eigenkompositionen und dem Zusammenspiel etwas wirklich Aufrichtiges, Echtes entsteht.“ Die Eigenkompositionen und oft auch ihre Titel machen deutlich, wie persönlich dieses Album für beide Musiker ist. Jan Lundgren widmet jeweils ein Stück seinen Mare Nostrum-Partnern Paolo Fresu und Richard Galliano und ein weiteres seiner Frau, der Sängerin Hannah Svensson, die zudem auf einem weiteren Stück als Co-Komponistin fungiert. Sie verkörpern den „Sound Europas“ mit Einflüssen aus klassischer und traditioneller Musik, den Lundgren im Jazz so entscheidend mitgeprägt hat. Die Stücke aus der Feder Yamandu Costas erinnern an dessen Sozialisation durch die Musiken Lateinamerikas. Der Rhythmus von „Para Aprender A Amar" (Lieben lernen) entstammt dem ecuadorianischen Pasillo. Mit dem lebhaften Choro "Diplomata" und dem wenig bekannten Juwel „Garoto“ von Antonio Carlos Jobim erkundet Costa die Musik seiner brasilianischen Heimat. Und auch seine „violão de sete cordas", eine siebensaitige Gitarre, stammt aus der brasilianischen Musiktradition. In seiner Vielfalt der Stile, Tempi und Stimmungen macht „Inner Spirits" süchtig. Jan Lundgren und Yamandu Costas gewinnende Kombination aus Einfühlungsvermögen, gegenseitigem Respekt und tiefer Musikalität haben ein Album hervorgebracht, welches das Zeug hat, zu einem modernen Klassiker des Klavier/Gitarren-Duos zu werden.Credits:
Produced by Andreas Brandis
Cover art created by Olafur Eliasson “Friend from the ecotone, 2020 (detail) , ACT Art Collection, Courtesy neugerriemschneider Berlin
Nils Landgren - 3 GenerationsCD / Vinyl / digital
Nils Landgren with Joachim Kühn, Michael Wollny, Iiro Rantala, Lars Danielsson, Cæcilie Norby, Viktoria Tolstoy, Wolfgang Haffner, Ulf Wakenius, Jan Lundgren, Ida Sand, Youn Sun Nah, Vincent Peirani, Emile Parisien, David Helbock, Marius Neset, Nesrine, Julian & Roman Wasserfuhr, Anna Gréta, Johanna Summer, Jakob Manz, and many more
We are Family – 30 Jahre ACT
Der Schwede Nils Landgren war und ist das Rückgrat der ACT Familie. Vierzig Alben als Leader und weitere zwanzig als Produzent und Solist sind bisher auf dem Label erschienen. Michael Wollny, der mit Landgren durch viele gemeinsame Projekte verbunden ist, bringt dessen Künstlerpersönlichkeit und eines der entscheidenden Geheimnisse seines Erfolgs auf den Punkt: „Mit Nils wird alles leicht.“ Diese ansteckende Leichtigkeit, welche sich durch das ganze Tun von Mr. Red Horn zieht, ist umso bemerkenswerter, wenn man resümiert, wie viele Rollen er ausübt: Posaunist, Sänger, Bandleader, Produzent, Festival-Leiter, Talent Scout, Professor, Kurator und Mentor. All diese Rollen und damit verbundenen Qualitäten kommen auf „3 Generations“ parallel zum Tragen: Zusammen mit ACT-Gründer und Produzent Siggi Loch bringt Landgren, anlässlich des 30-jährigen Label-Jubiläums, drei Generationen von ACT-Künstler*innen in verschiedenen Besetzungen zusammen. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Landgren und Loch währt fast schon so lange wie das Bestehen von ACT. Im Jahr 1994, nur zwei Jahre nach Gründung, begegneten sich die beiden erstmals auf dem Jazz Baltica Festival. Kurz darauf wurde Landgren exklusiver ACT-Künstler. Über sein Netzwerk kamen in der Folge Künstler*innen wie Esbjörn Svensson, Viktoria Tolstoy, Rigmor Gustafsson, Ida Sand, Wolfgang Haffner und viele mehr zum Label. Die Rolle als Vertrauter und Integrationsfigur für ACT hat Landgren bis heute inne. Das finden und fördern junger Talente war und ist eine Kernkompetenz von ACT. Das galt für Nils Landgren, oder später auch für Michael Wollny, der 2005 zum Label kam und heute zu den wichtigsten Pianisten Europas zählt. Mit Künstler*innen wie Johanna Summer und Jakob Manz, beide noch nicht geboren als ACT gegründet wurde, blickt das Label in die Zukunft, mit einer neuen Generation von Musikern, die der Jazzwelt neue Impulse geben. Die britische Times schrieb: „Seit 1992 hat ACT eine eigene ‘Europäische Union‘ der Musik formiert, die die Freizügigkeit zwischen Nationalitäten und Genres fördert und so einen authentischen Eindruck davon vermittelt, was diesen Kontinent ausmacht.“ An die vierzig Künstler und Künstlerinnen aus dem Kreis der ACT Family untermauern auf „3 Generations“ diese Aussage und machen das Jubiläumsalbum zu einer Feier der Bandbreite, Offenheit und integrativen Kraft des Jazz. Im Mittelpunkt stehen Aufnahmen einer mehrtägigen Studio-Session im Sommer 2022, wie sie wohl nur Nils Landgren und Siggi Loch auf die Beine stellen können. Ein musikalischer Streifzug quer durch Europa, mit Einflüssen aus Jazz, populären Songs, Folk, klassischen Elementen, zeitgenössischer Musik und vielem mehr. Drei Musikergenerationen dokumentieren auf dreißig Stücken dreißig Jahre ACT mit Nils Landgren als Spiritus Rector. Nicht nur eine Retrospektive, sondern vor allem ein Blick in das Heute und Morgen des Entdecker-Labels “in the Spirit of Jazz”.Credits:
Recorded by Thomas Schöttl at Jazzanova Studio, Berlin on June 7 - 9, 2022, assisted by José Victor Torell – except as otherwise indicated Mixed and mastered by Klaus Scheuermann Produced by Siggi Loch and Nils Landgren The Art in Music: Cover Art by Yinka Shonibare CBE: Detail from Creatures of the Mappa Mundi, Mandragora, 2018
Jan Lundgren - The Gallery Concerts II: Jazz PoetryCD / digitalJan Lundgren pianoHans Backenroth bass„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. […] Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen“, heißt es in einem der bekanntesten Gedichte Hermann Hesses. „Jazz Poetry“ lebt von dieser Magie des Neubeginns und dem Mut, sich dem Moment hinzugeben: Es ist das erste Konzert des Pianisten Jan Lundgren mit dem Bassisten Hans Backenroth im Duo, die dafür ausgewählten Stücke wurde eigens für den Abend zusammengestellt und bisher ungehörte Kompositionen kamen zur Aufführung. Der Rahmen dafür könnte kaum inspirierender sein. Inmitten zeitgenössischer Werke von Künstlern wie Philip Taaffe, Gerhard Richter, Martin Noël und Martin Assig und mit einem erlesenen Publikum kommt es in der ACT Art Gallery von Produzent Siggi Loch zu exklusiven Musikabenden, den „Gallery Concerts“. Im Zentrum steht der Alfred Brendel Steinway Flügel, auf dem der Starpianist einst in der Berliner Philharmonie seine Konzerte gab.
Dass Jan Lundgren ein wahrer Jazz-Poet ist, hat er im Laufe seiner Karriere schon oft bewiesen, besonders mit dem Mare Nostrum-Trio, aber auch zuletzt mit Emile Parisien und Lars Danielsson auf „Into the Night“. Der Untertitel des „Gallery Concerts II“ könnte deshalb nicht treffender sein: „Wie ein Gedicht regt auch die Musik deine Fantasie an. Ein Klang kann abstrakt wie eine Metapher sein. Wie Schriftsteller erzählen auch wir Musiker Geschichten und erzeugen Bilder im Kopf. Beide wollen wir die Herzen der Menschen erreichen und sie berühren“, so der Pianist. Ein hehres Ziel, das „Jazz Poetry“ einlöst. Lundgren und Backenroth gelingt ein lyrischer Dialog zwischen Jazz und Klassik, Volkslied und Song.
Zwei Schweden, Klavier und Bass im Duett. Unweigerlich fühlt man sich an das legendäre „Jazz på svenska“-Album von Jan Johansson mit Georg Riedel erinnert, bis heute ein Meilenstein des skandinavischen Jazz. Das „Gallery Concert“ spielt an diese historische Aufnahme von 1964 an, besonders mit den beiden Volksmusik-Adaptionen „Polska No.1“ und „Gårdsjänta“, geht aber darüber hinaus, denn das Besondere an Lundgrens Kunst ist seine Fähigkeit, die unterschiedlichsten Musikstile zu vereinen. Nicht nur die Klangsprache seiner Heimat durchzieht sein Spiel, auch die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition ebenso wie in der abendländischen Kunstmusik sind unüberhörbar.
So folgt auf Leonard Cohen Mozarts „Lacrimosa“ und ein Beatles-Klassiker findet ebenso seinen Platz wie der Jazz-Standard „Stella by Starlight“. Swing, nordische Vemod, (mozartsche) Verspieltheit und impressionistischer Esprit stehen bei Lundgren ganz selbstverständlich nebeneinander. In seinen Eigenkompositionen zeigt er sich als betörender Melodiker. Beeindruckend ist die Leichtigkeit mit der das Duo seinen Premierenauftritt gestaltet. Resultierend in einem Flow, der das Unvorhergesehene ganz selbstverständlich klingen lässt.
