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Olaf Kübler
So War’s - Voll Daneben

Olaf Kübler - ©ACT
Olaf Kübler - ©ACT
Olaf Kübler - ©ACT
Olaf Kübler - ©ACT

Produktinformationen

Besetzung

Olaf Kübler – story teller + saxophones
Wolfgang Schmid – all other instruments


Aufnahmedetails

Produced by Wolfgang Schmid-Grandy


Olaf who? So könnte man in Anlehnung an eine berühmte Platte der Saxofonlegende Eddie Harris fragen. Denn Olaf Kübler ist der jüngeren Generation von Jazz-Fans, ja sogar den jungen Musikern, weitgehend unbekannt. Gleichwohl gehört er zum Urgestein der deutschen Jazz-Szene und war in den 60er Jahren einer der meistgesuchten jungen Tenorsaxofonisten im Lande, der außerdem durch seinen Humor und ungeheuren Sprachwitz auffiel. Er entwickelte sich zu einem der buntesten Vögel der deutschen Musikszene. Davon erzählt die neue ACT CD "So war´s – voll daneben", die im Januar 2006 erscheint.

1954 war´s. Da sprang das 17-jährige, in Berlin geborene Greenhorn Olaf Kübler auf eine Bühne in Marburg an der Lahn und hupte das Startsignal für eine vergleichslose Karriere aus dem Trichter seines Horns. Damals hat er sich nicht viel gedacht. Nur, dass er von jetzt an Jazz  spielen wollte, oder auch "Negermusik", wie seine entsetzte Verwandtschaft es ihm verächtlich vorwarf.

Das Saxofonspielen brachte er sich zunächst autodidaktisch bei. Volle Kanne. Erst später, an Kurt Edelhagens Kölner Jazzschule, hat er die formale Grundausbildung und auch den Feinschliff erhalten – sprich das nötige Handwerks- und Rüstzeug für eine Karriere, die bis heute keine Pause eingelegt hat.

Bald schon sollte der in "Shanghai an der Lahn" (Gießen) aufgewachsene Olaf das ganze Musikgeschäft aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln kennen lernen. Das Licht, das dabei auf das Business fiel, war manchmal gleißend schön, oft diffus und noch häufiger stark getrübt. Olaf Kübler hat mit Jazzkappellen und Showbands gespielt, unendlich viele Filme vertont, Werbespots veredelt, halbtags bei einem Musikverleger gejobbt, mit Plattenfirmen verhandelt, Bands produziert und gemanagt, Studio-Ensembles zusammengestellt, an der Seite von beinahe allen einheimischen Superstars der Rockmusik das Horn geschwenkt und auch internationale Größen mit seinem robust-markanten Saxofonton flankiert. Er ist musikalisch in einer Phase aufgewachsen, in der alles noch viel wilder, ungezügelter, maßloser, sicher aber auch viel unschuldiger war als heute, in den vermeintlich braven Zeiten. Ganze Depots von Alkohol wurden damals vernichtet und auch mit dem sonstigen "Gifteln" stand man auf Du und Du.

Vielleicht war eine frühe Begegnung mit dem in Deutschland stationierten Elvis Presley so etwas wie ein erstes Anzeichen dafür, dass Olaf Kübler es später regelmäßig mit Berühmtheiten zu tun bekommen sollte. Begonnen hat aber eigentlich alles in Köln, wo er gemeinsam mit späteren Säulenfiguren des Jazz wie Manfred Schoof und Alexander von Schlippenbach als "The Jazz Cookers" auf der Bühne stand. Nach einem Engagement bei Gunter Hampel landete er schließlich 1967 in München. Im domicile, einem der angesagtesten Jazzclubs Europas, fand er eine musikalische Heimat und viele Freunde, allen voran der Saxofonist Don Menza, der ihn bis heute schwer beeinflusst und ihm seine Mundstücke baut. Aber die Welt des Jazz wurde Olaf Kübler zu eng.

In München begann damals eine fruchtbare Phase der Zusammenarbeit mit dem Filmkomponisten Peter Thomas sowie dem Regisseur Klaus Lemke. Als er in den frühen 70er Jahren dann eine langjährige Zusammenarbeit als Produzent und Kindergärtner mit der Gruppe Amon Düül II begann, beschimpfte man ihn als "Jazzverräter". Doch Kübler fand Gefallen daran, musikalisch zu expandieren und gelegentlich das Lager zu wechseln. Er hat dann Jazzrock mit Klaus Doldinger in der ersten Passport-Formation gespielt und ist 1974 dem Panikorchester des einstigen Passinhabers Udo Lindenberg beigetreten. Dem hat er nicht nur wortreich, sondern auch als Saxofonist, Exorzist und King Kong zur Seite gestanden.

Es gab Kapitel mit Marius Müller-Westernhagen, mit dem bayerischen Bluesbarden Willy Michl, mit Peter Maffay, kurze Episoden mit dem Naseweiß Ike Turner, mit Eberhard Schöner und Police/Sting sowie vielen anderen Größen im musikalischen Leben des Olaf Kübler. Immer wieder aber ist der Saxofonist zu seinen Wurzeln, zum Jazz zurückgekehrt, wie seine letzten drei Alben "Round The Outside", "When I’m 64" und "Midnight Soul" eindrucksvoll belegen. 

Sein ereignisreiches Künstlerleben voller Schwänke und Schwanken, voller Anekdoten und schicksalhafter Begegnungen hat Olaf Kübler bereits in Buchform festgehalten – im selbst verlegten  "Klartext / Voll Daneben". Dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, die große Klappe kultiviert hat und ein genialer Wortschöpfer ist, das wusste man in der Szene schon lange und die, die es nicht wussten, können es nun auch im Originalton hören.

Denn jetzt hat Olaf Kübler diverse Kapitel seines kuriosen Weges als akustische Exzerpte für ACT aufgenommen. Wenn Olaf Kübler mit seiner eigenen Gruppe auf der Bühne steht, lässt er es sich nicht nehmen, zwischen zwei hart swingenden Stücken auch aus seiner imposanten Vita zu zitieren und mit Pointen um sich zu schmeißen. Das tut der mittlerweile wieder an der Lahn lebende "Sprachblütengärtner" stets mit einem solch trockenen Wortwitz, dass manch einem Konzertbesucher vor Lachen das Kaltgetränk aus dem Glas schwappt.

Der Münchner Bassist und Produzent Wolfgang Schmid, einst wie Kübler bei Passport tätig und später mit eigenen Gruppen wie Wolfhound, Head, Heart & Hands, Paradox und Special Kick erfolgreich aktiv, hat sich Küblers Ansagen vorgenommen, hat ihnen ganze Passagen, aber auch Wortfetzen und Extrakte abgewonnen und um diese Verbalattacken des charmanten Großmauls eine so witzige wie anspielungsreiche Musik (mit Olaf Kübler als Saxofonisten) gelegt. Es gibt auch ein Wiederhören mit einigen Titeln, die Olaf Kübler unter dem Pseudonym Olaf Stiletti aufgenommen hat. Das Ergebnis heißt:

So war´s – voll daneben. Da hört man erstaunt zu, lacht sich unter den Tisch, raunt vielleicht mal kurz: Kaum zu glauben und denkt sich dann: Ja, "So war´s".