Es ist erstaunlich, dass Lundgren und Backenroth erst jetzt als Duo zusammengefunden haben, kennen sie sich doch schon aus frühen Jahren als ihre Karrieren begannen. Seitdem haben sich die Wege immer wieder gekreuzt, auch auf Aufnahmen, bei denen beide als Sidemen engagiert wurden. „Wir standen immer in Kontakt, aber bisher hatte es sich nie ergeben, dass wir einmal ein eigenes Projekt starten. Als Siggi Loch mich dann zu einem Konzert in seine Galerie einlud, um ein neues Programm zu probieren, war Hans meine erste Wahl. Er ist ein großartiger Bassist, erstaunliche Technik, ein warmer, voller Ton. Und ein einfühlsamer Begleiter mit einem großen Ohr für Melodien.“ Diese Qualitäten wissen auch andere zu schätzen, vor allem die erste Garde des schwedischen Jazz. Die Saxofonlegende Arne Domnerus bezeichnete Backenroth einst als besten Bassisten, den sein Land hervorgebracht habe. Putte Wickman, Monica Zetterlund, Svante Thuresson und Ulf Wakenius sicherten sich ebenfalls die Dienste von Backenroth…und, was viele nicht wissen, er war der erste Bassist des Esbjörn Svensson Trios. International spielte er mit Scott Hamilton, James Moody, Kenny Barron und vielen mehr. Auf über 150 Alben ist der 1966 in Karlstad geborene Backenroth bis heute zu hören. Dieses Duo wird keine Eintagsfliege bleiben. Mit dem „Gallery Concert“ ist der Anfang gemacht und der Weg bereitet für eine andauernde Zusammenarbeit, die ab Winter 2022 mit weiteren Konzerten fortgeführt wird. Ein hinreißendes Duo: Klangpoesie als feinster Kammerjazz. Credits:
Recorded live in concert at the ACT Art Collection Gallery, Berlin
Curated by Siggi Loch
Cover art by Manfred Bockelmann
Various Artists - Magic Moments 15: In the Spirit of JazzCD / digitalBestes Jazzinfotainment zum 30 jährigen Jubiläum von ACT: 16 Tracks, 65 Minuten Musik in the Spirit of Jazz, u.a. mit Nils Landgren, Emile Parisien & Theo Croker, Iiro Rantala, Vincent Peirani Trio, Michael Wollny Trio, Joel Lyssarides, Jakob Manz & Johanna Summer, uvm.Credits:
Compilation by Siggi Loch
Mastered by Klaus Scheuermann
Jan Lundgren - Into the NightCD / Vinyl / digitalJan Lundgren pianoEmile Parisien soprano saxophoneLars Danielsson bassDirekte, unmittelbare Kommunikation, ständig in Bewegung, zu jeder Millisekunde auf Augenhöhe, offen, frei, feinstofflich hochwertig und tatsächlich demokratisch ohne jedwede hierarchische Tendenz: So lauten die Parameter für das perfekte Trio. Nicht wenige benutzen diese Attribute, jedoch ohne sich je um deren tiefere Bedeutung Gedanken zu machen… Für Jan Lundgren galt dieses Format deshalb schon immer als die Ultima Ratio der gelebten Improvisationskultur. Seit 1995 unterhält er ein eigenes klassisches Piano-Trio, aber erst als der schwedische Pianist 2007 mit seinem bahnbrechenden „Mare Nostrum“-Projekt das klassische Pianotrioformat aufbrach und mit dem sardischen Trompeter Paolo Fresu sowie dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano eine kongeniale Allianz bildete, die Kritiker sogar als die „erste europäische Supergroup“ priesen, kam er seinem Ideal so nahe wie noch nie zuvor. Jan Lundgren wäre aber nicht der rastlose, ewig auf der Suche be-findliche Workaholic, wenn er sich damit zufriedengeben und nicht weiter pausenlos nach neuen Herausforderungen Ausschau halten würde. „Ich habe immer starke Stimmen in der europäischen Jazzszene gesucht, Musiker, die eine ähnliche Abenteuerlust wie ich verspüren und sich in alle Richtungen bewegen können“, erklärt der 55-Jährige. Eine gute Plattform dafür bietet regelmäßig „sein“ Ystad Sweden Jazz Festival, das Lundgren 2010 in dem durch Henning Mankells Wallander-Krimis weltbekannten Städtchen an der schwedischen Südküste ins Leben rief und seither leitet – mit der Option von jährlich zwei eigenen Auftritten. Schon 2015 entsprang daraus das „Ystad Concert“ mit dem Bas-sisten Mattias Svensson und dem Bonfiglioli Weber String Quartet – ein Tribut an den schwedischen Jazz-Pionier Jan Johansson. „In Ystad wartet immer etwas Neues auf mich, etwas, das ich zuvor noch niemals ausprobiert habe.“ So auch 2020, wobei das Schicksal hier wie so häufig im Jazz Regie führte. Eigentlich hatte sich Jan Lundgren auf eine Pianot-rio-Performance eingestellt. Doch als der Schlagzeuger wegen der Corona-Reisewarnungen absagen musste, sprang kurzfristig der französische Saxofon-Shootingstar Emile Parisien in die Bresche. Wieder ein völlig unkonventionelles Trio, wieder eine dieser unerwarteten Herausforderungen, die Lundgren so liebt. Einen Tag vor dem Konzert trafen er, Parisien und sein schwedi-scher Landsmann Lars Danielsson zum ersten Mal überhaupt aufeinander. Und schon nach kurzer Zeit spürten die drei bei der Probe, dass es wieder einer dieser Glücksfälle werden könnte. Lundgren spricht euphorisch von einer „Trinität, einer himmlischen Fügung!“ Im intimen Rahmen eines kleinen Konzertsaals, bei dem jeder Zuhörer unweigerlich in den Entstehungsprozess der Musik eingebunden ist, konnte sich der Zauber des neuen Trios erst richtig entfalten. „Im Jazz geht es immer um gute Melodien, prägnante Rhythmen und starke Kompositionen“, erklärt Lundgren. „Jeder bringt seine eigene Note ein, ausgehend von unseren völlig unterschiedlichen musikalischen Herkünften. Und das macht die Sache so spannend und aufregend. Wir genießen es, in die Welt des jeweils anderen einzutauchen und dabei neue Welten zu erschaffen.“
Als Basis für die gemeinsamen Exkurse verwenden Lundgren, Parisien und Danielsson eingängige Kompositionen, die sie lustvoll und nach allen Regeln der Improvisationskunst verzieren und mit kindlicher Freude entfalten. Der Opener „Glädjens Blomsters“ (Blumen der Freude) beispielsweise ist ein altes schwedisches Volkslied, das durch Emile Parisiens dunkles Soprano eine berührende melancholische Note erfährt. Lars Danielssons Hymne an seine Tochter „Asta“ lockt in einen Korridor voller harmonischer Schwingungen. Nicht die einzige Überraschung: Der Bassist eröffnet Parisiens „Préambule“ mit einem voluminö-sen, runden Intro, während das wärmende „I Do“, das Lundgren einst für ein Theaterstück schrieb, von den Musikern behutsam von innen illuminiert wird. Ganz im Stil eines romantischen Tastenvirtuosen führt der schwedische Pianist in „Schubertauster“ ein, eine Hommage auf Franz Schubert, die wiederrum der französische Akkordeonist Vincent Peirani als Komponist beisteuerte. Jan Lundgren besitzt einen Hund, eine niedliche Promenadenmischung zwischen Yorkshire Terrier und Chiwawa. Genauso vital und aufgekratzt klingt „A Dog Named Jazze“. Das Titelstück „Into The Night“ wirkt in seiner ganzen harmonischen Farbenpracht wie ein Soundtrack für den traditionellen schwedischen Midsommar. Zum Schluss hat Lars Danielsson noch eine Liebeserklärung an „Ystad“, dieses kleine, feine, stolze Jazzfestival, zu Notenpapier gebracht, das die drei mit großer Hingabe und Empathie in Töne gießen. Natürlich ging das Ystad Festival auch 2021 wieder über die Bühne, und zwar vom 4. bis 7. August. Auch diesmal haben Jan Lundgren, Emile Parisien und Lars Danielsson wieder ihre überbordende Musikalität, ihren reichen Erfahrungsschatz vereinen und ihr neues Triogefühl bis zur Neige ausgekostet. Er freue sich wie ein Kind, sagt Lundgren. „Ich bin so glücklich über diese Fügung, und dass wir den Faden wieder aufgreifen können, nach dieser langen, pandemiebedingten Pause. Für mich ist das wie eine zweite Chance!“
Credits:Recorded live in concert at Ystad Sweden Jazz Festival by Mattias Dalin (Eurosound AB), August 1, 2020 Mixed by Bo Savik, Jan Lundgren and Lars Danielsson at Tia Dia Studios, Mölnlycke, Sweden Mastered by Bo Savik Produced by Jan Lundgren & Lars Danielsson Executive Producer: Siggi Loch Cover art by Raimer Jochims, Chilandar II (1993-94)
Various Artists - Magic Moments 14 "In The Spirit Of Jazz"CD / digital„Mehr als jede andere Kunstform berührt Musik die Menschen unmittelbar,“ lautet das Credo von ACT-Gründer Siggi Loch. Seit fast 30 Jahren hat es sich das Label deshalb zur Aufgabe gemacht, die Künstler zu finden und zu fördern, die Geist, Herz und Seele besonders nachhaltig erreichen. Und vielleicht war dies nie wichtiger als jetzt, in Zeiten der Pandemie, des Verstummens der Kultur, der emotionalen Isolation und der virtuellen Realitäten.
„Magic Moments 14“ bündelt mit 16 Interpreten und Titeln aus dem aktuellen ACT-Programm die ganze Kraft der „Music in the Spirit of Jazz“, dieser universellen, für jeden verständlichen Weltsprache jenseits der Worte, die Menschen zusammenbringen, bewegen und begeistern kann. Und macht die Schwerpunkte des erklärten Entdeckerlabels ACT deutlich:
Schon immer lag der Fokus von ACT auf dem europäischen Jazz, der sich auf die eigenen Musiktraditionen besonnen, diese mit den amerikanischen Wurzeln verknüpft und damit neue Wege eröffnet hat. So beginnt „Magic Moments 14“ auch mit einem „Cancon des fuego fatuo“ des jungen spani-schen Pianisten Daniel Garcia, einer faszinierenden neuen Stimme des spanischen Jazz, der die Musik seiner Heimat neu aufgreift. Und mit dem umwerfenden Debüt der bekannten österreichischen Schauspielerin Birgit Minichmayr, die sich mit einem Shakespeare-Sonnet zusammen mit den Weltmusikern von Quadro Nuevo und dem Early-Jazz-Spezialisten Bernd Lhotzky als grandiose, moderne Jazz-Diseuse vorstellt. Weitere Beispiel für neue strahlende Sterne am europäischen Musikhimmel sind die französisch-algerische Cellistin und Sängerin Nesrine oder das neue Trio des österreichischen Pianisten David Helbock.
Nicht fehlen dürfen die, mit denen es angefangen hat und die ACT zum führenden Label für schwedischen Jazz gemacht haben: Posaunist Nils Landgren steuert einen neuen Streich seiner Funk Unit bei, mit der er dem schwarzen Soul-Jazz seit vielen Jahren ein europäisches Gesicht gegeben hat. Bassist Lars Danielsson zelebriert mit „Cloudland“ von seinem neuen Liberetto-Album wieder die Verbindung von Klassik, Jazz und Nordic Sound. Ida Sand knüpft an die Tradi-tion skandinavischer Sängerinnen an, die das Songbook der Welt mit ihrem Soul „in the Spirit of Jazz“ bereichern. Und zum Album-Abschluss untermauern Pianist Jan Lundgren und Lars Danielsson zusammen mit dem französischen Neu-definierer des Sopransaxofons Emile Parisien den Anspruch einer europäischer Kunstmusik mit schwedischem Akzent. Nicht zuletzt hat ACT als eines der ersten wichtigen Labels auch den aktuellen deutschen Jazz gefördert. Von der enormen Entwicklung zeugen auf „Magic Moments 14“ so viele Künstler wie nie: Der Passauer Violinist Florian Willeit-ner; der in der süddeutschen Szene kometenhaft aufgestiegene Gitarrist Philipp Schiepek; die alle Grenzen sprengende Band KUU! der – wie Minichmayr vor allem als Schauspiele-rin bekannten - Sängerin Jelena Kuljic; natürlich die Jazzrausch Bigband, die mit ihrem TechnoJazz weltweit aufhor-chen lassen, oder die neuen preisgekrönten Shootingstars am Klavier Johanna Summer und Vincent Meissner.
Summer und Meissner stehen, wie Garcia, Lundgren und Helbock, gleichzeitig für das besondere Augenmerk, das ACT immer auf die besten Pianisten Europas gelegt hat. Und so runden zwei andere die „Magic Moments 14“ ab, die zu-gleich die wohl international bedeutendsten sind: der 77-jährige, immer noch vor Tatendrang strotzende Joachim Kühn und sein legitimer Erbe Michael Wollny, hier in seinem neuen All-Star-Quartett XXXX mit Emile Parisien, Tim Lefebv-re und Christian Lillinger (soeben mit mehreren Deutschen Jazzpreisen dekoriert, darunter einer für KUU!) zu erleben. So ergibt „Magic Moments 14“ eine Quintessenz dessen, was genreüberschreitender, innovativer Jazz aktuell zu bieten hat. Ein mitreißendes, berührendes, Begegnung und Ge-spräch suchendes Heilmittel gegen die Geißeln unserer Zeit. Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Fahrt ins Blaue III - dreamin in the spirit of jazzCD / digital
Esbjörn Svensson E.S.T. Symphony Youn Sun Nah, Ulf Wakenius & Lars Danielsson Wolfgang Haffner Quartet feat. Dusko Goykovich Nils Landgren Quartet Paolo Fresu, Richard Galliano &Jan Lundgren Julian & Roman Wasserfuhr, Tim Lefebvre & Nate Wood Viktoria Tolstoy Cæcilie Norby & Lars Danielsson Matthieu Saglio &Vincent Peirani Ulf Wakenius Norah Jones, Joel Harrison & David Binney Jan Lundgren Quartet Michael Wollny & Vincent Peirani Natalia Mateo Jens Thomas & Christof Lauer
Tagträume und Gutenachtgeschichten in the Spirit of Jazz
„There's a place for us, somewhere a place for us. Peace and quiet and open air wait for us. Somewhere…“, Worte aus Leonard Bernsteins West Side Story-Klassiker dienen der „Fahrt ins Blaue III - dreamin’ in the spirit of jazz“ als Leitmo-tiv: Erhebende Musik als Zufluchtsort für Geist und Seele, Alltagsintermezzo und Kraftquelle. Abschalten heißt ein-schalten: Ruhig, intim, manchmal fast meditativ fließen die 16 Stücke der Zusammenstellung dahin und lassen den Hörer in ganz unterschiedliche musikalische Traumwelten ent-schwinden… Die Zeit scheint still zu stehen, wenn Esbjörn Svenssons erste Klaviernoten erklingen. „Ajar“ und das anschließende „e.s.t. Prelude“ bereiten den Nährboden für den sich über 67 Minuten eröffnenden Klangkosmos. Behutsam erwächst daraus Youn Sun Nahs bittersüßes „Lento“, das auf der Musik des russischen Komponisten Alexander Skrjabin basiert. Nahtlos gefolgt vom melancholischen Jazz-Standard „Autumn Leaves“ in der Interpretation von Wolfgang Haffners „Kind of Cool“-Ensemble. Dann gibt sich Sänger und Posaunist Nils Landgren die Ehre mit dem sanft vorgetragenem und schwerelos im Raum zirkulierenden „Somewhere“. Voller Poesie und Originalität zeigen sich auch Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren im Mare Nostrum-Trio. Der schwedische Pianist Lundgren steuert mit seinem eigenen Quartett und „No. 9“ eine weitere ohrwurmverdächtige Ballade bei, die den finnischen Saxofonisten Jukka Perko featured. Auf der „Fahrt ins Blaue III“ treffen sich Michael Wollny und Vincent Peirani zum deutsch-französischen Rendezvous. Bei „The Kiss“ bilden die zwei Feingeister ein musikalisches Tan-dem par excellence. Mit dem Cellisten Matthieu Saglio geht Akkordeonist Peirani eine weitere Liaison ein: Auf „Bolero triste“ wird mediterrane Folklore in die Freiheit des Jazz entlassen. Mit ihrer entspannt groovenden Jazz-Ballade „Carlo“ versetzen uns die Gebrüder Wasserfuhr gedanklich an die Brooklyn Bridge New Yorks mit schweifendem Blick auf die schimmernde Skyline von Manhattan in der Abenddämmerung. Ruhe und Inspiration: Ein Mann und seiner Gitarre, Ulf Wakenius spielt Keith Jarretts „My Song“ und das Duo Caecilie Norby und Lars Danielsson präsentiert eine intime, ganz auf den Kern des Songs reduzierte Version von Leonard Cohens Hallelujah. Zwei andere Sängerinnen entführen uns in die Welt des Kinos: In ihrer polnischen Muttersprache interpre-tiert Natalia Mateo das aus Roman Polańskis gleichnamigen Film weltbekannte Wiegenlied „Rosemary’s Baby“. Und Vik-toria Tolstoy bedient sich mit ihrer Version von „Why Should I Care“ einer Songperle aus dem Clint Eastwood Film „True Crime“ .
Auch die unnachahmliche Norah Jones ist zu hören, an der Seite von Gitarrist Joel Harrison und Saxofonist David Binney. Den Country-Song-Klassiker „Tennessee Waltz“ nahm sie als Gast für ACT auf, der auf dem Album „Free Country“ zeit-gleich zu ihrem Welterfolg „Come Away With Me“ erschien. Mit melodischem Sentiment entlassen Jens Thomas und Christof Lauer an Klavier und Saxofon den Hörer schließlich wieder in die Stille. Der Epilog zeigt wie unter einem Brenn-glas die ästhetische Ausrichtung der „Fahrt ins Blaue III“: Traumhafte Musik von beeindruckender Intensität und Dichte.Credits:Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Romatic Freedom - Blue in GreenCD / digitalAls Siggi Loch 1992 ACT gründete, war seine Leitlinie, eine Plattform und einen Kom pass für den neuen, die alten Genregrenzen sprengenden Jazz zu schaffen, wie er sich insbesondere in Europa entwickelte. Wegen seiner Liebe zur Klaviermusik standen hier von Anfang an besonders die Pianisten im Fokus, die in der Reihe „Piano Works“ präsentiert wurden. Schon bald darauf erkannte die bedeutende britische Tageszeitung „The Guardian“: „ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Jazzpianisten vorzustellen.“ 2006 erschien gewissermaßen eine Quersumme dieser Labelmission: „Romantic Freedom“, eine Zusammenstellung mit Soloaufnahmen von zwölf herausragenden, ACT verbundenen Pianisten. Vierzehn Jahre später ist es jetzt höchste Zeit für eine neue Bestandsaufnahme, mit „Romantic Freedom – Blue in Green“.
Dass „Blue in Green“ aus Miles Davis‘ bahnbrechendem „Kind of Blue“-Album von 1959 den Namenspatron für diese Quintessenz der aktuellen Piano-Szene abgibt und gleich zu Anfang in der schillernden Version von David Helbocks Trio „Random Control“ erklingt, ist kein Zufall: Das refrainlose, modale, von der Harmonik wie Timing revolutionär variable Stück wurde zur Blaupause für experimentelle improvisatorische Exkurse. Nicht nur dafür gibt es hier das Motto vor, es steht als lyrischstes Stück von „Kind of Blue“ auch wieder für die balladeske Seite des Klavierjazz, für „Romantic Freedom“ eben. Fast zwangsläufig folgt deshalb „Believe, Beleft, Below“ des Esbjörn Svensson Trios, ein bewegender Geniestreich, der heute fester Bestandteil des „Great European Songbooks“ ist. Kurz vor Schluss des Albums erklingt sozusagen eine Reprise auf den großen Erneuerer des europäischenJazz, mit Iiro Rantalas Hommage an Svensson: „Tears For Esbjörn“.
Waren 2006 ausschließlich Solostücke vertreten, bilden auf Rom antic Freedom – Blue in Green“ Trioaufnahm en das Gerüst: Die neoromantische Finesse eines Michael Wollny Trios bei „Little Person“, das moderne Fusion-Gewand der „Bubbles“ des Jacob Karlzon Trios, das unverwechselbare Klangbad aus Stakkato und Legato des unermüdlichen Klavier-Pioniers Joachim Kühn mit seinem „New Trio“ bei „Sleep On It“, das Verschmelzen kammermusikalischer und freier Improvisationstraditionen beim Carsten Dahl Trio auf „Sailing with No Wind“, oder der ätherische-sphärische Umgang mit dem Filmmusik-Klassiker „The Windmills of Your Mind“ von Jan Lundgrens „Mare Nostrum“-Trio mit Paolo Fresu und Richard Galliano, all das alles ist Ausdruck und Beweis des enormen Aufschwungs und der kreativen Vielfalt der klassischen Klaviertrio-Besetzung. Aber auch die Duette von Michael Wollny & Nils Landgren (mit ihrer hinreißenden Version von Stings „Fragile“), von Leszek Możdżer & Lars Danielsson („Praying“) oder von Bugge Wesseltoft & Henning Kraggerud (mit dem das Album in vollendetem Schönklang abschließenden „Last Spring“) belegen, dass der europäische Jazz sich zur „Musique Actuelle“ entwickelt hat, die in der Gleichzeitigkeit nahezu aller Musiken der Welt neue ästhetische Positionen findet, und deren Pianisten das ganze Klangspektrum ihres Instruments nutzen. Dazu passt auch, dass sich die zwei verbleibenden Solostücke des Albums auf klassische Vorlagen beziehen: David Helbock destilliert am präparierten Flügel die Jazz-Essenz aus dem berühmten zweiten Satz aus Beethovens Siebter Sinfonie. Und Johanna Summer, das wohl größte junge Talent unter den deutschen Jazzpianisten lässt sich von Schumanns „Von fremden Ländern und Menschen“ zu einem fulminanten Meisterwerk des „instant composings“ inspirieren.
So wächst auf Romantic Freedom – Blue in Green“ zusammen, was zusammengehört. Tradition und Innovation. Freiheit und Form Schönheit und Emotion. Selten war es berührender, den Fortschritt des europäischen Jazz zu hören als hier, gebündelt in den großen Persönlichkeiten der ACTPianisten und ihrer Begleiter.Credits:
Curated by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Jan Lundgren - Jan Lundgren Collectionbook20 Originalkompositionen für C-Instrumente von Jan Lundgren, inspiriert von Jazz, Tradition und schwedischer Musikgeschichte. 48 Seiten voller Jazzpoesie.enthaltene Songs:-Blekinge
-Blue Silence
-Dance of Masja
-Farväl
-Leklåt
-Love in Return
-Love Land
-Lycking Resa
-The Magic Stroll
-Mare Nostrum
-Never Too Late
-No.9
-On The Banks Of The Seine
-Open Your Mind
-The Poet
-Potsdamer Platz
-Ronneby
-The Seagull
-Song for Jörgen
-Years Ahead
Various Artists - Magic Moments 13CD / digitalBestes Jazzinfotainment: 16 Tracks, 75 Minuten Musik in the Spirit of Jazz, u.a. mit Nils Landgren & Jan Lundgren, Wolfgang Haffner,Ulf Wakenius, Solveig Slettahjell, Grégoire Maret, Vincent Peirani & Emile Parisien, Kadri Voorand, Viktoria Tolstoy, Jazzrausch Bigband.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Nils Landgren - KristallenCD / Vinyl / digital
Nils Landgren trombone & vocals Jan Lundgren piano
Nils Landgren und Jan Lundgren vereinen schwedische Volksmusik und Jazz zu einem funkelnden, melancholischen Klangerlebnis auf dem Album 'Kristallen'.
Various Artists - Magic Moments 12CD / digitalOne World Of Music. Vielfalt vereint. Mit Jazz als Epizentrum ohne Berührungsängste zwischen den Genres agiert ACT offen in alle Richtungen, sei es zu Pop, Rock, Singer-Songwriter oder traditioneller Volksmusik wie Flamenco und Tango. So präsentiert auch die mittlerweile zwölfte Magic Moments-Zusammenstellung aufregende Musik „in the Spirit of Jazz“: Fernab eines festgelegten Stils sind 71 Minuten purer Hörgenuss und spannendes Jazz-Infotainment garantiert, mit etablierten Stars, Newcomern und Geheimtipps. Den Anfang macht Iiro Rantala am Klavier mit seinem Portrait des Monats „August“ aus „My Finnish Calendar“, der den Jahreslauf seines Heimatlandes aus ganz persönlicher Sicht vertont. Der argentinische Tango ist, wie auch der Jazz, ein Paradebeispiel für eine lebendige, sich stetig entwickelnde musikalische Tradition. Das Javier Girotto Trio zeigt dies mustergültig mit „Deus Xango“ aus dem Album „Tango Nuevo Revisited“, ein zeitgemäßes Remake des Piazzolla-Mulligan-Klassikers von 1975. „Vier erste-Liga-Jazzer mit reiner Spielfreude“ (ZDF heute Journal), dafür steht „4WD“ von Nils Landgren, Michael Wollny, Lars Danielsson und Wolfgang Haffner. Jeder lenkt den Reisekurs des Quartetts gleichermaßen. Wo sie ankommen, bemerkt die Neue Zürcher Zeitung: „zu viert im Jazz-Olymp“. „Flamenco und Jazz sind Brüder“, behauptet der spanische Piano-Newcomer Daniel García. Im energiegeladenen Trio plus Special Guest Jorge Pardo zeigt er furios mit „Travesuras“, dass er damit absolut recht hat. Zusammen mit seiner Ehefrau Serena Fisseau erschafft der französische Akkordeonist Vincent Peirani anschließend einen vertrauten musikalischen Rückzugsort. „What A Wonderful World“ ist ein Statement an die Stille. Neue aufregende Klangwelten lässt ACT-Neuzugang Grégoire Maret mit Edmar Castaneda entstehen. Bei „Harp vs. Harp“ trifft Mundharmonika auf Harfe. Ein seltenes Paar, dass auf „Blueserinho“ zum Erlebnis wird.
Mit seinem „Italian Songbook“ hat Trompeter Luca Aquino eine Hommage and die Musik seiner Heimat aufgenommen. Das Stück „Scalinatella“, von Filmkomponist Giuseppe Cioffi, erklingt in einer berührenden Trio-Version mit dem italienischen Pianistenstar Danilo Rea und Akkordeonist Natalino Marchetti. Die Sängerin Cæcilie Norby vereint auf „Sisters in Jazz“ Musikerinnen aus mehreren Generationen und Ländern. Ihre Komposition „Naked In The Dark“ belegt, dass Jazz nicht nur Männersache ist. „Klinken“ stammt aus dem Young German Jazz-Debüt „Stax“ des erst 25-jährigen Schlagzeugers Max Stadtfeld. Er und seine Mitstreiter posen nicht mit Intellektualität, bewegen sich im rhythmusorientierten Mainstream und weisen doch darüber hinaus. Mit Frische und gleichermaßen erstaunlicher Reife weiß das Quartett zu begeistern.Seit über 10 Jahren ist das Erfolgstrio Mare Nostrum um Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren ein Sinnbild für den Sound Europas. Alle drei sind sie Klangpoeten mit großer Liebe zur Melodie, was auch ihr nunmehr drittes Album unterstreicht und mit dem schwedisch angehauchten „Ronneby“ auf Magic Moments 12 dokumentiert ist. „Joachim Kühn interpretiert die Musik Ornette Colemans auf seine ganz eigene Art: lyrisch, sanft und in sich gekehrt, aber voller überraschender Details”, urteilt das Magazin Galore über das Soloalbum der deutschen Jazzikone. Im zuvor noch nie aufgenommenen Stück „Lost Thoughts“ verarbeitet Kühn seine erfolgreiche Geschichte an der Seite von Jazzlegende Coleman. Am 6. Februar 2019 wurde der Jazz-Baroness Pannonica (Nica) de Koenigswarter (1913 - 1988) mit einem Konzert in der Berliner Philharmonie für ihren unermüdlichen Einsatz für den Jazz Tribut gezollt. Im Mittelpunkt standen Stücke von Musikern, welche Pannonica über viele Jahre mit Geld, Unterkunft, Rat und Freundschaft unterstützt hat und die ihr oft zum Dank eigene Kompositionen widmeten, so auch „Little Butterly“ von Thelonious Monk. Die New Yorker Sängerin Charenée Wade steht hier im Mittelpunkt, begleitet von Iiro Rantala, Dan Beglund und Anton Eger sowie der amerikanische Saxofon-Altmeister Ernie Watts. „Ein israelisches Power-Trio. Heavy Jazz!“, schreibt der Rolling Stone über Shalosh. Hört man das aufbrausende „After The War“ weiß man, warum: Rock und Indie-Jazz verbinden sich hier zu einer spannungsgeladenen Mélange. Der Geiger Adam Baldych ist ein begnadeter Virtuose und laut Stereo-Magazin „einer der technisch brillantesten Interpreten in der improvisierten Musik.“ „Longing“ von seinem Album „Sacrum Profanum“ ist eine sehnsuchtsvoll-melancholische Ballade, einfühlsam im Duo mit dem Pianisten Krzysztof Dys interpretiert. Auf „Painted Music“ entkleidet der Pianist Carsten Dahl konsequent Klassiker des Jazz-Repertoires und macht sich diese mit seinem ganz persönlichen Blick zu Eigen. Das bekannte traditionelle dänische Volkslied „Jeg gik mig ud en sommerdag“ gießt den Sommer in Noten und Klang.
Zum Abschluss der Magic Moments 12 macht Nguyên Lê mit seinem Stück „Hippocampus“ das Thema der Compilation „One World Of Music“ noch einmal deutlich: Als musikalischer Wanderer zwischen den Kulturen verbindet der französische Gitarrist vietnamesischer Abstammung die Freiheit des Jazz mit Rock- und weltmusikalischen Einflüssen.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Jan Lundgren - Mare Nostrum IIICD / Vinyl / digital
Paolo Fresu trumpet, fluegelhorn Richard Galliano accordion, bandoneon, accordina Jan Lundgren piano Das alte Sprichwort, dass aller guten Dinge drei sind, verkommt allzu oft zur Floskel, selten hat es aber so gut gepasst wie beim Mare Nostrum-Trio des sardischen Trompeters Paolo Fresu, des französischen Akkordeonisten Richard Galliano und des schwedischen Pianisten Jan Lundgren. Denn hier hat sich vor zwölf Jahren gewissermaßen eine Troika des europäischen Jazz zusammengefunden. Jeder der Drei wurzelt in der Musiktradition seiner Heimat, hat daraus eine persönliche Musiksprache entwickelt und bringt dies in vielen Projekten des modernen, Grenzen überschreitenden und Genre verbindenden Jazz ein. Alle drei sind sie Poeten des Klangs, die sich in der Liebe zur Melodie verbunden fühlen - was nun ihr neues - drittes - Album mehr denn je unterstreicht. Mit „Mare Nostrum III“ ist eine Album-Trilogie der besonderen Art vollendet. Vom Beginn ihrer mittlerweile über 10 Jahre andauernden, kontinuierlichen Zusammenarbeit an schwebte ihnen die Idee vor, in jedem ihrer Heimatländer ein Album aufzunehmen. Nachdem das Debüt 2007 in Italien entstanden und die zweite CD der Vielbeschäftigten endlich 2016 in Frankreich produziert worden war, ging es nun folgerichtig nach Schweden, ins Nilento Studio in Göteborg. „Wieder einmal war es das reine Vergnügen, zu erleben, mit welcher Leichtigkeit Paolo, Richard und Jan solch großartige Musik entstehen lassen“, erzählt René Hess, der Schweizer Produzent des Albums.
Was jeden Hörer sofort in seinen Bann zieht, ist dieser selbstverständliche Gesprächsfaden, den diese drei Virtuosen in augenfälliger Seelen- und Geistesverwandtschaft spontan entspinnen. Es ist überdies die Kraft einer gleichberechtigten Gemeinschaft, ja sozusagen eines vereinten demokratischen Europas, die alles zusammenfügt: Jeder brachte vier Eigenkompositionen und ein Lieblingsstück zum Interpretieren ein. Fast immer ist zu hören, von wo und von wem ein Stück stammt, und doch wird es in eine universelle Sprache übersetzt, die von jeden verstanden und erfühlt werden kann. Das beginnt mit Richard Gallianos „Blues sur Seine“. Zu einer melancholischen Klaviermelodie, die an Satie ebenso wie an Grieg erinnert, stößt eine verhangene Trompetenlinie, bevor das ganz hell klagende Akkordeon übernimmt.
Paris trifft auf Fjorde, mediterrane Gestade und die Basin Street von New Orleans. Alles ganz einfach und schlicht hinreißend. Das typisch italienische Pathos tritt einem anschließend aus Fresus „Pavese“ entgegen, natürlich umrahmt von spontanen Klangmalereien. Beschwingt, mit sich fröhlich ineinanderschiebenden Stimmen und einem markanten, den Zauber der schwedischen Folklore einfangenden Thema wird es bei Lundgrens „Love Land“. Dann widmen sich die drei mit all ihrer lyrischen Kraft zwei der bittersüßesten Melodien, die je geschrieben wurden, Michel Legrands „The Windmills Of Your Mind“ und Eduardo Di Capuas „I’te vurria vasà“.
Es folgen drei Stücke, die jeweils ganz persönliche Erinnerungen verarbeiten: Mit dem wundervollen „Le Jardin des Fées“ ehrt Richard Galliano das Andenken seines vor kurzem verstorbenen Landsmannes und Freundes, dem großen Jazzgeiger Didier Lockwood. Paolo Fresu lässt bei „Del Soldato in trincea“ einen seiner Lieblingsfilme vor dem geistigen Auge aufleben, Ermanno Olmis „Torneranno i prati“. Und Jan Lundgren streift mit einer stark rhythmisierten und mit Blues aufgeladenen volksmusikalischen Melodie durch „Ronneby“, dem schwedischen Städtchen, in dem er aufwuchs. An die jeweils eigenen Gestade holen alle drei dann Quincy Jones Liebesthema aus dem Film „The Getaway“, bevor es in die letzten zwei Runden mit eigenen Stücken geht. Ob Fresus ganz auf seine gedämpfte Trompete konzentriertes „Human Requiem“ oder Gallianos völlig entschleunigter „Letter To My Mother“, ob Lundgrens Musical-artiges „The Magic Stroll“ oder das finale, klassisch angehauchte und wie auf den Wogen der Meere daherrollende „Prayer“ aus der Feder von Richard Galliano – hier finden stets drei Ausnahmemusiker zu einer perfekten Symbiose zusammen.
So ist Paolo Fresu, Richard Galliano und Jan Lundgren mit „Mare Nostrum III“ erneut ein wunderschönes Balladenalbum gelungen, das sich der Diskussion über die Wesensmerkmale des „Jazz“ entzieht, und stattdessen den Sound Europas zum klingen bringt. Credits:
Produced by René Hess / HR Music Recorded (May 28 - 30, 2018), mixed and mastered by Lars Nilsson at Nilento Studio, Gothenburg Cover art by Federico Herrero
Various Artists - Magic Moments 10 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDer Jubiläums-Sampler Magic Moments 10 gibt einen Einblick über die aktuellen Albumveröffentlichungen aus dem ACT Katalog. 14 Titel, über 1 Stunde bestes Jazz-Infotainment „in the spirit of Jazz“.Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Wolfgang Haffner - Kind Of SpainCD / Vinyl / digital
Wolfgang Haffner drums Jan Lundgren piano Sebastian Studnitzky trumpet Daniel Stelter guitar Christopher Dell vibraphone Lars Danielsson bass Der Sound Europas, gebannt auf CD und Vinyl. Seit nunmehr 25 Jahren ist die Förderung von Jazz mit kräftiger regionaler Einfärbung ein Markenzeichen von ACT – beste Beispiele sind Schweden und Frankreich. Die Verbindung nach Spanien wird vielleicht nicht jedem bewusst sein. Dabei war das allererste ACT-Album eine spanisch-deutsch-amerikanische Co-Produktion: im Juli 1992 brachte Labelgründer Siggi Loch in Köln die WDR Big Band mit einigen der besten Flamenco-Spielern der iberischen Halbinsel und US-Jazzcracks wie Al Di Meola zusammen. Das Resultat: „Jazzpaña“ (ACT 9212-2), ein mit zwei Grammy-Nominierungen gekürter Erfolg für die noch junge Plattenfirma, arrangiert von dem damals noch unbekannten Komponisten und Arrangeur Vince Mendoza und dem türkischstämmigen US-Starproduzenten Arif Mardin.
25 Jahre später verneigt sich nun ein preisgekrönter deutscher Schlagzeuger vor Mendoza und dem 2006 verstorbenen Mardin. Auf „Kind of Spain“ bringt Wolfgang Haffner mit einem akustischen Sextett die Musik der iberischen Halbinsel mit dem Jazz zusammen. Gleich der erste Titel ist ein Tribut an die beiden großen Arrangeure, mit denen der Drummer mehrfach arbeitete. „Während der Studiosessions spielte uns Siggi Loch eine „Jazzpaña“- Nummer mit diesen typischen Flamenco-Handclaps vor“, erinnert sich Haffner an die Aufnahme von „For Vince & Arif“. „Spontan haben wir die Claps gesamplet und dazu gejammt.“
„Kind of Spain“ ist, nach den 50s-Cool Jazz- und Bop-Exkursionen auf „Kind of Cool“, Wolfgang Haffners zweites ACT-Album mit einer akustischen Band. Traditionelle spanische Musik meets Jazz – ein über 500 Jahre altes Kulturgut des alten Kontinents trifft auf Blue Notes aus der Neuen Welt, Flamenco und Folklore auf brandneue Kompositionen des Bandleaders. Das Sextett erzeugt introvertierte, warme, atmosphärische Klanglandschaften, zu denen so mancher sich auf eine nächtliche Dachterrasse in Granada träumen mag.
„Ich wollte ursprünglich im Quintett aufnehmen“, sagt der 2010 mit einem ECHO Jazz ausgezeichnete Schlagzeuger, „die Band mit Bass, Gitarre, Klavier und Trompete stand schon. Ich wollte dann aber unbedingt Christopher Dell dabei haben, der seit Jahren eine tragende Rolle in meiner Live-Band spielt.“
Der Vibraphonist, genau wie Pianist Jan Lundgren schon auf „Kind of Cool“ vertreten, gibt diesem Werk eine ganz eigene Farbe. Von Anfang an als key player stand Lars Danielsson fest. Der Bassist und Cellist, der schon auf Haffners ACT-Debüt „Shapes“ (2006) mit von der Partie war und zu seinem akustischen Trio gehörte, ist seit vielen Jahren ein enger musikalisch Vertrauter. Sebastian Studnitzky, der seinen samtweichen Trompetenton einbringt, blickt ebenfalls auf eine lange gemeinsame Vergangenheit mit dem Drummer zurück – nicht zuletzt waren beide Mitglied in der Nils Landgren Funk Unit. Und dann ist da noch der Jüngste im Bunde: Gitarrist Daniel Stelter.
„Je sanfter du es spielst, desto stärker wird es“ sagte Miles Davis über Joaquín Rodrigos „Concierto de Aranjuez”, das er 1960 für sein Album „Sketches of Spain“ aufnahm. Nun spielt Daniel Stelter diese einprägsame Melodie – ganz im Sinne des großen Trompeters. Stelter, den Haffner während gemeinsamer Konzerte bei der letzten Tour von Al Jarreau traf, legt eine ungeheure Konzentration und Zärtlichkeit an den Tag. „Platz in der Musik ist für mich essentiell“, sagt Haffner. „Die Kombination von wenigen Noten und Balladentempo finde ich besonders reizvoll.“
Understatement ist Trumpf auf „Kind of Spain“. Hier spielt keiner einen Ton zu viel, sicher nicht der Bandleader, der so gar nichts von einem geltungssüchtigen Trommelderwisch hat. „Ich mag starke Melodien und schöne Harmonien“, unterstreicht Haffner. „Ich überlege mir stets als Letztes, wie ich die Stücke am Schlagzeug begleite.“ Auf „Tàpies“ und „Salinas”, komponiert in Haffners Wahlheimat Ibiza, zeigt sich diese elegante Zurückhaltung. Das traditionelle aus Andalusien stammende Stück „El Vito“ aus dem 16. Jahrhundert und Lars Danielssons spannungsreiches an den spanischen Volkstanz erinnerndes „Pasodoble“ sind dagegen rauschende Gassenhauer, in denen Dell und Lundgren mit feinen Soli brillieren.
Spanische Musik, gespielt von deutschen und schwedischen Jazzern – wer hätte so viel mediterrane Passion und Empfindsamkeit nördlich der Alpen erwartet? Antwort: jeder, der Wolfgang Haffner kennt. Credits:
Produced by Lars Danielsson with Wolfgang Haffner Executive Producer & Curator: Siggi Loch Recorded by Arne Schumann at Hansa Studios Berlin, January 21 & 22, 2017 Mixed by Arne Schumann@Schumann&Bach Mastered by Peter Heider at Purecuts
Jan Lundgren - Potsdamer PlatzCD / Vinyl / digital
Jan Lundgren piano Jukka Perko alto & soprano sax Dan Berglund bass Morten Lund drums
In Jan Lundgrens Jazz-Haus möchte man gerne wohnen. Der schwedische Pianist ist ein universeller Klangarchitekt, der Tradition und Moderne zusammenführt. Sein Jazzverständnis lässt die amerikanische Bauweise mit europäischem Stil verschmelzen. Das Beste aus beiden Welten fügt Lundgren spielerisch zusammen, zu einem vielschichtigen Gebäude mit faszinierend gestalteten Räumen, kuscheligen Ecken, klarem Design, nostalgischen Erinnerungsstücken und einem Loft mit Raum für Improvisationen. Wandel und Erneuerung ohne die Vergangenheit zu vergessen bestimmt Lundgrens Schaffen seit Anbeginn. Der „Potsdamer Platz“ ist somit ein passendes Bild und eine klingende Visitenkarte dieser Jazzauffassung.
Er ist „ein Mann, der einfach alles kann“, schrieb die dpa kürzlich über Jan Lundgren. Die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition, die ihn mit traditionellen Jazzern wie Harry Allen und Scott Hamilton zusammenbrachte, ist sein Ausgangspunkt. Die Klangsprache seiner skandinavischen Heimat durchzieht ebenso sein Spiel, wie (klassisch bestens geschult) die abendländische Kunstmusik. Swing, nordische Vemod und impressionistischer Esprit stehen bei Lundgren ganz selbstverständlich nebeneinander.
Die Überführung europäischer Musiktraditionen in den klassischen Jazz, ist bei Lundgren in den unterschiedlichsten Ausprägungen zu erleben: Mit „The Ystad Concert“ wandelt er auf den Spuren der schwedischen Jazzikone Jan Johansson und hinterlässt neue Fußabdrücke. Seine „European Standards“ zeigen, dass der Jazz längst aus den USA übergesiedelt und ein junges Kulturgut der Alten Welt geworden ist. Und mit dem Sarden Paolo Fresu sowie dem Franzosen Richard Galliano spürt Lundgren mit dem Mare Nostrum-Projekt dem Sound Europas nach.
Mit „Potsdamer Platz“ geht Lundgren seinen Weg nun konsequent weiter: Bis auf den Schluss stammen alle Stücke aus seiner Feder. Seine persönlichen Klänge lässt er hier ausschwärmen und von einer Traumbesetzung, diesmal einem Quartett, aufgreifen, neu denken und stilistisch anreichern. „Darum ging es mir“, erzählt Lundgren, „meine Stücke mit diesen Musikern, meinen Favoriten, interaktiv zu etwas gemeinsamen Neuen zu machen. Ich habe gerne Konzeptalben gemacht, hier aber hat sich das Konzept quasi hinterher von selbst ergeben.“
Diese Favoriten, das sind auf der Melodieseite der großartige finnische Altsaxofonist Jukka Perko, und in der Rhythmusgruppe zum einen Morten Lund am Schlagzeug, der zuletzt mit Lars Danielsson und Marius Neset spielte, aber schon 2000 in Jan Lundgrens damaligem Trio saß.
Zum anderen ein Landsmann und alter Bekannter ist auch Bassist Dan Berglund, freilich hat Lundgren mit dem einst beim Esbjörn Svensson Trio gut und exklusiv Beschäftigten noch nie gespielt. „Ich hatte diese Besetzung schon lange im Kopf. Vor vier Jahren haben wir uns in Mailand beim Festival getroffen und das Projekt verabredet“, erinnert sich Lundgren. Wie so oft dauerte es bis zur Umsetzung ein Weilchen, aber in diesem Fall hat sich das Warten gelohnt: Derart fantastisch harmonierende Quartette sind selten.
Schon beim Einstieg passt kein Blatt Papier zwischen die Vier: Das Titelstück „Potsdamer Platz“ strotzt nur so vor Spielfreude und positiver Energie. Die Ballade No. 9 spiegelt dann das andere Ende des emotionalen Spektrums des Albums wieder. Mit ihrer wunderschönen Melodie zeigt sie, welch gefühlvoller Songschreiber Lundgren ist. „Sophisticated“, wie die Amerikaner diese extrem gepflegte Art des Musizierens nennen, klingt „Lycklig Resa“, der schwedische Klassiker, welcher lyrisch beginnt, aber schnell einen unbestechlichen Groove entwickelt. Beim „Twelve Tone Rag“ wird es virtuos und verzwickt, die tragende Melodie ist tatsächlich auf einer Zwölfton-Skala aufgebaut und in einen rasanten Bebop-Rahmen eingefügt. Ob es melancholisch-romantisch („On The Banks Of The Seine“) oder fiebrig-funky („Bullet Train“) weitergeht, ob Osteuropäisches zu Folk-Jazz umgeformt („Dance Of Masja“) oder Haltung gezeigt wird („Song For Jörgen“ ist eine Hommage an Lundgrens ehemaligen, früh verstorbenen Universitätslehrer Jörgen Nilsson, einer Schlüsselfigur des südschwedischen Jazz) – stets begeistert die Lässigkeit und Leichtigkeit, die dieses Album durchzieht.
Dabei kann niemand Lundgren, seinen Begleitern oder dem Album vorwerfen, man würde nichts riskieren. Mutig wirft sich hier jeder in die Fluten, probiert viel aus, wagt alles, ohne aber je „schwierig“ zu werden. Es fügt sich bei diesen Meistern einfach wie von Zauberhand, so elegant, wie auch das Album zu seinem Titel kam. „Ich hatte weder für dieses Stück noch für das Album einen Namen. Wir nahmen ja in den Hansa-Studios gleich am Potsdamer Platz auf, und als ich eines Tages im Hotel aufwachte, hatte ich es plötzlich: ‚Potsdamer Platz‘ passte perfekt zu diesen großstädtisch vorwärts hoppsendem Thema, zu dem Marsch-artigen Funk, zu dieser nicht gerade ‚schönen‘ Kraftdemonstration. Wenn der Potsdamer Platz in gewisser Weise für das neue Deutschland steht, steht er hier als Titel ebenfalls für etwas Positives, für die positive Kraft, die Musik für mich immer ausstrahlen sollte; für einen Aufbruch, für etwas Bewegendes.“ In der Tat ist mit Lundgrens Quartett nach dem Gefühl der vier Musiker etwas zusammengewachsen, was zusammengehört.Credits:All compositions by Jan Lundgren, except 11 by Per Ödberg Recorded by Arne Schumann at Hansa Studio Berlin, May 3 & 4, 2015 Mixed and Mastered by Arne Schumann Produced by Siggi Loch Cover art by Wiebke Siem, Untitled, 1986 - 1988, by courtesy of the artist & Esther Schipper, Berlin
Various Artists - Magic Moments 9 "In The Spirit of Jazz"CD / digitalDie neunte Ausgabe der beliebten Magic Moments-Compilations liefert wieder neuen musikalischen Nährstoff für offene Ohren: Eine illustre Leistungsschau und bestes Jazz-Infotainment durch das aktuelle ACT-Programm. Für Jazzkenner wie für Neueinsteiger bietet die handverlesene Zusammenstellung 65 Minuten hochkarätigen Hörgenuss. Musik ohne Grenzen „in the spirit of Jazz“: Musik fernab eines festgelegten Stils mit etablierten Jazzstars, Newcomern und Geheimtipps.
„Jazz ist die Freiheit, viele Formen zu haben.“ Dieses Credo Duke Ellingtons prägt auch das Selbstverständnis von ACT. So liegt der Fokus in dieser Ausgabe insbesondere auf Projekten, die nach den Grenzen zu anderen Genres und Stilen tasten, diese überschreiten und Neues schaffen. Eine sinfonische Interpretation des e.s.t.-Stücks „From Gagarin’s Point Of View“ eröffnet mit einer eindrucksvollen Hommage an den verstorbenen Pianisten Esbjörn Svensson. Mit seinem Projekt „Some other time“ blickt Nils Landgren über den großen Teich und setzt mithilfe der Bochumer Symphoniker dem großen Leonard Bernstein ein Denkmal: „Das hätte dem Großmeister bestimmt gefallen“ (Stern). Jan Lundgren ehrt mit klassischem Streichquartett und „Lycklig resa“ einen der Vorreiter des schwedischen Jazz, Jan Johansson.
„ACT ist auf einer Mission, der Welt Europas aufstrebende Pianisten vorzustellen“, stellte der englische Guardian vor einigen Jahren fest. Diesem Bestreben geht ACT auch in diesem Jahr nach: Einen Einblick in das neue Album von Michael Wollny im Duo mit dem Akkordeonisten Vincent Peirani gibt „The Kiss“. Außerdem werden zwei pianistische Neuzugänge bei ACT präsentiert: David Helbock aus Österreich mit „The Soul“ und der aus Martinique stammende Grégory Privat mit „La Maga“.
Doch auch zwei renommierte Pianisten sind vertreten: Altmeister Joachim Kühn interpretiert im Trio mit den „jungen Wilden“ Eric Schaefer (dr) und Chris Jennings (b) auf erfrischende Weise „Sleep on it“, eine Reggae-Dub-Nummer von „Stand High Patrol“. Iiro Rantala überzeugt im „Super-Trio“ mit Lars Danielsson und Peter Erskine mit finnischer Leichtigkeit durch Kenny Barrons „Voyage“.
„Hier wird Jazzgeschichte geschrieben”, schrieb der Berliner Tagesspiegel über die Konzertreihe „Jazz at Berlin Philharmonic“. Zwei weitere denkwürdige Konzertabende im Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie wurden auf CD verewigt und sind auf Magic Moments 9 vertreten: „Tears For Esbjörn“, ein gemeinsames Erinnern an Esbjörn Svensson in ACT-Starbesetzung und „Celtic Roots“, eine folkloristische Spurensuche nach den keltischen Einflüssen im Jazz.
Besonders die Abbildung des Klangs Europas ist die Aufgabe von ACT. So wurde zum Beispiel nach sieben Jahren die zweite Ausgabe des Erfolgsprojekts „Mare Nostrum“ eingespielt: Bei „Kristallen den fina“ verschmelzen Jan Lundgren und Paolo Fresu die Musikkolorite Schwedens und Italiens auf bezaubernde Weise. Das außergewöhnliche Aufeinandertreffen der beiden Gitarristen Gerardo Núñez aus Spanien und Ulf Wakenius aus Schweden zeigt mit „Mirlo“ zu was interkultureller musikalischer Austausch im Stande ist. Das spontane Zusammenspiel der Skandinavier Lars Danielsson (b), Marius Neset (sax) und Morten Lund (dr) als „akustisches Trio mit explodierender Spielfreude“ (Spiegel Online) offenbart sich in „Folksong“. Auch der finnische Jukka Perko und die neue Stimme aus Frankreich Lou Tavano tragen zum europäischen Sound-Profil von ACT bei.
Berauschend und berührend, unterhaltend und anregend sind die Magic Moments 9 eine Momentaufnahme des europäischen zeitgenössischen Jazz und ein Blick darüber hinaus.
Credits:
Compilation by Siggi Loch Mastered by Klaus Scheuermann
Various Artists - Fahrt ins BlaueCD / digitalOn Fahrt ins Blaue, atmospheric soundscapes pass by: organic, dynamic, virtuosic, and smooth. The compilation floats effortlessly between electronic textures and acoustic jazz.
The journey begins.
Time seems to stand still at first: A breeze from Sardinia drifts through a mysterious Asian world (“Lacrima Christi”). The sound cosmos of trumpeter Paolo Fresu and guitarist Nguyên Lê is hypnotic and directionless.
A groove sets in — a simple piano melody floats on the surface (“Ironside”): chill-out jazz with blue notes by the master of atmosphere, Lars Danielsson.
The Fahrt ins Blaue continues with “Germany’s coolest drummer” (ARD ttt), Wolfgang Haffner, and his drum & bass-inspired ambient jazz (“Shapes”).
Pianist and sound tinkerer Bugge Wesseltoft offers insight into his “New Conception of Jazz” (“Existence”).
Things become weightless with Jacob Karlzon’s electro-acoustic piano trio jazz (“Bubbles”).
The Esbjörn Svensson Trio takes us on a summery, joyful joyride with their virtuoso fun-hit “Spam-Boo-Limbo.”
Things take a quirky turn when Clint Eastwood rides across the soundscape in “Ecstasy of Gold”, from the Western classic The Good, the Bad and the Ugly, in a jazzed-up version by Swedish jazz cowboys Oddjob.
That feeling of cool summer rain on your skin is evoked by Ida Sand with her haunting cover of the Eurythmics’ “Here Comes The Rain Again.”
And Nils Landgren’s Funk Unit meets us with a funked-out, laid-back take on an ABBA classic (“Gimme! Gimme! Gimme!”).
We make a relaxed stop with Annette Humpe’s McJazz. With charm and a wink, she serves up “Coffee & Tea.”
Nu jazz, minimal electro, and lounge pop intertwine in a unique blend crafted by keyboardist and multi-instrumentalist Roberto Di Gioia. On “Yelloworange,” he’s joined by saxophonist Johannes Enders.
In a moving and elegiac homage, Dan Berglund’s Tonbruket remembers the late Esbjörn Svensson — the shining star of European jazz who passed away in 2008 — with “Song For E,” before the Fahrt ins Blaue ends with the Michael Wollny Trio: “Questions In A World Of Blue.”Credits:
Compilation produced by Marco Ostrowski Mastered by Klaus Scheuermann
Jan Lundgren - The Ystad Concert - A Tribute to Jan JohanssonCD / Vinyl / digital
Jan Lundgren piano Mattias Svensson bass Bonfiglioli Weber String Quartet: Claudia Bonfiglioli violin Daniela Bonfiglioli violin Karolina Weber Ekdahl viola Charlotta Weber Widerström celloYstad: idyllischer Küstenort Schwedens, Heimat von Mankells Wallander und Kleinod für vorzüglichen Jazz. Seit 2010 präsentiert das Ystad Sweden Jazz Festival internationale Topstars und außergewöhnliche Musikprojekte, geschmackssicher zusammengestellt vom künstlerischen Leiter, dem Pianisten Jan Lundgren.
Am 30. Juli 2015 betrat dieser selbst die Festivalbühne, um gemeinsam mit dem Bassisten Mattias Svensson und dem Bonfiglioli Weber String Quartet einem der Urväter des schwedischen Jazz zu gedenken: dem Pianisten Jan Johansson (1931-1968). Neben dem kürzlich, am 23. November 2015 verstorbenen Bengt-Arne Wallin hat Johansson mit seinem Rückgriff auf die einheimische Volksmusik dem schwedischen, ja dem skandinavischen Jazz und seiner ästhetischen Außenwirkung bis heute die Richtung gewiesen. Seine 1963 erschienene Duo-Aufnahme mit dem Bassisten Georg Riedel „Jazz på svenska“ wurde zur zeitlos gültigen Richtschnur für diese Art nordischer Improvisationsmusik.
Auch Jan Lundgren steht in der Tradition Johanssons: Nordische Vemod und impressionistischer Esprit, dazu noch die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition machen seinen Personalstil aus. Auch er hat sich bereits an der schwedischen Volksmusik abgearbeitet: Mit „Swedish Standards“ gelang Lundgren 1997 ein Überraschungserfolg.
Auf „The Ystad Concert“ zeigt sich Lundgren nun einmal mehr als würdiger Nachfolger Jan Johanssons, der den schwedischen sowie russischen und ungarischen Volksmusikvorlagen neues und ungewohntes Leben einhaucht. In der Besetzung mit Streichquartett hat man diese Musik so noch nie gehört.
Liner Notes Georg Riedel:
Im Laufe meiner Karriere als Musiker habe ich mit einigen herausragenden Jazzmusikern zusammenspielen dürfen. Derjenige, der mir am wichtigsten war, ist Jan Johansson.
Als wir in den 60ern „Jazz på svenska“ aufnahmen, war mir nicht bewusst, dass dies ein Geniestreich von Jan war. War es überhaupt Jazz? Weder war ein Schlagzeug mit von der Partie, noch „swingte“ es im traditionellen Sinne. Aber Jan Johansson war seiner Zeit weit voraus. Ihm gelang es in noch nie gehörter Weise, Jazz mit der skandinavischen Klangwelt zu kombinieren. Damals standen diesem Projekt viele sogenannte „Experten“ sehr kritisch gegenüber. War das Album wirklich veröffentlichungswert?
Die Hörer sahen das ganz anders. „Jazz på svenska“ wurde in Schweden zum meist gekauften Jazzalbum überhaupt. Heute sind die Grenzen zwischen verschiedenen Stilen und Spielweisen fließender, als in jenen Tagen, in denen ich zu spielen begann. Auch spielen heute weder Ehrfurcht noch Respekt eine Rolle, wenn man Jans Erbe erhalten und sich seiner Interpretation von schwedischer Tradition und Folklore annähern will.
Jan Lundgren ist ein sehr würdiger Nachfolger, den schwedischen Piano-Jazz zu repräsentieren. Er traut sich sogar, dieselben Töne wie Jan Johansson zu spielen, allerdings klingt es bei ihm ganz anders. Man hört vom ersten Moment an, dass Jan Lundgren spielt und nicht Jan Johansson. Egal bei welchem Jan, nach nur ein paar Tönen hört man sofort, wer spielt.
Auch die Besetzung mit einem Streichquartett wäre voll und ganz in Jan Johanssons Sinne, denn Grenzen zu überschreiten war für ihn etwas ganz natürliches. Die Johansson Alben „Jazz på ryska“ und „Jazz på Ungerska“ sind heute keine Ikonen wie „Jazz på svenska“, deshalb sind Jan Lundgrens Ystad Concert-Interpretationen etwas unabhängiger vom Original. Aber eine ganz natürliche Entwicklung im Geiste Johanssons.
Es ist wunderbar, dass dieser Musik neues Leben eingehaucht wurde!
Credits:
Ystad Teater, Ystad Sweden Jazz Festival,
July 30, 2015
Recorded by P2 Swedish Radio Ltd. Recording engineers: Bertil Karlsson & Bengt Pettersson.
Piano technician (Steinway D): Inge Dahlin Mixed and mastered by Arne Schumann Vinyl mastering by Adrian von Ripka Produced by Jan Lundgren Executive Producer: Siggi Loch
Fresu – Galliano – Lundgren - Mare Nostrum IICD / Vinyl / digital
Paolo Fresu trumpet, fluegelhorn Richard Galliano accordion, bandoneon, accordina Jan Lundgren piano
Das Warten hat ein Ende: Der Sound Europas zweiter Teil
Fresu – Galliano – Lundgren. Italien – Frankreich – Schweden. „Mare Nostrum“ verbindet: Die Musikkulturen ihrer Akteure und zahllose Menschen weltweit, die diesem Sound Europas begeistert lauschen.
Als „Mare Nostrum“ 2007 erschien, waren sich die Kritiker länderumspannend einig, dass den drei Musikern ein großer Wurf von zeitloser Schönheit gelungen ist: „Ein lyrisches Jazz-Ensemble mit einem verwegenen Sinn für Gelassenheit“ (Downbeat, USA) kreiert „ein warmes, wundervolles Album“ (Jazz Magazine, Frankeich), das „voller Poesie und Originalität“ (Süddeutsche Zeitung) „ruhig, intim, manchmal fast meditativ“ (Stern) fließt. Schlicht „ein herausragendes musikalisches Fest“ (Morning Star, England). Und auch die Prophezeiung des britischen „Independent“, dass dieser „Klangbogen des europäischen Gegenwartsjazz“ auf der Bühne fantastisch zu klingen verspreche, erfüllte sich: In über 150 Konzerten in mehr als 20 Ländern begeisterten die drei ihr Publikum.
Mit dem sardischen Trompeter Paolo Fresu, dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano und dem schwedischen Pianisten Jan Lundgren hat sich ein Trio unterschiedlicher Charaktere zu einer symbiotischen Allianz zusammengefunden. Eine Jazz-Supergroup dreier Ausnahmemusiker, die trotz unterschiedlicher Herkunft und aus unterschiedlichen Instrumentenfamilien viele Gemeinsamkeiten zu einem Idealklang bündeln konnten. Alle sind sie überragende Melodiker, alle streben sie seit jeher danach, die vermeintlichen Grenzen des Jazz zu erweitern, alle sind sie dabei im nationalen musikalischen Erbe fündig geworden. Und für alle spielt das Meer ihrer Heimat mehr als eine symbolische Rolle, als mentale Inspirationsquelle, die für das Reisen, den Austausch, die Weite steht: „Mare Nostrum“ eben.
Freilich gehören auch alle drei zu den gefragtesten europäischen Musikern überhaupt. Fresu ist in unzähligen Projekten von Film bis Ballett eingebunden und steht mit so verschiedenen Persönlichkeiten wie Nguyên Lê, Ralph Towner, Uri Caine oder Omar Sosa auf der Bühne.
Der nicht minder neugierige, zwischen Jazz und Klassik changierende Galliano ist stets auf der Suche nach immer neuem kreativen Input durch Kollegen von Charlie Haden über Charles Aznavour bis hin zur Sinfonietta Krakau. Nordische Vemod und impressionistischer Esprit, dazu noch die Verwurzelung in der amerikanischen Jazzpianotradition, welche ihn mit traditionellen Jazzern wie Harry Allen und Scott Hamilton zusammenbrachte, machen Lundgrens Personalstil aus, der ihn zum first-call musician macht, zum Beispiel für Wolfgang Haffners „Kind of Cool“-Projekt oder kürzlich für Nils Landgrens Bernstein Tribute „Some Other Time“. Und so dauerte es nun sieben Jahre, bis Fresu, Galliano und Lundgren zu einer Fortsetzung ihrer gemeinsamen Erfolgsgeschichte zusammenfanden.
Doch das Warten auf „Mare Nostrum II“ hat sich gelohnt. Wieder haben die drei Stücke geschrieben, die über eine im modernen Jazz äußerst seltene Ohrwurmqualität verfügen. Wieder ist es die pure Schönheit des Klangs, die den Hörer fesselt. Wieder versinkt man in den perlenden, unaufgeregt lyrischen Akkorden und Läufen Lundgrens, im warmen, unerreicht variablen Trompetensound Fresus und in den sein Instrument sprengenden, kontrapunktischen Klangkaskaden Gallianos. Der Reigen umfasst melancholische Balladen, mal mit Tango-Sehnsucht („Blue Silence“), mal nordisch gefärbt („Kristallen den fina“), mal französisch chansonesk („Giselle“), mal fast als klassische Etüde („Farväl“), hält aber auch strahlende Hymnen bereit („Aurore“) und einen wirbelwilden, boogie-artigen Temporitt („Leklåt“).
Neben den demokratisch von allen beigesteuerten Eigenkompositionen finden sich zwei Klassikeradaptionen: Nicht zufällig geht es da von Claudio Monteverdis ätherisch umspieltem „Si dolce è il tormento“ zur perkussiv aufgeladenen „Gnossienne No. 1“ von Erik Satie – der Bogen vom Neuerer der frühen italienischen Oper bis zum Meister der musikalischen Miniatur und des Hintergrunds, vom Anbeginn des Barock bis zum Fin de siècle zeigt anschaulich das universale Fundament dieser drei Vollblutmusiker, von dem aus sie zu perfekter Interaktion und zum Jazzspirit finden. Die europäische Supergroup meldet sich eindrucksvoll zurück. Credits:
Produced by René Hess / HR Music Executive Producer: Siggi Loch Recorded, mixed and mastered by Gérard de Haro at Studios La Buissonne, Pernes-les-Fontaines (France), February 23-26, 2014Assisted by Nicolas Baillard